"Dramatische Situation": Hausarzt-Praxis in Kutenholz schließt
Versorgungslücke ab Monatsende: Gemeinde sucht international einen Nachfolger
tp. Kutenholz. Düstere Aussichten für Patienten im Geest-Dorf Kutenholz: Ende Juni schließt die Hausarztpraxis des Allgemeinarztes Hans-Georg Hofer. "Eine dramatische Situation", kommentiert Bürgermeister Gerhard Seba. Die Verwaltung wolle sich trotz der bislang gescheiterten Werbe-Aktivitäten - u.a. mit dem "Headhunter" eines teuren Personalberatungs-Büros - auf dem Ärzte-Markt weiter um einen Nachfolger bemühen. Bis auf Weiteres steht das Dorf aber ohne Arzt da.
Wie berichtet, hatte Hans-Georg Hofer nach dem Wechsel des Landarztes Dr. Peter Bockmühl nach Fredenbeck den Praxisbetrieb an der Hauptstraße in Kutenholz vor rund einem Jahr in Teilzeit übernommen. Geöffnet war dienstags, mittwochs und freitags nachmittags. Die Gemeinde unterstützte ihn mit einem monatlichen Zuschuss zur Praxismiete. Doch "aus wirtschaftlichen Gründen", so Bürgermeister Seba, stelle Hofer den Betrieb jetzt ein und konzentriere sich wieder auf seine Stammpraxis in Stade.
Die Kutenholzer Praxis habe sich in dieser Form nicht rentiert, so Bürgermeister Seba. Wohl aber könne sich nach Einschätzung der Kassenärztlichen Vereinigung in dem Dorf eine Allgemeinarzt-Praxis ihr Auskommen finden.
Vor allem ältere Patienten ohne eigenes Auto würden künftig den Landarztmangel zu spüren bekommen, bedauert Seba. Die nächsten Praxen sind in Mulsum, Fredenbeck und Stade. Überdies sei der Dorf-Apotheker Mehmet Nursi Arslan durch den Wegfall der Arztpraxis existenziell bedroht. Seba will mit ihm in Kürze ein Gespräch zum Ernst der Lage führen. Er hofft, dass Kunden des neuen Edeka-Marktes, der in Kürze eröffnet, auch das Angebot der Apotheke nutzen.
Jetzt wolle die Gemeinde noch einmal die Werbetrommel rühren. Der Image-Film, den die Gemeinde produzieren ließ, soll neben Youtube (Suchbegriff: "Nachfolge für Hausarztpraxis in Kutenholz") und der Kutenholz-Homepage auf weiteren Internetportalen eingestellt werden.
Mit Anzeigen und Kooperation mit der Arbeitsagentur und internationalen Jobbörsen soll erneut nach einem Nachfolger gesucht werden. Weiter setzt die Kommune Anreize, indem sie dem neuen Dorf-Arzt ein Baugrundstück im Neubaugebiet reserviert. Zudem gebe es eine Investorin, die im Ort einen Praxisneubau errichten wolle. Alles in allem gibt sich Gerhard Seba aber realistisch: Angesichts der Konkurrenz durch ähnliche Versorgungsprobleme in vergleichbaren Gemeinden in ganz Deutschland werde es "nicht einfach, einen Arzt nach Kutenholz zu locken."
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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