"Volksobst"-Initiative der Linken
Gratis-Äpfel für die Stader Bürger
Diesen Tag sollten sich die Stader Linken in ihrem Kalender rot markieren: Es ist eines der seltenen Male, dass sie sich mit einem Antrag in einem politischen Gremium der Hansestadt durchsetzen konnten. Ihr Vorschlag, dass sich die Stader Bürger gratis auf städtischen Apfelplantagen bedienen können, stieß im zuständigen Ausschuss quer durch die Fraktionen auf Zustimmung. Weniger begeistert war mit in den anderen Parteien vom Label, unter dem die Linken die Pflückaktion laufen lassen wollten: Das Wort "Volksobst" kam nicht so gut an - obwohl die Zeitung mit den vier weißen Lettern auf rotem Untergrund Begriff wie Volksakku, Volksrasierer und Volkskamera längst etabliert hat.
Drei Flächen sollen zum Pflücken bereitstehen
Auf jeden Fall wird das Stader "Pflückvolk" wohl pünktlich zum Beginn der Apfelernte loslegen können. Die Stadt hat signalisiert, dass drei ehemalige Obstplantagen, die sich jetzt im städtischen Eigentum befinden, für die öffentliche Ernte freigegeben werden - sofern der Rat noch sein abschließendes Okay gibt. Es handelt sich um von den Linken vorgeschlagene Flächen an der Deichstraße in Bützfleth, im Bereich zwischen der L111 (Ostumgehung) und dem Altländer Viertel sowie an der Stadtgrenze zu Agathenburg. Die Bürger werden noch über die genaue Lage der betreffenden Flächen informiert. Sie sind auf öffentlichen Wegen gut erreichbar. Die Stadt weist darauf hin, dass das Pflücken auf eigene Gefahr erfolgt.
Alte Apfelplantagen im städtischen Eigentum
Die "Volksobst"-Initiative geht auf eine Anfrage der Linken zurück: Diese wollten von der Verwaltung wissen, wie viele alter Obstanbauflächen sich im städtischen Eigentum befinden. Das Ergebnis überraschte: Rund 50 Flächen mit einer Gesamtgröße von 34 Hektar standen auf der Liste. Doch eine Vielzahl dieser Flächen erwies sich als ungeeignet für öffentliche Pflückaktionen. Einige sind verpachtet, andere stehen unter Naturschutz und weitere sind schlichtweg zugewuchert und über öffentliche Wege nicht erreichbar.
Keine öffentlichen Pflücktage
Außerdem äußerte die Stadt Bedenken hinsichtlich der Idee der Linken, öffentliche Pflücktage auszurichten.
"Von einer offensiven Bewerbung und der Veranstaltung von Erntetagen wird verwaltungsseitig jedoch abgeraten", heißt es in einer Stellungnahme der Verwaltung zum Linken-Antrag. Die Einrichtung solcher Pflücktage würde zu einer zusätzlichen Arbeitsbelastung für die Verwaltung führen, so eines der Argumente. Auch Sicherheitsbedenken wurden geäußert: Die Obstbauflächen wurden sich selbst überlassen, es fanden keine Pflegemaßnahmen statt. Morsche Äste oder umfallende Bäume könnten die Apfelpflücker gefährden. Allein aus Gründen der Verkehrssicherheit sollte man keine Pflückaktionen ausrichten, die offensiv beworben werden, so die Stadt.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.