Familienmanagerin auf Zeit
bc. Stade. Ohne Nienke van der Kooi hätte Familie Winter aus Stade ein großes Problem. Die 25-Jährige ist in einer Notsituation eingesprungen. Täglich fährt Mutter Henrike Winter nach Hamburg, weil ihre jüngste Tochter dort in einer Spezialklinik für Frühchen liegt. Da der Ehemann den eigenen Milchviehbetrieb am Laufen halten muss und sich nicht ständig um die Söhne Onno (2) und Tamme (4) kümmern kann, kommt Nienke van der Kooi ins Spiel.
Als ausgebildete Dorfhelferin erledigt sie all die Dinge, die ansonsten die Mutter machen würde. „Ich bin nicht da, um etwas zu verändern. Ich mache alles im Sinne der Mutter“, sagt Nienke - die Familienmanagerin auf Zeit.
Genau 136 ausgebildete Dorfhelferinnen sind derzeit in Niedersachsen im Einsatz. Nienke van der Kooi gehört zu den jüngsten. Schon seit einigen Wochen führt sie in der Regel von morgens um 8 bis nachmittags um 16 Uhr den Haushalt auf dem Hof der Winters am Rande der Stadt. Sie spielt mit den Kindern, kocht, backt, wäscht, putzt, kauft ein. „Heute haben wir zum Beispiel Eis selber hergestellt“, erzählt Nienke. Bei Bedarf würde sie auch im landwirtschaftlichen Betrieb helfen oder alte und kranke Menschen pflegen. Auch das gehört zur Ausbildung.
Dorfhelferin ist der traditionelle Name für ihren Beruf. Ganz korrekt heißt es: „Geprüfte Fachkraft für Haushaltsführung und Familienbetreuung in Haushalten landwirtschaftlicher Betriebe.“ Dorfhelferinnen vertreten die haushaltsführende Person, wenn diese für eine begrenzte Zeit ausfällt. Waren Dorfhelferinnen früher nur für landwirtschaftliche Familien da, wird ihre Hilfe mehr und mehr auch im städtischen Umfeld und von Alleinerziehenden benötigt.
Nienkes Arbeitgeber ist das Evangelische Dorfhelferinnenwerk in Hannover. Nur hier sind Dorfhelferinnen in Niedersachsen angestellt. Das einzige Ausbildungsseminar für diesen Beruf befindet sich in Loccum (Landkreis Nienburg/Weser). Eine abgeschlossene hauswirtschaftliche Ausbildung ist Voraussetzung für die Teilnahme an einem 14-monatigen Weiterbildungskursus zur Dorfhelferin.
„Ich wusste schon mit zwölf Jahren, dass ich mal Dorfhelferin werden möchte“, sagt Nienke. Sie ist in Bremervörde auf einem Bauernhof groß geworden, auf dem Dorfhelferinnen in der Familie halfen: „Ein unheimlicher spannender Beruf, der eine Menge Flexibilität erfordert. Vor allem finde ich die Abwechslung reizvoll.“
• Für den diesjährigen Ausbildungskursus zur Dorfhelferin ab dem 12. September sind noch Plätze frei. Weitere Infos und Anm. unter Tel. 05766-7274 oder per E-Mail an DHW.Seminar.Loccum@evlka.de. Auch wenn es noch keinen Dorfhelfer gibt, auch Männer können die Ausbildung absolvieren.
• Im Landkreis Stade koordiniert Nicole Borchert vom Landvolk den Einsatz der Dorfhelferinnen: 04141-5191121, Borchert@Landvolk-Stade.de
So läuft die Finanzierung
Die Finanzierung des Einsatzes einer Dorfhelferin hängt von der jeweiligen Sozialversicherung der betroffenen Person ab, die für den Zeitraum ihres Ausfalls eine Hilfe im Haushalt benötigt. Versicherte der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau erhalten in Niedersachsen u.a. eine Dorfhelferin, wenn keine andere im Haushalt lebende Person helfen kann und mindestens zwei Kinder unter zwölf Jahren zu versorgen sind. Anders bei den gesetzlichen Krankenkassen in Niedersachsen, die den Einsatz einer Dorfhelferin in der Regel nur bewilligen, wenn drei Kinder unter zwölf Jahren zu versorgen sind.
Redakteur:Björn Carstens aus Buxtehude |
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