Landkreis Stade/Harburg
Milchpreis wird noch bis Ende des Jahres steigen
Wer im Haushalt für das Einkaufen zuständig ist, kann seit Beginn des Ukraine-Kriegs im Supermarkt beobachten, wie die Preise für Milch, Käse, Joghurt und Butter steigen. Im Vergleich zum vergangenen Jahr haben sich die Preise bei vielen Produkten mehr als verdoppelt. Was eine Belastung für den Geldbeutel der Verbraucher ist, dürfte die Milchbauern dagegen freuen. Doch wie viel von den steigenden Preisen kommt tatsächlich bei ihnen an? Das WOCHENBLATT hat in der Region nachgefragt.
"2021 haben wir um die 32 Cent pro Liter bekommen", sagt Milchbauer Jan Plath, der seinen Betrieb nahe Stade seit mehr als zwanzig Jahren und aktuell mit rund 300 Kühen führt. "Diesen Mai lag der Basispreis für Milch bei 46 Cent und wir haben noch 0,9 Cent pro Liter an Aufschlägen bekommen, weil wir keine gentechnisch veränderten Futtermittel wie Soja verwenden." Für den nächsten Monat rechnet Plath mit einem Anstieg auf über 50 Cent pro Liter.
Im Landkreis Harburg schwanken die Preise schon jetzt zwischen 46 und 52 Cent, so Kreislandwirt Martin Peters. "Die Energiekrise ist für die Milchbauern keine Vollkatastrophe. Die Landwirte dürften die gestiegenen Erlöse nutzen, um die Löcher aus den vergangenen Jahren zu stopfen." Dennoch, sowohl im Landkreis Harburg als auch im Landkreis Stade, ist die Stimmung bei den Milchbauern noch verhalten.
Gestiegene Futterkosten
"Der Mehrerlös des gestiegenen Ertrags fließt in die deutlich steigenden Kosten", sagt Plath. "Der Diesel für die Trecker ist teurer geworden, die Kosten für den aufwändig herzustellenden Stickstoffdünger haben sich vervierfacht und durch die Lieferengpässe aus der Ukraine ist das Getreide knapp, wie viele andere Nebenprodukte auch." So verfüttert der Milchbauer beispielsweise die Keime und Schalen von Raps und Sonnenblumenkernen, die nach der Verarbeitung zu Öl übriggeblieben sind, an seine Kühe. Dabei hat Plath noch Glück: Er hat noch einen Futterkontrakt bis Januar 2023 laufen und profitiert so von den alten, niedrigeren Futterpreisen. Wer keinen Kontrakt abgeschlossen hat, dürfte laut Plath jetzt über 20 Euro mehr pro Dezitonne zahlen.
Hinzu kommen die gestiegenen Stromkosten, die Plath zwar durch eine eigene Photovoltaik-Anlage abfedern kann, doch allein für die Kühlung der Milch von 38 auf fünf Grad werde eine große Menge an Energie benötigt. "Zum Vergleich: Ein normaler Haushalt benötigt üblicherweise um die 2.500 Kilowatt pro Stunde", sagt Plath. "Wir brauchen 80.000 Kilowatt pro Stunde."
Weiterhin positive Entwicklung für Landwirte erwartet
Wirklich Sorgen macht Plath sich aber nicht. "Wir Landwirte haben einen der wichtigsten Jobs der Welt. Auch wenn wir den Kostenanstieg nicht vorhersehen können, so wir die Nachfrage in der Nahrungsmittelversorgung nie sinken." Dennoch produzieren die deutschen Milchbauern rund zwei Prozent weniger Milch als noch im Vorjahr. "Das liegt zum einen an der geringeren Ernte vergangenes Jahr und dem weniger nahrhaften Futter, aber auch daran, dass die meisten Milchbauern im Landkreis nicht mehr expandieren können. Viele haben alle Kuhplätze schon belegt und ihren gesetzten Stamm an Mitarbeitern", sagt Plath.
Der Landwirt rechnet damit, dass die Milchpreise noch bis Ende des Jahres gleichbleiben oder weiter ansteigen werden: "Die Tendenz für das nächste halbe Jahr ist auf jeden Fall gut."
(sv)
Redakteur:Svenja Adamski aus Buchholz |
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