Warum Luise (5) Knöpfe drückt
So läuft die Schuluntersuchung im Stader Gesundheitsamt
Rund 2.800 ABC-Schützen untersucht das Team des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes beim Landkreis Stade bis zu den Sommerferien. Die Mitarbeite des Kreis-Gesundheitsamtes stellen im Rahmen der sogenannten Schuleingangsuntersuchung fest, wie es um den Entwicklungs- und Gesundheitszustand der angehenden Erstklässler bestellt ist. Auch in Stade laufen diese Untersuchungen. Am Beispiel der kleinen Luise (5) wird der Ablauf geschildert.
Konzentriert sitzt Luise auf dem Kinderstuhl. Sie trägt große Kopfhörer, in der Hand hält sie einen Melder mit Taste. Immer wenn die Fünfjährige einen Ton hört, soll sie den Knopf drücken, so hat es Stephanie Witt ihr erklärt. Die medizinische Fachangestellte übernimmt den ersten Teil der Untersuchung. Neben dem Hören wird zum Beispiel auch das Sehvermögen überprüft. Währenddessen füllt Luises Mama einen Fragebogen aus. "Wir möchten die Familie kennenlernen", erläutert Witt. "So können wir die Kinder und die Familiensituation besser einschätzen."
Luise ist mit ihrer Mutter zum Stader Gesundheitsamt gekommen. Dort werden vorwiegend die Kinder aus der Hansestadt untersucht. In den anderen Kommunen wird die Untersuchung in den Schulen durchgeführt. Mit standardisierten Tests werden die sprachlichen, motorischen, sozial-emotionalen und kognitiven Fähigkeiten, das Zahlen- und Mengenverständnis sowie die Körpermaße und körperliche Gesundheit überprüft.
Untersuchung ist keine Prüfung
"Eine Schuleingangsuntersuchung ist aber keine Prüfung. Wir beraten die Familien, informieren die Schulen über relevante Befunde, sprechen Empfehlungen über die Schulfähigkeit aus und beantworten Fragen", betont die Kinderärztin Dr. Christine Hartwig. "Ob ein Kind eingeschult wird, entscheiden die Grundschulen." Oder aber die Eltern: Denn bei sogenannten Flexi-Kindern, die also im Einschulungsjahr im Juli, August oder September sechs Jahre alt werden, können die Erziehungsberechtigten entscheiden, ob ihr Kind noch ein weiteres Jahr die Kita besucht.
Die Leiterin des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes plädiert dafür, Flexi-Kinder eher ein Jahr in der Kita zu lassen – auch wenn ihr bewusst ist, dass mitunter noch viel zwischen der Untersuchung und Einschulung passieren kann: "In einem weiteren Kita-Jahr kann das Kind seine Fähigkeiten erweitern, noch mehr Selbstbewusstsein aufbauen und startet dann gestärkt in die Schule."
Gestärkt werden sollen die Mädchen und Jungen ebenso, wenn sie die für den Schulalltag erforderlichen Fähigkeiten noch nicht ausreichend entwickelt haben. Dann beraten und informieren die Ärztinnen und Ärzte, wie die Kinder im häuslichen Alltag zusätzlich gefördert werden können oder verweisen gegebenenfalls an Fachärzte oder Therapeuten, um durch gezielte Förderung die Lernchancen des jeweiligen Kinders zu erweitern. Außerdem weist das Gesundheitsamt auf schulrelevante Förderbedarfe des Kindes hin, damit diese in der Schule berücksichtigt werden können. Der Anteil ärztlicher Abklärungsempfehlungen habe zugenommen – auch wegen der Corona-Pandemie, so Hartwig.
Luise hat die Schuleingangsuntersuchung hervorragend gemeistert. "Ich kann sehen wie ein Adler und hören wie ein Luchs – das hat Frau Witt zu mir gesagt", berichtet die Fünfjährige stolz, die sich schon jetzt auf ihre Einschulung im August freut.
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