Wieso ausgebuddelter Torf Abfall ist
Was Gartenbesitzer auf ihre Beete streuen, sorgt in großen Mengen für Probleme
tk. Landkreis. Was haben Buxtehude, Landshut, Augsburg und die Gemeinde Niederfinow in Brandenburg gemeinsam? Ein Torfproblem. In allen Kommunen sind bei großen Bauprojekten riesige Mengen an Torf aus dem Boden geholt worden. Und alle Kommunen haben dasselbe Problem: wohin damit? Denn: Torf gilt, wenn er aus dem Boden geholt wird, als mineralischer Abfall, weil sein Kohlenstoffgehalt sehr hoch ist und festgelegte Grenzwerte überschritten werden. Kein Wunder, denn Torf besteht schließlich aus zersetzten Pflanzen.
In Buxtehude geht es aktuell um die Frage, wohin mit 23.000 Kubikmetern Torf, die aus dem Boden des neuen Wohngebietes Giselbertstraße gebuddelt werden. Warum das überhaupt ein Problem ist, erklärt Heiko Köhnlein, Leiter des Umweltamtes beim Landkreis Stade. Wenn Torf aus der Erde geholt wird, gilt er als Abfall, so der Fachmann. Und damit unterliegt Torf strengen Bestimmungen zur Wiederverwertung oder Deponierung. "Für Außenstehende ist das nur schwer nachzuvollziehen", sagt Köhnlein. Das, was viele Gartenbesitzer auf ihre Beete streuen, wird als großer Berg nach dem Ausbaggern zum Ökoproblem. Auch der Landkreis habe mitunter auf eigenen Baustellen ein Torfproblem. "Wir versuchen, das möglichst an Ort und Stelle wieder einzubauen", so der Leiter des Kreis-Umweltamtes.
Köhnlein betont, dass der Landkreis nicht die Gesetze mache, sondern nur ihre Einhaltung überwache. Es gibt Experten, die Handlungsbedarf beim bundesweiten Torfproblem sehen. Wird der Rohstoff nicht wiederverwertet, sondern deponiert, treibt das die Preise für ein Bauprojekt nach oben.
Ein Insider aus einem Planungsbüro gibt zu bedenken: Für solch große Mengen gebe es im nordwestdeutschen Raum keine Deponien. Das heißt: Der Torf müsste mit hunderten Lkw-Fahrten anderswohin, etwa ins benachbarte Ausland, transportiert werden. Das wiederum ergebe unterm Strich eine wirklich miese Ökobilanz.
Eine andere, auch vom Gesetzgeber erlaubte Möglichkeit: Torf darf als Bodenverbesserer auf Äckern aufgebracht werden. Allerdings nur eine dünne Schicht. Im brandenburgischen Niederfinow, dort sind 200.000 Tonnen Torf beim Bau eines Schiffshebewerks angefallen, gab es durchaus Landwirte, die an dem Rohstoff Interesse hatten. Allerdings nicht an den gigantischen Mengen. Die Planer des Projektes hatten aber Mindestabnahmemengen von 10.000 Tonnen im Visier.
Was mit dem Torf in Buxtehude geschehen soll, muss in den kommenden Wochen geklärt werden. Die 23.000 Kubikmeter säckeweise an Gartenbesitzer zu verkaufen - oder auf einen Schwung an einen Vermarkter -, funktioniert leider nicht. Der Torf enthält dafür zu viel Sand.
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