Kamal Shekho beginnt Ausbildung im IT-Bereich
Syrer zeigt, wie Integration funktioniert

Kamal Shekho an seinem Arbeitsplatz | Foto: Jobcenter LK Harburg
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Kamal Shekho war 17 Jahre, als er Syrien verlässt. Er ist Kurde, in seinem Heimatland ist Krieg und es gab dort für ihn keine Zukunft. Er musste seine Familie, seine Eltern und seine beiden jüngeren Brüder, in Afrin zurücklassen. Zu Fuß machte er sich auf den Weg in die Türkei und versuchte mehrfach nach Griechenland zu gelangen – zunächst ohne Erfolg. Aber um nicht untätig zu sein, lernte er die türkische Sprache und besuchte dort eine Schule. Im Oktober 2021, mit 18 Jahren, schaffte er die Flucht nach Deutschland, ohne jemanden zu kennen oder die deutsche Sprache zu verstehen. Heute sagt er, dass ihm das nicht geschadet hat. Dadurch hat er sich auf seine Ziele konzentriert. Und Shekho ist jemand, der sich von seinen Zielen nicht abbringen lässt.

Aufgrund seines Status und seiner Volljährigkeit wurde ihm zunächst der Besuch einer Schule verwehrt. Nichtstun war aber keine Alternative für ihn. Er begann sich ehrenamtlich im Sozialkontor in Hamburg zu engagieren. In den sozialen Medien war er auf diese Organisation gestoßen. Bis heute unterstützt er dort Menschen. Als Dank hat ihm die Stadt Hamburg die Engagement-Karte übergeben.

Ab März 2022 besuchte er die Berufsbildende Schule in Buchholz und lernte in einer Integrationsklasse. Dort wurde er beim Erlernen der deutschen Sprache unterstützt und nahm am Schulunterricht teil. Mathematik und Informatik machten ihm besonders Spaß, Fächer, bei denen er auch mit wenig Sprachkenntnissen gut zurechtkommt. Der Sprung auf ein Gymnasium danach glückte nicht. Aufgrund seiner begrenzten Deutschkenntnisse konnte er dem Unterricht nicht in allen Fächern folgen.

Seit März 2023 betreute dann das Jobcenter Landkreis Harburg Kamal Shekho. Seine zuständige Arbeitsvermittlerin, Marta Zerotzki, beschreibt den jungen Mann als unendlich fleißig und engagiert. „Unsere Zusammenarbeit war sehr intensiv. Herr Shekho hatte immer bereits den nächsten Schritt im Kopf. Gemeinsam haben wir dann die Möglichkeiten besprochen“, so Zerotzki. Shekho weitet seine Deutschkenntnisse immer weiter aus. Marta Zerotzki unterstützte ihn u.a. bei der Anerkennung seines syrischen Schulabschlusses. Die Zukunft sahen beide in einer Ausbildung. Die Affinität zu Mathematik und Informatik ist geblieben. Es wurde also nach einem Arbeitgeber aus der IT-Branche gesucht.

Freuen sich über die erfolgreiche Arbeitsvermittlung: (v. li.) Marta Zerotzki, Arbeitsvermittlerin Jobcenter Landkreis Harburg, Kamal Shekho, Jens Bohl, CIO TRANSWAGGON GmbH | Foto: Jobcenter LK Harburg
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Seit zwei Jahren lernt Shekho nun deutsch und spricht die Sprache mittlerweile fließend. Dies überzeugte auch seinen jetzigen Arbeitgeber TRANSWAGGON GmbH aus Hamburg. Der CIO der Firma und Ausbilder von Kamal Shekho, Jens Bohl, berichtet: „Kamal Shekho hat einen unüblichen Weg gewählt. Er hat vor Absendung seiner Bewerbung bei uns im Hause angerufen. In diesem Gespräch hat er schnell deutlich gemacht, wie gut seine Deutschkenntnisse waren und mit welcher durchweg positiven und engagierten Einstellung er Dinge angeht. Gut möglich, dass sonst seine Bewerbung keine Berücksichtigung gefunden hätte.“ TRANSWAGGON ist ein internationales Logistikunternehmen mit Sitz in Hamburg. Am Hamburger Standort arbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ganz unterschiedlichen Nationalitäten. Bohl hat dazu eine eindeutige Meinung: „Es kommt bei uns nur auf die Fachkompetenz und vor allem die persönliche Einstellung an.“ Dies hat er auch bei Kamal Shekho gesehen, der bereits vor der Ausbildung angefangen hat, sich mit den im Unternehmen eingesetzten Technologien zu beschäftigen. „Wir sind jeden Tag froh, dass wir ihn hier haben.“

Auch Marta Zerotzki, seine Arbeitsvermittlerin vom Jobcenter, ist über den Weg ihres Schützlings sehr glücklich: „Sein Erfolg ist auch ein bisschen mein Erfolg. Es ist immer schön, wenn die gemeinsame Arbeit solche Früchte trägt. “

Shekho ist unermüdlich

Neben seiner Ausbildung, einem Minijob bei einer Fastfood-Kette und dem Ehrenamt beim Sozialkontor übt er ein weiteres Ehrenamt bei der Arbeiterwohlfahrt aus. Hier hat er bereits über 400 Einsätze gehabt, bei denen er anderen, meist geflüchtete Menschen, unterstützt. So hilft er bei Behördengängen, in Krankenhäusern oder auf Elternabenden. Kamal Shekhos Ziele für die Zukunft sind bescheiden. Er möchte dauerhaft in der IT-Branche arbeiten und seine Englischkenntnisse erweitern. Sein Motto gibt er gerne an andere weiter.  „Man darf nie aufgeben oder sich entmutigen lassen! Und man muss die Angebote nutzen, die einem angeboten werden.“

Kamal Shekho an seinem Arbeitsplatz | Foto: Jobcenter LK Harburg
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Pauline Meyer aus Neu Wulmstorf

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