"Gibt einen Wertewandel"
Winsener Wirtschaftsgespräche: Fachmann referierte über Trends, Herausforderungen und Lösungen
thl. Winsen. "Dadurch, dass Winsen zwei Ober- und drei Mittelzentren in direkter Nachbarschaft hat, ist das Markteinzugsgebiet teilweise eingeschränkt", sagte Jens Nußbaum von der Stadtplaner-Gesellschaft "Stadt + Handel" aus Dortmund jetzt im Rahmen der Winsener Wirtschaftsgespräche. Auf Einladung der Stadt mit Bürgermeister André Wiese und Wirtschaftsförderer Markus Trettin sowie des Vereins für Wirtschaft und Stadtentwicklung Winsen (VWW) referierte Nußbaum eine Stunde lang vor rund 40 Interessierten im Marstall über aktuelle Trends im Handel, die damit einhergehenden Herausforderungen und mögliche Lösungswege. "Es ist für Winsen aber ein echtes Pfund, dass die Stadt im Gegensatz zu anderen Kommunen noch einen Bevölkerungswachstum vorweisen kann", so der Referent. "Prognosen gehen von einem Plus von 9,5 Prozent in den kommenden Jahren aus."
Im Handel sei ein Wertewandel festzustellen, so Nußbaum über den aktuellen Trend. Die Kunden würden auf regionale und nachhaltige Produkte setzen und einen Erlebniseinkauf wollen. "Das Einkaufsverhalten wandelt sich." Deswegen bräuchte eine Innenstadt auch namhafte Filialen. Sie seien ein Gewinn für die inhabergeführten Fachgeschäfte, die für eine lebendige Innenstadt genauso wichtig seien.
Befürchteten Umsatzverlusten durch den Online-Handel erteilte Nußbaum eine Absage. "Zwar liegt der Umsatz dort bei innenstadtrelevanten Sortimenten derzeit bei 25 Prozent und steigt bis 2025 auf rund 38 Prozent. Doch laut GfK-Prognose geht dabei der Umsatz des stationären Handels nicht zurück, er steigt nur nicht mehr so stark", erklärte der Referent. Denn rund 56 Prozent der Kunden seien nur gelegentliche Online-Shopper. "Und die gilt es abzuholen", so Nußbaum weiter.
Da seien Politik und Kaufmannschaft gefordert. "Winsen muss sich absetzen von Großstädten. Das gelingt mit Authentizität, Regionalität, Persönlichkeit und Entschleunigung", wies Nußbaum eine Lösung auf. Dafür bräuchte es eine konzeptionelle Stärkung des Einzelhandels durch ein City-Management, städtebauliche Maßnahmen und eine aktive Wirtschaftsförderung. "Gastronomie wird immer wichtiger im Bereich der Innenstadtentwicklung. Und eine Fußgängerzone bietet eine hohe Aufenthaltsqualität", sagte Jens Nußbaum und gab zu bedenken: "Die Kunden müssen aber auch mit dem Auto in die City kommen." Deswegen müsse man die "Erreichbarkeit neu denken", beispielsweise mit einem Inofsystem, das es auch als App für das Handy gibt. Denn eine "digitale Stadt" werde von den Kunden als sehr benutzerfreundlich angesehen.
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