Die Gemeinde Seevetal hat damit begonnen, den im Gemeinderat umstrittenen Beschluss zur Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung umzusetzen. Menschen in Bullenhausen sind bereits betroffen - und zeigen sich verärgert. Sie empfinden die Dunkelheit als unangenehm. 

Das Gefühl, wenn es schlagartig stockfinster in der Nachbarschaft am Butendieksweg ist, sei beklemmend, sagt Malin Kocher. Die 23-Jährige ist im Krankenhaus im Schichtdienst tätig. Sie kommt deshalb auch nachts von der Arbeit zurück. Die Finsternis in der Nachbarschaft beschreibt sie so: "Wie in einem Keller, in dem keine Lampen sind."

Nicht nur wegen der Berufstätigkeit im Schichtdienst gehen die Menschen nachts aus dem Haus. Er gehe vor fünf Uhr mit dem Hund hinaus, sagt ein Anwohner. Andere kehren nach Mitternacht aus dem Kino oder Theater zurück.

Das subjektive Sicherheitsgefühl gehe mit der Dunkelheit in der Nachbarschaft verloren. Das sei tief im Menschen verankert und deshalb beklemmend, erklärt ein Anwohner das Empfinden.

Mit der Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung von 23 Uhr bis 5 Uhr in den Wohnstraßen im Gemeindegebiet will die Gemeinde Seevetal Energie und Geld sparen. Nach kontroverser Debatte hat sie der Gemeinderat im vergangenen Dezember in geheimer Abstimmung mit 23 Jastimmen bei 18 Gegenstimmen  beschlossen. Auf Hauptverkehrsstraßen und in Straßeneinmündungen bleibt das Licht eingeschaltet. Die Regelung ist ein Test und auf vier Monate begrenzt.

Die Gemeindeverwaltung habe mit der Nachtabschaltung in den kleineren Ortsteilen begonnen und werde nach und nach in den anderen Gemeindeteilen damit fortfahren, sagt Gemeindesprecher Andreas Schmidt. Einzelne Beschwerden und Rückfragen nicht nur aus Bullenhausen hätten die Verwaltung inzwischen erreicht, antwortete er dem WOCHENBLATT.

In einem Fall hat die Gemeinde nach Hinweis von einem Bürger die Nachtabschaltung korrigiert. Weil der Bus auf der Linie 149 seine erste Fahrt am frühen Morgen ab Bullenhausen bereits vor fünf Uhr beginnt, sei die Bushaltestelle Butendieksweg wieder ab vier Uhr beleuchtet. "In solchen Fällen sind wir für Hinweise von den Bürgerinnen und Bürgern dankbar", sagt der Gemeindesprecher. 

"Wir sind nicht dagegen, Energie zu sparen", sagt Joachim Pauw aus Bullenhausen. Nur zur kompletten Abschaltung der Straßenbeleuchtung ließen sich besserer Lösungen finden. Joachim Pauw schlägt einen Dämmermodus der öffentlichen Straßenbeleuchtung in der Nacht vor.. "Nur stockfinster, das ist nicht zumutbar. Sonst hätten unsere Vorfahren ja auch nicht mit den Öllampen angefangen."