Drochtersen: Ex-Dorfhäuptling fühlt sich "endlich leicht und frei"
Zwei Jahre im Bürgermeister-Ruhestand: Hans-Wilhelm Bösch (67) verliert Pfunde und Amtslast
tp. Drochtersen. Schlank und gebräunt schreitet Power-Rentner Hans-Wilhelm Bösch (67) mit großen Schritten den Strand seiner Heimat-Insel Krautsand entlang. Badegäste staunen über die Vitalität und Lebensfreude des strahlenden Seniors. Freunde und Bekannte fragen bewundernd: "Wie hast du das geschafft?"
Seit zwei Jahren genießt der ehemalige hauptamtliche Bürgermeister von Drochtersen den Ruhestand, fühlt sich "endlich leicht und frei". Nicht nur die Amtslast als Verwaltungschef und früherer Vorsitzender zahlreicher Vereine und Organisationen fiel von seinen Schultern. Mit seinen 85 Kilo präsentiert sich der dreifach Großvater nun deutlich leichter als zu seinen schwersten Bürgermeisterzeiten, in denen er 103 Kilo auf die Waage brachte.
"Ich halte mein Gewicht durch Sport", sagt Hans-Wilhelm Bösch. Nach fast zwei Jahrzehnten als Bürgermeister, Lokal- und Kreistagspolitiker, in denen er wöchentlich gut 70 Stunden arbeitete und die langen, stressigen Tage spät abends nicht selten beim Bierchen und reichhaltigem Essen mit Parteifreunden ausklingen ließ, genießt er nun die freie Zeit, die er vor allem mit regelmäßigem Training ausfüllt.
Mit seinem Fahrrad legte er in den vergangenen zwei Jahren Stück für Stück gut 4.000 Kilometer zurück. Bösch hat sich einer kleinen Gruppe bewegungsfreudiger Rentner angeschlossen, mit denen er noch in diesem Sommer nach Husum radeln will.
Montags und donnerstags steht Nordic Walking am Elb-Ufer auf dem Programm, dienstags Rückenfitness beim Heimat-Sportverein TVG Drochtersen und freitags Indoor Cycling auf dem modernen Trimmdich-Rad. Gelegentlich besucht er den Fitness-Club auf Krautsand, der - passend zu seinem neuen Lebensstil - "Körper-Zeit" heißt.
Mit Eintritt in den Ruhestand, den er wie eine Vollbremsung "von hundert auf Null" erlebte, trennte sich Hans-Wilhelm-Bösch auch von mehreren freiwilligen Posten. Doch ganz ohne Ehrenämter und Geselligkeit kann frühere Dorfhäuptling jedoch nicht leben: Bösch ist Initiator der Fußball-Fangemeinschaft "43. Minute". Bei Heimspielen der örtlichen Elf, Drochtersen-Assel (D/A), ziehen sich die Mitglieder, allesamt Sportsfreunde der Generation Ü60, vom Spielfeldrand in das Clubheim zurück, um bei einem kühlen "Lütt un' Lütt" über die Partie zu fachsimpeln.
Bösch gründete zudem die Klönschnackrunde mit sieben ehemaligen hauptamtlichen Bürgermeistern aus dem Landkreis Stade, ist ehrenamtlicher Richter am Verwaltungsgericht, unterstützt den Kehdinger Touristikverein und ist Vorleser im Kindergarten. "Alles ohne Zwang", sagt Hans-Wilhelm Bösch": "Denn ich mache nur noch, was mir Spaß bringt."
Nicht zuletzt gehören Aktivitäten mit den Enkelkindern Lia (1), Jerome (5) und Calvin (10) zu Böschs Lieblingsbeschäftigungen. Die drei Kleinen sind nach seinem Bekunden auch Hauptmotor für seinen sportlichen Lebenswandel: "Schließlich sollen sie noch lange etwas von ihrem Opa haben."
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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