Projekt habe "Baustellencharakter"
Stader "Ankerplatz"-Verein äußert sich zur Kritik
Die Presse kann manchmal ganz schön mies sein: Das hat sich wahrscheinlich auch das Team vom Trägerverein für den Stader "Ankerplatz" gedacht. Der WOCHENBLATT-Reporter ließ bei einem Vor-Ort-Termin den ersten Eindruck vom Platz einfach nur auf sich wirken - ohne sich Gründe (oder auch Ausreden) anzuhören, warum viele Projekte auf dem Platz noch nicht umgesetzt sind. Dann kamen auch noch die Leser zu Wort und hauten mit ihrer Kritik in die gleiche Kerbe. Doch manchmal bedarf es solcher journalistischen "Pikser", um die Verantwortlichen auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Und beim "Ankerplatz"-Verein scheint es, dass man angesichts der Preise, die man für Projektskizzen auf dem Papier eingeheimst hat, allzu sehr in Selbstgefälligkeit verfallen ist. Jedenfalls hat man sich vor den kritischen Artikeln im WOCHENBLATT offenbar keine Gedanken gemacht, wie der derzeitige Zustand des Platzes auf viele Stader wirkt. Im Sinne einer fairen Berichterstattung kommt jetzt aber der Verein zu Wort.
"Herzblut und Engagement"
"Mit dem Ankerplatz Stade ist ein in seiner Konzeption einmaliges Projekt zur Innenstadtbelebung entstanden – diese Vision wird von vielen Ehrenamtlichen mit einer Menge Herzblut bzw. Engagement vorangetrieben", erklärt der Vereinsvorsitzende Mario Handke. Er verweist auf äußere Umstände, die zu Verzögerungen bei der Umsetzung des Projektes geführt hätten - wie etwa eingeschränkte Lieferketten, massive Preissteigerungen und bürokratische Hürden bei der Ausschreibung. "Der aktuelle Zustand des Platzes ist daher keineswegs der Endzustand."
Der Platz stelle vielmehr eine große Baustelle dar, so Handke. "Wie auf jeder Baustelle kommt es auch auf dem Platz noch eine Weile unvermeidlich zu Einzäunungen, abgestellten Arbeitsmaterialien und demnächst phasenweise auch zu Baulärm." Handke verweist darauf, dass in den kommenden Wochen und Monaten schrittweise weitere Container folgen. Derzeit erfolgen in einem Betrieb in Agathenburg die Schweißarbeiten für den Next-Generation-Jugendcontainer.
Der Vorsitzende des "Ankerplatz"-Vereins räumt ein, dass es durchaus Verbesserungsmöglichkeiten gebe. Der Verein will die optische Gestaltung der Fläche verbessern und vor Ort Infos zum weiteren Projektverlauf platzieren. Auch das Sortiment des aufgestellten Snack- und Getränkeautomaten soll "optimiert" werden. Wie berichtet, wurde das Angebot an zuckerhaltiger Limo kritisiert.
"Freies Communityprojekt"
Handke ruft dazu auf, das gemeinnützige Projekt tatkräftig zu unterstützen: "Wie sich der Platz entwickelt, ist in hohem Maße von der Bereitschaft zum Anpacken von möglichst vielen Menschen abhängig." Man verstehe sich als freies Communityprojekt, das offen für alle Interessierten sei. Das Kernteam bilde eine ehrenamtliche Gruppe von bis zu zehn Personen, die im Schwerpunkt konzeptionell oder planerisch arbeite. "Die bisherigen Erfolge im Fundraising sind für uns als Verein sehr erfreulich und eine Wertschätzung für unsere bisherige Arbeit", erklärt Handke. Über feste, planbare und regelmäßige Einnahmen verfüge der Verein aktuell noch nicht, woran perspektivisch aber gearbeitet werde. Ziel sei ein kostenneutraler Betrieb des Platzes, wobei im Idealfall keine öffentlichen Zuschüsse erforderlich sind.
Fast eine halbe Million Euro für fünf Container
Bei einem vom städtischen Marketing im Jahr 2019 ausgeschriebenen Ideenwettbewerb zur Neugestaltung des Platzes Am Sande hatte das "Ankerplatz"-Projekt den Zuschlag erhalten. Auf dem Platz soll ein "Container-Dorf" entstehen. Die Stadt beteiligt sich finanziell an dem Vorhaben. Sie übernimmt die Kosten für fünf der Container. Die restlichen Container werden vom "Ankerplatz"-Verein in Eigenregie aufgestellt.
"Für die Container sind Gesamtkosten von 485.000 Euro veranschlagt", erklärt Stades Erster Stadtrat Lars Kolk. Dank eines 60-prozentigen Landeszuschusses aus dem Förderprogramm "Zukunftsräume Niedersachsen" belaufe sich der Eigenanteil der Hansestadt auf 194.000 Euro. Zwei der von der Stadt zur Verfügung gestellten Container stehen bereits. Es handelt sich um den Fahrradcontainer, in dem Räder sicher verwahrt werden können, und um den Spielcontainer mit Rutsche. Da diese Spielgelegenheit in den Ferien meist verschlossen war, gab es manches traurige Kindergesicht.
"Planbude" als Herzstück des "Ankerplatzes"
Als Herzstück des Projekts soll als weiterer Container noch die sogenannte Planbude aufgestellt werden. Dieser Container soll als Büro und Besprechungsraum dienen. Im Zuge der geplanten Altstadtsanierung können sich die Hauseigentümer dort künftig von einem Sanierungsmanager beraten lassen. Außerdem werde es noch einen Bühnencontainer für Veranstaltungen geben, so Kolk.
Die Aufträge für beide Container seien schon vor längerer Zeit vergeben worden, berichtet der Erste Stadtrat. Doch die beauftragte Firma sei offenbar völlig überlastet, habe wohl mehr Aufträge angenommen, als sie abarbeiten könne. Außerdem seien Container aufgrund der hohen Nachfrage für Flüchtlings- bzw. Obdachlosenunterkünfte knapp. Die Stadt will der Firma nun den Auftrag entziehen und einen anderen Anbieter bitten, ein Angebot abzugeben. Dieses Unternehmen soll zuverlässig sein. Allerdings muss es vorher erneut eine öffentliche Ausschreibung geben, Container Nummer fünf ist dann eher unspektakulär: Es handelt sich um einen Sanitärcontainer.
Inzwischen steht auf dem "Ankerplatz" auch das Gewächshaus für das Urban Gardening ("Klimakiste"). Die gesamte Ausstattung dafür kostet weitere 103.000 Euro. Davon wurden 90 Prozent (91.000 Euro) durch Fördermittel aus dem Programm "Perspektive Innenstadt" gedeckt.
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