Festakt im Winsener Marstall
75 Jahre Jugendhilfe-Einrichtung "Quäker Häuser"

- Ziehen für die Jugend an einem Strang (v. li.): Klaus Holzrichter, Katarina Specht und Petra Bormann (alle drei vom Stiftungsvorstand), Kreisrätin Ana Cristina Bröcking, Geschäftsführerin Diana von Elling und Stiftungsvorstand Torsten Krellenberg
- Foto: Pauline Willrodt
- hochgeladen von Bianca Marquardt
Seit 75 Jahren stehen die „Quäker Häuser gemeinnützige Gesellschaft für Soziale Arbeit mbH“ in Holm-Seppensen an der Seite von Kindern, Jugendlichen und Familien und unterstützen diese dabei, ihre Lebenssituation zu verbessern und eine positive Zukunft für sich zu gestalten. Mit einem Festakt im Winsener Marstall wurde jüngst das Jubiläumsjahr eingeläutet.
Nach einem eindrucksvollen Start mit Caroline Jakubowski und Jürgen Albrecht von „Parolen Paroli“ zum Thema Argumentation gegen Stammtischparolen begrüßte Geschäftsführerin Diana von Elling Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Jugendhilfe und anderen Kooperationspartnern der Einrichtung.
Diana von Elling gab einen kurzen Überblick über die Geschichte der Quäker Häuser und bedankte sich bei allen Kooperationspartnern für die anregende und fruchtbare Zusammenarbeit und besonders beim Kollegium der Quäker Häuser.
Kreisrätin Ana Cristina Bröcking würdigte die jahrzehntelange Arbeit des Trägers. Auch der Stiftungsvorstand beglückwünschte zum langen Bestehen.
Eine Fotopräsentation gab Einblicke in die Anfänge und weitere Geschichte des Trägers. Mit viel persönlichem Engagement und großer Fachlichkeit wurden „Die Quäker Häuser“ in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaut und sind heute als freier Jugendträger im Landkreis Harburg bewährt als Ort für ein respektvolles, wohlwollendes und unterstützendes Miteinander.
Lieder von Rio Reiser, vorgetragen vom Künstler Sven Panne, rundeten das Programm ab.
Die Veranstaltung endete in entspannter Atmosphäre mit Gesprächen und einem Austausch aller geladenen Gäste.
Der Festakt war der Beginn des Jubiläumsjahres, das für Klienten, Kollegium sowie Freundinnen und Freunde des Trägers noch einige Programmpunkte bereithält. Unter anderem ist ein Herbstfest geplant. Auch soll eine Festschrift veröffentlicht werden.
Blick in die Chronik
- In den 1930er Jahren beschlossen drei befreundete Frauen, auf dem Grundstück der Jüdin Olga Herz in Holm-Seppensen gemeinsam zu leben. Bertha Schärff und Auguste Krüger waren Mitglieder der Hamburger Gruppe der religiösen Gesellschaft der Freunde (Quäker). Im aufkommenden Nationalsozialismus wurde der Ort eine Stätte des freien Denkens und Sprechens.
- Ab 1945 boten die Frauen einen Kindergarten für Kinder aus dem Ort an und nutzten ihre Verbindungen im In- und Ausland, um Hilfe zu organisieren.
- 1947 sammelten norwegische Quäker Lebensmittel und Sachspenden für die Unterstützung des kleinen Kinderheims.
- 1948 beschlossen die Unterstützer, ein Kinderkurheim zu gründen, um Hamburger Kindern im Vorschulalter in mehrwöchigen Kuren zumindest für eine kurze Zeit ihres Heranwachsens angemessen Unterkunft, Verpflegung und Kleidung zu geben. Die Voraussetzungen für diese Arbeit wurden geschaffen, indem das Grundstück von den Besitzerinnen an die religiöse Gesellschaft, die Quäker, übertragen und im November 1948 der „Verein der Freunde des Quäker–Kinderheims Holm-Seppensen“ gegründet wurde.
- Am 9. Februar 1950 wurden die ersten Kinder betreut, Weihnachten 1968 verließen die letzten Kur-Kinder das Heim.
- Ab Oktober 1968 wurde ein Kinderwohnheim für Kinder aus gestörten oder zerrütteten Familienverhältnissen mit dem Ziel, einen langfristigen Lebensort zu bieten, betrieben.
- 1971/72 übernahmen der Sozialarbeiter und Quäker Claus Krüger und seine Frau Gudrun, Erzieherin, Werklehrerin und Quäkerin, die pädagogische Verantwortung. Sie zogen mit ihrer Familie nach Holm-Seppensen und lebten mit den betreuten Kindern zusammen. Aus diesem Neuanfang entstand im Laufe der Zeit ein stationärer Bereich mit verschiedenen Wohngruppen in unterschiedlichen Häusern auf dem Grundstück in Holm-Seppensen.
- 1985 wurde die soziale Arbeit mit dem Aufbau eines ambulanten Bereichs erweitert. Jugendliche oder junge Erwachsene wurden statt oder nach Heimerziehung oder innerhalb problematischer Familien betreut, genauso wie allein erziehende Elternteile. Es entstanden Beratungsstellen an verschiedenen Orten im Landkreis Harburg.
- 1998 schied Claus Krüger als Heimleiter und Geschäftsführer aus und Uwe Hillebrecht übernahm seine Aufgaben.
- Im September 2000 feierte die Einrichtung ihr 50-jähriges Bestehen und den Übergang des eingetragenen Vereins in eine Stiftung, die Gesellschafterin der gGmbH ist. Die pädagogische Arbeit wurde weiter differenziert. Es entstanden z.B. geschlechtsspezifisch ausgerichtete Tagesgruppen für Jungen und für Mädchen, eine Mädchenwohngruppe, eine Akuthilfestelle, Arbeitsprojekte für junge Erwachsene, Wohnangebote für Familien oder Mütter mit Kindern und ein tiergestütztes Pädagogikprojekt.
- Mit der Übernahme der Trägerschaft für ein Projekt „Frühe Hilfen“, das Familienhebammen und Familienkinderkrankenschwestern in junge Familien vermittelt, etablierten sich die Quäker-Häuser noch stärker in diesem Bereich.
- Durch die Beteiligung an der Aufnahme, Betreuung und Versorgung unbegleiteter, minderjähriger Flüchtlinge entstand bei den Quäker-Häusern ab Ende 2015 ein neuer Arbeitsbereich. Seitdem ist die Arbeit mit geflüchteten Jugendlichen und Familien ein fester Bestandteil des Angebots.
Redakteur:Bianca Marquardt aus Tostedt |
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