Ein Stück Normalität in Charkiw
Familientreffen mitten im Krieg

Grischa Kaflowsky unterstützt die Feuerwehren in seinem Heimatland mit Hilfsgütern. | Foto: G. K.
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  • Grischa Kaflowsky unterstützt die Feuerwehren in seinem Heimatland mit Hilfsgütern.
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Auch wenn die Berichterstattung in den Medien deutlich nachgelassen hat: In der Ukraine tobt weiterhin ein grausamer Krieg. Die russischen Aggressoren überziehen das Land mit Terror-Bombardements und attackieren dabei auch unzählige zivile Ziele. Nach fast zweieinhalb Jahren Krieg und Zerstörung benötigen die Ukrainer Hilfe dringender denn je. Aus dem Landkreis Stade startet Mitte Juli ein weiterer Hilfstransport. Vor allem medizinische Ausrüstung, aber auch Fahrzeuge werden in das kriegsgebeutelte Land geschickt (siehe unten). Einer der Initiatoren der Hilfskonvois aus dem Landkreise Stade ist der ukrainische Geschäftsmann Grischa Kaflowsky. Er fährt häufiger in die Ukraine und ist über die Situation dort bestens informiert. Das WOCHENBLATT steht regelmäßig mit ihm in Kontakt und erfährt so aus erster Hand von der Situation in der Ukraine. Kürzlich war Kaflowsky einige Tage in der von den Russen bedrohten Millionenstadt Charkiw im Osten des Landes, um dort seinen Sohn Sascha zu treffen, der an der nahen Front kämpft.

Ukrainer aus dem Kreis Stade hilft Kiewer Feuerwehr

Sohn trat in die Armee ein

Ein paar Tage Zeit mit der Familie: Das ermöglichte Grischa Kaflowsky seinem Sohn Sascha. Er hatte Schwiegertochter Lesja und Enkel Grischa junior mitgebracht.  Nur wenige Male im Jahr sind solche Treffen möglich. Direkt nach dem Beginn der russischen Invasion stand sein Sohn in Militärkluft vor ihm. Der ehemalige Oberstleutnant der Sowjetarmee war überrascht – und doch stolz. Während Grischa Kaflowsky seine Frau und sein Enkelkind in Kehdingen in Sicherheit brachte, kämpfte sein Sohn um Kiew. Seine Tochter half in einem Spital. Später war Sascha in der „Hölle von Bachmut“ im Einsatz. Es folgten Aufgaben als Kommandeur einer Drohnen-Einheit an verschiedenen Frontabschnitten, zuletzt im Raum Charkiw. Immer wieder entging Sascha nur knapp russischem Beschuss.

Wiedersehen in Charkiw: Soldat Sascha Kaflowsky darf mit Frau Lesja und Sohn Grischa junior ein paar freie Tage genießen.  | Foto: G. K.
  • Wiedersehen in Charkiw: Soldat Sascha Kaflowsky darf mit Frau Lesja und Sohn Grischa junior ein paar freie Tage genießen.
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Nächster Ukraine-Hilfskonvoi aus dem Kreis Stade startet im Juli

Luftalarm und Stromunterbrechung

In der Stadtmitte von Charkiw haben Restaurants und Geschäfte geöffnet, berichtet Kaflowsky. Mit drei Kameraden seines Sohnes ging die Familie abends essen und erlebte so ein Stück Normalität in Kriegszeiten. Immer unterbrachen lärmende Generatoren, die Gespräche im Restaurant. Da das Stromnetz nach den russischen Angriffen auf die Energieinfrastruktur weitgehend beschädigt ist, müssen Diesel-betriebene Generatoren als Ersatz herhalten. Die russische Armee ziele derzeit vor allem auf Kraftwerke und Umspannanlagen, so Kaflowsky: „Bei mir zu Hause wird nachts der Strom abgestellt.“ Auch die Telefon- und Mobilfunknetze fallen immer wieder aus. "Mehrmals am Tag gibt es Luftalarm", berichtet der Ukrainer. Doch die Menschen hätten sich mit der Situation bestmöglich arrangiert. „Insbesondere in Charkiw leben echte Helden“, sagt Kaflowsky, der von einer patriotischen Stimmung erzählt: „Wir geben nicht auf. Wir müssen das überstehen.“

In der Nachbarschaft von Grischa Kaflowsky schlug während eines Feuerwehreinsatzes eine russische Rakete ein. Das Einsatzfahrzeug der Feuerwehr wurde stark beschädigt, zwei Feuerwehrleute wurden verletzt. 
 | Foto: G. K.
  • In der Nachbarschaft von Grischa Kaflowsky schlug während eines Feuerwehreinsatzes eine russische Rakete ein. Das Einsatzfahrzeug der Feuerwehr wurde stark beschädigt, zwei Feuerwehrleute wurden verletzt.
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Militärkonvois sind unterwegs

Kaflowsky hofft, dass die neuen Zusagen der NATO-Staaten zur militärischen Unterstützung der Ukraine schnell umgesetzt werden. Aber er weiß auch: "Bis die französischen Frage-Kampfflugzeuge hier in den Einsatz gehen und genug ukrainische Piloten ausgebildet sind, wird es sicher ein halbes Jahr dauern." Während der Fahrt nach Charkiw hat er etliche Militärkonvois auf der Autobahn gesehen. Einige Abschnitte seien längst als Landebahnen für Militärflugzeuge vorbereitet worden. Es gebe endlich keinen Munitionsmangel mehr, erfährt Kaflowsky aus Gesprächen mit hochrangigen Militärs.

Trümmer einer russischen Rakete | Foto: G. K.
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Vorbereitungen für Hilfstransport laufen auf Hochtouren

Längst wird der nächste Hilfstransport gen Ukraine aus dem Landkreis Stade vorbereitet. Frühmorgens am 18. Juli starten Freiwillige von Feuerwehren und Hilfsorganisationen, um Einsatzfahrzeuge und Hilfsgüter an die polnisch-ukrainische Grenze zu bringen. Dort werden sie von ukrainischen Partnern in Empfang genommen. Kaflowsky wird den Konvoi und die Verteilung der Spenden in seiner Heimat begleiten. Auch dieser Hilfstransport steht unter der Schirmherrschaft von Landrat Kai Seefried (CDU). Die Einsatzleitung wird wieder der Chef der Landkreis-Leitstelle und stellvertretende Stader Stadtbrandmeister Wilfried Sprekels übernehmen. 

Auf den Konten beim Roten Kreuz und bei den Johannitern werden unter dem Stichwort „Ukraine-Hilfe Landkreis Stade“ weiterhin Spenden für die Hilfskonvois aus dem Landkreis Stade gesammelt:

  • DRK-Kreisverband Stade Flüchtlingshilfe gGmbH, IBAN: DE 91 2419 1015 1009 3346 00
  • Johanniter-Unfall-Hilfe – Regionalverb. Bremen-Verden, IBAN: DE 16 3702 0500 0004 3107 18.
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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