Kranmeister: Gutachters ist Geldverschwendung
Wie geht's weiter mit dem Stader Hafenkran?
jd. Stade. Wieder ist ein Monat ins Land gegangen - und noch immer steht nicht fest, wann und wie die Sanierung des historischen Stader Hafenkrans angegangen wird. Mitte September war Kranbaumeister Roland Remstädt, der sich ehrenamtlich um das historische Baudenkmal kümmert, an die Öffentlichkeit gegangen, weil er sich Sorgen um den Erhalt dieses Stader Wahrzeichens macht. Eines steht aber fest: Die Stadtwerke, auf deren Gelände am Stader Stadthafen der Kran fest montiert ist, sehen sich in der Verantwortung für das stählerne Bauwerk, das an einigen Stellen Rost angesetzt hat.
Um die Beseitigung der Roststellen geht es jetzt hauptsächlich. Remstädt, versierter Kranexperte, der beim legendären Kranhersteller Kampnagel gelernt hat, hält es für ausreichend, die angerosteten Stellen zu entfernen und alles anschließend mit einem neuen Schutzanstrich zu versehen. Der Kranbetreuer, der den stählernen Giganten einst für eine Grundsanierung komplett zerlegt und dann wiederaufgebaut hat, war von höchstens 5.000 Euro für das Entrosten und Anstreichen ausgegangen. Nun soll laut dem Kranbaumeister ein Kostenvoranschlag vorliegen, der rund dreimal so hoch ist. Er fragt sich, ob die Stadtwerke immer noch bereit sind, mitzuziehen.
Denn eine Sache mache ihn stutzig, so Remstädt: "Bei mir hat sich jetzt ein Gutachter gemeldet, der den Kran im Auftrag der Stadtwerke in Augenschein nehmen will." Er verstehe nicht, warum ein Gutachter hinzugezogen werden soll. "Ich kenne mich doch bestens aus mit dem Kran und weiß selbst am besten, was zu tun ist." Der Gutachter habe bereits erklärt, dass man dem korrodierten Metall mit aufwändigen Methoden zu Leibe rücken müsse. Das sei gar nicht nötig, so der Kranbaumeister. "Es reicht ein Nadelhammer aus, um den Rost zu beseitigen."
"Warum wollen die Stadtwerke überhaupt zusätzliches Geld für einen Gutachter ausgeben?", fragt Remstädt. Man könne sich auf seine Fachkenntnis verlassen. "Ich habe viele Jahre für Kampnagel rund um die Welt Kräne instandgesetzt." Er bräuchte nur zur IHK zugehen und würde dort sofort als Sachverständiger anerkannt werden.
Offenbar ist Remstädts Unmut inzwischen auch zur Chefetage bei den Stadtwerken durchgedrungen. Man suche jetzt das Gespräch mit ihm. Zwei Prokuristen wollen sich mit ihm vor Ort treffen und offenbar erörtern, welche Maßnahmen jetzt zu treffen sind. Nach WOCHENBLATT-Informationen sollte das Treffen am gestrigen Dienstag (nach Redaktionsschluss) stattfinden.
Es bleibt zu hoffen, dass eine Lösung gefunden wird, bei der auch der langjährige engagierte "Kran-Kümmerer" mit ins Boot geholt wird. Stadtwerke-Geschäftsführer Christoph Born versprüht jedenfalls Optimismus: "Wir beabsichtigen, die Arbeiten baldmöglichst zu beauftragen", erklärte er auf WOCHENBLATT-Nachfrage. Man stehe im Austausch mit Kranmeister Remstädt. Bei den Sanierungsarbeiten sei man abhängig von der Witterung und müsse auf eventuelle Corona-Einschränkungen Rücksicht nehmen. Born verspricht aber: "Spätestens zum Start der Hafensaison im kommenden Jahr werden wir uns über den sanierten Kran freuen können."
Kein Tannenbaum auf dem Kran
In diesem Jahr wird eine Tradition unterbrochen: Den in festlichem Glanz leuchtenden Weihnachtsbaum hoch oben auf dem Ausleger des Hafenkrans wird es diesmal nicht geben. "Da für mich kein Versicherungsschutz besteht, wenn ich auf dem Kran herumturne, steige ich nicht nach oben, um den Baum anzubringen", sagt Kranmeister Roland Remstädt. Stattdessen habe er das Führerhäuschen weihnachtlich dekoriert und mit einer Lichterkette versehen. "Das muss in diesem Jahr reichen."
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