Ehemaliges Harsefelder LKR-Mitglied spricht über Austritt
Kleinstpartei als Alternative für AfDler?

Lehnt rechte Gesinnungen ab: Jurist und Mitglied der Bürgerlichen Wählergruppe in Harsefeld, Jens Paulsen | Foto: Paulsen
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jab. Harsefeld. Die Liberal-konservativen Reformer (LKR) machen derzeit mit einer Übertrittswelle von bisherigen AfD-Mitgliedern zu ihrer Partei auf sich aufmerksam - sowohl auf Bundes-, Landes-, aber auch auf kommunaler Ebene. Zuletzt waren Ratsmitglieder der AfD aus Winsen in die LKR übergetreten. Nun sprach das WOCHENBLATT mit Jens Paulsen. Der Politiker war bereits nach dem Rechtsruck 2015 aus der AfD ausgetreten. Bei den LKR hatte er zeitweise den Landesvorsitz inne, trat aber auch aus dieser Kleinpartei aus. In Harsefeld initiierte er die Bürgerliche Wählergruppe, mit der er im Rat des Fleckens Harsefeld und der Samtgemeinde sitzt. Waren rechte Gesinnungen der Grund für Paulsens Austritt aus der LKR?

Austritt aus der AfD nach Rechtsruck

Bis 2015 war Paulsen Mitglied der AfD, trat 2013 sogar bei der Wahl zum Bundestagsabgeordneten für den Wahlkreis Stade-Rotenburg an. "Wir waren eine eurokritische Partei mit wirtschaftspolitischen Themen", sagt Paulsen. Doch im Juli 2015 gab es innerhalb der Partei - vor allem durch den Sieg Frauke Petrys als Parteivorsitzende über Bernd Lucke - einen Rechtsruck, den er nicht gutheißen konnte. Mit 4.000 anderen verließ er die Partei. "Das wollte ich nicht mitmachen", so der Jurist. Im selben Jahr gründete er mit weiteren Mitgliedern die Partei ALFA, die späteren LKR, und schrieb an der Satzung mit. Sie wollten den Zwischenraum zwischen CDU und AfD füllen.

Durch einem verlorenen Rechtsstreit um den Namen musste sich die Partei 2016 umbenennen. Hinzu kam, dass sie selbst bei Kommunalwahlen nie mehr als 1,1 Prozent der Wählerstimmen erzielten. "Wir wurden leider nicht wahrgenommen", sagt Paulsen.

Keine politische Alternative

Paulsen war Landesvorsitzender der LKR, im Bundesvorstand und hatte sogar einige Monate den geschäftsführenden Bundesvorsitz inne. Nachdem der bisherige Landesvorsitzende Peter Drewes bei einem Flugzeugunglück tödlich verunglückte, kandidierte Paulsen nicht wieder für den Bundesvorstand, übernahm stattdessen den Landesvorsitz. Die LKR traten bei der Europawahl 2019 mit Bernd Lucke als Spitzenkandidaten an, erreichten aber nur 0,1 Prozent der Stimmen. "Ich hatte die Hoffnung aufgegeben, dass es der LKR gelingen kann, sich als ernst zu nehmende politische Alternative zwischen der immer mehr nach Rechtsaußen abdriftenden AfD und der CDU zu etablieren." Nachdem sein Vorschlag zur Auflösung der LKR abgelehnt wurde, verließ er schließlich die Partei.

Paulsen gründete gemeinsam mit Dieter Bäurle die Bürgerliche Wählergruppe. Er selbst ist parteilos, sieht sich aber weiterhin als liberal-konservativ.

Radikale durch Satzung ausgeschlossen

In Bezug auf die LKR betont Paulsen, durch die von ihm mitverfasste Satzung sei sichergestellt, dass die Partei nicht von Radikalen unterwandert werde. Daher gehe er davon aus, dass die, die zu den LKR übertreten, mit dieser Satzung konform gingen. Zwar kenne er die Menschen nicht alle persönlich, aber er stellt klar, dass rassistische Gesinnungen durch die LKR bis heute abgelehnt würden. Auch der jetzige LKR-Landesvorsitzende Bernd Vogel geht nicht davon aus, dass es sich bei den Parteiwechslern um Personen mit rechtsextremem Gedankengut handelt. Schließlich würden sie die AfD aufgrund des extremen Rechtsrucks verlassen. Zudem ergänzt Vogel, dass nicht nur Mitglieder aus der AfD, sondern auch aus beispielsweise CDU und FDP, aber auch vorher Parteilose sich den LKR in der letzten Zeit angeschlossen hätten.

Redakteur:

Jaana Bollmann aus Stade

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