Unterrichtsstoff am Gymnasium Meckelfeld
Wie der Protest gegen die geplante Neubau-Bahntrasse Schule macht
Die öffentliche politische Auseinandersetzung um die geplante Neubau-Bahntrasse zwischen Hamburg und Hannover durch den Landkreis Harburg eignet sich als Unterrichtsstoff an der Schule. Schüler und Schülerinnen des achten Jahrgangs am Gymnasium Meckelfeld haben sich mit dem politischen Ereignis aus ihrer Nachbarschaft beschäftigt - im Politikunterricht wie auch im Deutschunterricht. Warum die Protestbewegung zum Unterrichtsstoff taugt, erklärt Lehrer Leon Peters (30).
Der Lehrplan in Niedersachsen für Gymnasiasten in den achten Klassen sieht vor, den Jungen und Mädchen "politische Entscheidungsprozesse im Nahbereich" zu vermitteln. Die Mitwirkungsmöglichkeiten von Jugendlichen, die ja noch nicht wählen dürfen, seien der Ansatzpunkt gewesen, den öffentlichen Protest im Landkreis Harburg in den Unterricht zu bringen, sagt Leon Peters, Lehrer für Deutsch und Politik-Wirtschaft.
Protestplakate an Straßen und auf Feldern, Kreuze als Symbol der Protestbewegung am Wegesrand, Installationen mit Strohballen, die den Trassenverlauf anschaulich machen sollen - all das hätten die Jugendlichen wahrgenommen. So sei anschaulich geworden, wie Menschen, auch Jugendliche, sich politisch äußern und einmischen können.
Dass Bürgerinitiativen ein Mittel in einer Demokratie sind, sich Gehör zu verschaffen, sollten die Jugendlichen erfahren. Dass sich Politik nicht nur in Berlin oder Brüssel abspiele. Als Hausaufgabe gab Leon Peters seinen Schülern und Schülerinnen auf, zu den beiden Bürgerinitiativen in ihrem Wohnort Seevetal, die Bürgerinitiative "Trassenalarm" und die Bürgerinitiative "Y-Monster", zu recherchieren. Dabei ging es nicht um eine Wertung der Positionen. "Als Lehrer muss ich neutral bleiben", sagt Leon Peters.
Der sprachliche Ausdruck des Protests schaffte es sogar in den Deutschunterricht. Die eigenwillige Sprache eines Flugblatts der Bürgerinitiative "Y-Monster" mit ihren in Slogans gehaltenen Sätzen ("es gibt Ärger erster Klasse") und Wortneuschöpfungen wie "bahnsinnig" analysierten die Schülerinnen und Schüler bis ins kleinste Detail. "Damit könnte man drei Deutschstunden füllen", sagt Leon Peters.
Die Bahntrasse gehe mittendurch durch Familien und Freundschaften, heißt es dort zum Beispiel. Was der Verfasser mit der bildlichen Sprache zu erreichen versuche, wollte Leon Peters von den Schülern und Schülerinnen wissen. Denn eine Bahntrasse könne ja nicht durch eine Familie verlegt werden.
Die eigentümliche Sprache hätten die Jungen und Mädchen als "komisch", "bedrohlich", "aggressiv" oder auch "verwirrend" empfunden.
Und wie kam der Unterrichtsstoff, der sich vor der eigenen Haustür abspielt, an sich an? "Wenn sich nach dem Klingelzeichen zum Ende der Unterrichtsstunde Schüler noch zu dem Unterrichtsstoff austauschen, ist das für mich ein Zeichen, dass er etwas bewirkt hat", sagt Leon Peters.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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