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Ortstermin in Salzhausen
Minister Olaf Lies stößt bei Windkraft-Debatte auf Widerstand der Bevölkerung

Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) stand in Salzhausen Rede und Antwort zum Thema Windenergie | Foto: Anika Werner
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Mehr als 100 Gäste versammelten sich zum Austausch über den geplanten Windkraftausbau in Salzhausen. Neben Bürgerinnen und Bürgern waren auch hochrangige Vertreter der Kommunalpolitik anwesend, darunter Samtgemeindebürgermeister Jens Köster, verschiedene Bürgermeister aus den Gemeinden sowie Landrat Rainer Rempe. Auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) nahm an der Diskussion teil und stellte sich den kritischen Fragen der Bevölkerung.

Ein ambitioniertes Ziel – und viel Widerstand
Hintergrund der Veranstaltung ist die gesetzliche Verpflichtung, bis 2027 insgesamt 3.051 Hektar (2,44 % der Kreisfläche) und bis 2032 insgesamt 3.949 Hektar (3,16 %) für Windenergieanlagen auszuweisen. Besonders in der Samtgemeinde Salzhausen sorgen diese Pläne für Unmut, denn hier sollen laut aktuellem Entwurf des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP) 9,03 Prozent der Gemeindefläche und 9,1 Prozent des Samtgemeindegebietes für Windkraft reserviert werden – deutlich mehr als der Durchschnitt im Landkreis. Der Gemeinderat lehnt diese ungleiche Verteilung bereits ab und fordert in einer Resolution eine Reduzierung der Flächen (das WOCHENBLATT berichtete).

Minister Lies machte zu Beginn der Veranstaltung deutlich, dass er den Termin für wichtig halte. „Wir schieben hier nichts hin und her“, betonte er, und versprach, dass der Landkreis nicht übermäßig belastet werden solle. Gleichzeitig machte er aber auch klar, dass die Windkraftziele gesetzt seien und umgesetzt werden müssten. „Wir sind noch lange nicht fertig“, stellte er fest und warb um Akzeptanz in der Bevölkerung.

Akzeptanz oder Unmut?
Tatsächlich blieb die Stimmung in der Veranstaltung angespannt. Lies räumte zwar ein, dass 9 % Gemeindefläche für Windkraftanlagen „viel“ seien, betonte jedoch immer wieder, dass die Bürgerinnen und Bürger auch Vorteile durch den Ausbau hätten: Die kommunale Kasse würde profitieren, und es gäbe eine Beteiligung für die Bürger. Doch die Einwände aus dem Publikum ließen nicht lange auf sich warten.

Vor allem die geplante Errichtung von Windrädern in Waldgebieten sorgte für hitzige Diskussionen. Bürger verwiesen auf den Wald als CO₂-Speicher und auf die Gefahr der Bodenverdichtung, insbesondere in Wasserschutzgebieten. Sie äußerten Bedenken, dass durch die Rodung von Flächen bei Starkregen das Wasser nicht mehr versickern könne. Lies versuchte zu beschwichtigen: Die Abstände zwischen den Anlagen seien groß, und es würden nur wenige Bäume weichen müssen. „Es wird nicht ein ganzer Wald abgeholzt“, versicherte er.

Auch zu weiteren Kritikpunkten nahm der Minister Stellung – und tat einige davon als unbegründet ab. Weder die Auswirkungen auf das Insektensterben noch die Gefahr für Vögel durch die Rotorblätter seien so gravierend, wie oft dargestellt werde. Ebenso sah er kein Problem bei der Abnutzung der Rotorblätter, deren Beschichtung sich mit der Zeit löst und zu Boden fällt. Die Befürchtung, dies könne den Boden belasten, wies er zurück. „Das ist absolut gefahrlos“, so Lies.

Die Skepsis im Publikum blieb jedoch groß. Besonders seine Aussage, dass Lärm durch Windräder „nicht vermeidbar“ sei und sensible Menschen sich immer daran stören würden, sorgte für Unmut. Die gesetzlich vorgegebenen Lärmgrenzen würden eingehalten, doch das beruhigte die Betroffenen kaum.

Landrat will Bedenken weitergeben
Auch Landrat Rainer Rempe äußerte sich während der Veranstaltung. Er kündigte an, die Einwendungen der Bürgerinnen und Bürger zu sammeln, alle Fakten aufzulisten und auch die Emotionen nicht außer Acht zu lassen. Sollte sich herausstellen, dass die Belastung für den Landkreis zu hoch sei, werde er das an die Landesregierung weitergeben. „Dann ist das Land gefragt, eine Lösung zu finden“, erklärte Rempe.

Eine gereizte Grundstimmung bleibt
Am Ende der Veranstaltung versuchte Minister Lies, eine positive Bilanz zu ziehen: Er spüre eine „generelle Akzeptanz“ für die Windkraftpläne. Diese Aussage wurde von vielen Anwesenden mit einem lauten „Nein!“ quittiert. Der Minister relativierte daraufhin seine Einschätzung: Er nehme die Kritik ernst, doch am Ende müsse sich jeder fragen, „belastet es uns tatsächlich oder können wir damit leben?“

Die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in Salzhausen scheint darauf bereits eine Antwort zu haben. Der Abend zeigte, dass die Akzeptanz der Bevölkerung weit geringer ausfällt, als es sich die Landesregierung erhofft. Nun bleibt abzuwarten, ob die versprochene Nachbesserung tatsächlich erfolgt – und ob der Landkreis Harburg am Ende doch eine fairere Verteilung der Windkraftflächen erreicht.

Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) stand in Salzhausen Rede und Antwort zum Thema Windenergie | Foto: Anika Werner
Die Anwesenden zeigten großes Interesse am Thema | Foto: Anika Werner
SPD-Bundestagsabgeordnete Svenja Stadler hatte Wirtschaftsminister Olaf Lies nach Salzhausen eingeladen | Foto: Anika Werner
Redakteur:

Anika Werner aus Winsen

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1 Kommentar

Leserreporter
Peter Jensen aus Stelle
am 06.02.2025 um 16:22

Man möchte sagen "Die Geister, die ich rief." Herr Lies hat seinerzeit mit dem Dialogforum Schiene Nord die Saat für eine Kultur des St-Florians geschaffen und diese jahrelang weiter kultiviert. Beim Windkraftausbau holt ihn jenes wieder ein.