Jesteburg: Nur wenig Anmeldungen
So kämpft die Oberschule um Schüler

Kornelia Petersen begutachtet Benno Bockelmanns (13, re.) Programmierung. Der Roboter soll Klötzchen stapeln | Foto: pöp
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  • Kornelia Petersen begutachtet Benno Bockelmanns (13, re.) Programmierung. Der Roboter soll Klötzchen stapeln
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Die einzige weiterführende Schule in Jesteburg ist unter Druck geraten: Im zwölften Jahr des Bestehens sinken seit der Eröffnung der Integrierten Gesamtschule im benachbarten Hanstedt die Schülerzahlen an der Oberschule dramatisch (das Wochenblatt berichtete, s.u.). Doch Schulleitung und Kollegium stemmen sich mit neuen Ideen und fortschrittlichen Konzepten dagegen. Zum Beispiel mit zwei neuen Konzepten, die zunächst als Pilotprojekt in Klasse 5 und im Hauptschulzweig umgesetzt werden: das Lernen in Bewegung, das klassenübergreifende Lernen mit Schülerbüros. "Wir sind begeistert, wie gut das läuft", sagt Schulleiterin Iris Strunk. Nach der Pilotphase will sie diese Lernform in allen Klassen umsetzen.

An Grundschulen wird das Lernen in Bewegung schon länger erprobt, an einer weiterführenden Schule ist es neu, "aber ebenso wichtig", erklärt Lehrerin Meta Groth-Hinrichs, eine von zwei Klassenlehrerinnen der 5a. "Denn durch langes bewegungsloses Sitzen verkürzen sich Muskeln. Deshalb lernen wir auch manchmal in Bodennähe." Dafür liegen Kissen im Kreis, auf welche sich Schüler zum Beispiel bei Gruppenarbeiten setzen.

Die zweite neue Idee: Die Schüler lernen - begleitet von einem Lehrer in Rufweite - in eigenen "Büros": Anders als in den üblichen Klassenräumen mit Tischreihen oder -gruppen haben die Schüler hier feste Einzel-Arbeitsplätze mit Tisch, Stuhl und Regal - abgeschirmt vom Lernnachbarn, aber in Rufweite einer Lehrkraft -, um dort selbständig Übungen zu machen und Aufgaben zu lösen. "Das schafft mehr Ruhe und Konzentration", sagt Schulleiterin Strunk. "Und außerdem können die Schüler dort Bücher und Ordner lassen, müssen nicht alles ständig mit sich herumtragen." Zuvor gibt es Stühle im Doppelhalbkreis für die "Input-Phase", in der eine Lehrkraft das Thema erklärt. So wird an der Oberschule erstmals gelernt, zunächst im Hauptschulzweig, später soll die ganze Schule so lernen können. "Doch da müssen wir noch ein paar Umbauten vornehmen", sagt Strunk.

Ein besonderes Angebot der Oberschule Jesteburg: Das Techniklabor, das das Land Niedersachsen nur drei Schulen im Landkreis spendierte, darunter die Oberschule Jesteburg. Hier lernen die Schüler unter anderem den Umgang mit Robotern: Wie programmiert man sie, sodass sie Bauklötze stapeln - oder den Rasen mähen. Fachlehrerin Kornelia Petersen ist immer dabei und erklärt die Technik: "Erst müssen wir das theoretisch angehen, dann setzen die Schüler das in eigene Bewegungen um und schließlich programmieren sie die Roboter."

"Wir bieten auch schon jetzt vieles, was von Eltern gewünscht wird. Doch das wird oft nicht wahrgenommen", sagt Strunk, die voll hinter ihrem Schulkonzept steht. Und das umfasst zum Beispiel das gemeinsame Lernen aller Schüler bis Klasse 8: Die Schüler bleiben in den leistungsgemischten Klassen zusammen, lernen aber auf unterschiedlichen Niveaus in verschiedenen Kursen, dem Grundniveau, dem erweiterten Niveau und dem Zusatzniveau. Die Berufsvorbereitung der Schule wurde übrigens mehrfach ausgezeichnet: Es gibt zum Beispiel eine Schülerfirma, individuelle Berufsberatung in der Schule, Bewerbungstraining, Praktika und Berufsmessen, eine 3-D-Druckwelten-AG und besondere sportliche Angebote wie Floorball oder Reiten.

Iris Strunk ist daher von der Schulform Oberschule überzeugt. Zum Beispiel auch deshalb: Weil ab Klasse 9 in Zweige mit unterschiedlichem Lernniveaus differenziert wird, können die Schüler genau auf den angepeilten Haupt- oder Realschulabschluss oder das Abitur vorbereitet werden. Und entgegen häufiger Annahmen gibt es an der Oberschule durchaus Noten. "So ist das durch Erlass der Landesregierung vorgeschrieben", so Strunk, die damit eigentlich nicht so glücklich ist. Deshalb gibts zusätzlich detaillierte "Kompetenz-Zeugnisse", die einen genaueren Blick auf die Fähigkeiten eines Schülers erlaubten, als das eine Note könne. "So fällt es leichter, punktgenau gegenzusteuern, wenn irgendetwas noch nicht so gut klappt", erklärt Strunk.

Weiterer Vorteil: Wenn sich die Schule quasi "vor der Haustür" befindet, gibt es keine langen Fahrwege und Freundeskreise bleiben erhalten. Und was viele auch nicht wüssten: "Unsere Schüler haben das Recht, jede Oberstufe an Gymnasien oder Gesamtschulen zu besuchen, nicht nur die der IGS Seevetal, mit der wir eine Kooperation haben. Das kann auch das Gymnasium Salzhausen oder ein Buchholzer Gymnasium sein."

Hier werden alle Kompetenzen gefördert
Redakteur:

Gabriele Poepleu aus Jesteburg

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