Zeitungszusteller in Ohlendorf
Mohamad Alazaat bringt das Wochenblatt - bei Wind und Wetter

Immer gut gelaunt unterwegs: Mohamad Alazaar | Foto: pöp
  • Immer gut gelaunt unterwegs: Mohamad Alazaar
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Obwohl Mohamad Alazaat eigentlich schon genug um die Ohren hat - er verkauft seit 2019 bei Bäcker Weiß in Knolles Markt in Ramelsloh in Vollzeit Brot, Brötchen und Kuchen - hängt der 32-jährige gebürtige Syrer sehr an seinem Zeitungsjob: "Ich mag die Menschen", erklärt er, "Und Wind und Wetter machen mir nichts aus."

Das glaubt man ihm aufs Wort: Alazaat lacht oft und gern und kann allem etwas Positives abgewinnen. Obwohl er in seinem Leben schon viele schwierige Situationen meistern musste: Er verlor schon mit drei Jahren seine Mutter, musste mit den Brüdern wegen des Krieges in Syrien seine Heimat verlassen. Der Vater blieb in Damaskus, Alazaats Geburtsort, zurück. "Er war zu alt, wollte nicht mehr weggehen."

Alazaat selbst strandete auf seiner Flucht in der Türkei, wo heute noch zwei seiner vier Brüder leben, in schwierigen Lebensverhältnissen. "Das Leben ist dort für Menschen auf der Flucht fast unmöglich", erinnert er sich an komplizierte eineinhalb Jahre - mit täglich 17, 18 Stunden Arbeit, ohne freie Tage. Der Verdienst reichte trotzdem nicht einmal für eine Wohnung, so dass er in einer gemeinsamen Unterkunft mit dreizehn anderen unterkommen musste. Sein Vater unterstützte den Sohn damals. "Heute kann ich ihm etwas zurückgeben", sagt Alazaat, für den Familie sehr wichtig ist.

In Deutschland hat er keine Verwandtschaft. Als er 2015 auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle selbst hier ankam, hat er als Erstes Deutsch gelernt. "Das war mir sehr wichtig", erzählt er. Und es hat sich ausgezahlt: Heute beherrscht er die Sprache sehr gut. "Das liegt aber auch daran, dass ich das ständig übe: Bei meiner Arbeit beim Bäcker spreche ich ja viel mit den Kunden."

Und inzwischen hat er auch die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Im Juli bekam er seinen Pass, konnte im Sommerurlaub endlich in die Türkei fahren und dort nach neun Jahren Trennung seinen Bruder wiedersehen. War der Einbürgerungstest schwer? Nein, das fand Mohamad Alazaat nicht: "Man muss eben ein wenig üben." Das zahlte sich aus: Er schaffte 33 von 33 Punkten.

Zu Weihnachten wird ihn in seiner kleinen Wohnung in Ohlendorf ein Freund aus Minden besuchen, ebenfalls ein gebürtiger Syrer. "Ich feiere Weihnachten auch wie die Einheimischen hier, mit Freunden und Kollegen."

Haben sich die Menschen in seinem Zustellbezirk durch die Krisen der vergangenen Jahre und aktuelle Sparzwänge verändert? "Nein, gar nicht", sagt Alazaat. "Ich komme mit allen gut aus, sie sind alle nett."

Redakteur:

Gabriele Poepleu aus Jesteburg

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