"Deutschland ist für Asylbewerber kein Schlaraffenland"
tk. Steinkirchen. Das WOCHENBLATT stellt in einer Serie Menschen vor, die aus ihrer Heimat geflohen sind und in Deutschland Asyl suchen. Dieses Mal kommt keine Migrantin zu Wort, sondern eine Frau, die sich ehrenamtlich für Flüchtlinge engagiert und mit Vorurteilen aufräumt: "Deutschland ist für Asylbewerber kein Schlaraffenland", sagt Susanne Graf-Geller (53). Die Frau aus Steinkirchen steht Menschen zur Seite, die in Deutschland eine neue Heimat suchen.
Sie weiß aus zehn Jahren Erfahrung mit dieser ehrenamtlichen Arbeit, dass es keineswegs das Paradies ist, das Flüchtlinge hier finden. Gerade betreut sie eine Familie, die aus Tschetschenien vor wenigen Wochen nach Deutschland gekommen ist. "Die wussten nicht einmal wo sie waren", sagt Graf-Geller.
Nur durch Zufall habe sie erfahren, dass diese vier Menschen im Alten Land gelandet sind. Ihnen wurde die Tür zu ihrer Bleibe aufgeschlossen - das war es dann. Hinter sich hatten sie eine Odyssee von einem Durchgangslager in den Landkreis Stade "Ohne Geld und ohne Essen", sagt Graf-Geller.
Die Familie mit zwei Kindern, die Russisch und Tschetschenisch spricht, war auf sich allein gestellt. Susanne Graf-Geller wünscht sich eine andere Begrüßungskultur. "Wenigstens ein kleiner Zettel mit Hinweisen in der Muttersprache wäre gut", sagt sie. Ganz lebenspraktische Informationen: Wo ist ein Supermarkt, wo die nächste Bushaltestelle, wie geht es zum Amt nach Stade, wer ist wo für der Ansprechpartner? Um all das hat sich die Ehrenamtliche gekümmert. Auch einen Kita-Platz für die Kinder wird sie organisieren.
Es reiche nicht, wenn eine Gemeinde die Miete bezahle und die Menschen allein gelassen werden. Wenn es nur eine Handvoll Migranten in eine Dorf gebe, sollten sich viel mehr Menschen um sie kümmern, wünscht sich Susanne Graf-Geller. "Es gibt aber viel zu viele Berührungsängste", fügt sie hinzu.
"Es ist so einfach zu helfen", sagt die Frau, die zu den Gründungsmitgliedern des "Internationalen Frauenfrühstücks" in Steinkirchen gehört. Für die Frauen aus dieser multikulturellen Runde war es selbstverständlich, den Neuankömmlingen den Start zu erleichtern.
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