Weihnachten in den Tropen
Eine Weihnachtsgeschichte von Leserin Elke Wohler
Das WOCHENBLATT rief seine Leserinnen und Leser auf, Weihnachtsbilder und -geschichten einzusenden. Es trafen sehr viele Fotos und Geschichten in der Redaktion ein. So wie diese Geschichte von WOCHENBLATT-Leserin Elke Wohler, die in den Tropen stattfand.
Weitere Weihnachtsgeschichten und schöne Weihnachts- und Winterfotos finden Sie in unserer WOCHENBLATT-Print-Ausgabe, die zu Weihnachten erscheint.
Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern ein besinnliches Weihnachtsfest.
Weihnachten in den Tropen
Das Weihnachtsfest im Jahr 1969 stand bevor. Wir lebten seit fast einem Jahr mit unserer Familie in den Tropen. Es war klar, für die Kinder musste ein Weihnachtsbaum her. Aus einem vorherigen Tropenaufenthalt, noch ohne Kinder, wussten wir, riesige frische Palmenzweige schmückten zwar das Zimmer, aber für Kerzen waren sie absolut untauglich und elektrische Lichterketten noch völlig unbekannt. Echte Tannen gab es schon gar nicht.
Was nun? Die Suche nach etwas Tauglichem begann. Und wenn wir damals schon wussten, dass man eine Häkelnadel nicht im Handarbeitsgeschäft erwerben konnte, statt dessen bekam man so ein nützliches Ding lediglich in einer Reparaturwerkstatt für Fernseher, dann war uns völlig klar, die Suche würde dauern.
Nach sehr vielen erfolglosen Anläufen gingen wir letztendlich zu den handwerklich sehr begabten einheimischen Handwerkern. Und siehe da, wir fanden einen kleinen, aber sehr feinen naturfarbenen Rattanbaum. Zu Hause schnell noch grün angemalt, sah er doch schon sehr weihnachtlich aus.
Heimlich am Vormittag des Heiligen Abends im verschlossenen elterlichen Schlafzimmer wurde unser Bäumchen festlich geschmückt. Kerzen, die wir ebenfalls nach langer Suche dann glücklicherweise in einem Laden für Mönchsbedarf gefunden hatten, steckten wir sorgfältig auf Stecknadeln fest. Fertig!
Als ich dann nach ein paar Stunden den Baum ins Wohnzimmer holen wollte, oh Schreck, die Kerzen hatten sich in der tropischen Wärme völlig verbogen und hingen mit dem Docht nach unten. Was nun? Schnell wurde die Klimaanlage, sonst nur fürs nächtliche Schlafen gedacht, auf Hochtouren gebracht, und neue Kerzen wurden aufgesteckt.
Es hat geklappt und Weihnachten war gerettet, und für die Kinder begann ein ebenso schönes Fest wie vorher zu Hause in Deutschland.
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