Strom und Gas
Kein Spielraum für Preissenkungen: Energieversorger planen langfristig

Foto: Bildmontage: MSR

Insgesamt 91 Strom- und 80 Gasversorger senken in Kürze bzw. mittelfristig ihre Preise. Das hat eine Analyse des Vergleichsportals Verivox ergeben, die Anfang der Woche veröffentlicht wurde. Wie sieht es bei den Versorgern in der Region aus? Das WOCHENBLATT hat bei den Stadtwerken in Buchholz und Buxtehude nachgefragt. Von dort heißt es: Es gibt derzeit keinen Spielraum für Preissenkungen!

Kontingente wurden bereits im vergangenen Jahr eingekauft

"Wir verfolgen die Strategie, durch langfristige Verträge stabile Preise zu erreichen", erklärt Dr. Christian Kuhse, Geschäftsführer der Stadtwerke Buchholz. Das führe dazu, dass man derzeit vergleichsweise hohe Kosten habe, da die Kontingente bereits im vergangenen Jahr eingekauft worden waren. Damals waren die Börsenpreise extrem hoch. Nur zehn Prozent der Energieversorger bundesweit lägen unter den Preisen, die von der Bundesregierung bezuschusst werden - 40 Cent pro Kilowattstunde beim Strom und zwölf Cent beim Gas. Die Preise in Buchholz liegen derzeit bei 42,8 bzw. 17,7 Cent/kW/h.

Viele Anbieter drängen mit Kampfpreisen auf den Markt

Die Stadtwerke Buchholz reagierten im vergangenen Jahr auf die Ausnahmesituation infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, indem sie keine Neukunden mehr aufnahmen. Grund: Vor allem von Discountanbietern, die kurzfristig Kontingente einkauften und wegen der stark steigenden Preise pleite gingen, kamen zahlreiche Kunden in die Grundversorgung auch der regionalen Stadtwerke.
Mit Sorge beobachtet Daniel Berheide, Prokurist der Stadtwerke Buxtehude, dass wieder viele Anbieter mit Kampfpreisen auf den Markt drängen. "Ich hoffe, dass es den Kunden in Erinnerung bleibt, dass wir in der Krise ein verlässlicher Versorger waren", sagt Berheide. Auch die Stadtwerke in Buxtehude kaufen ihre Strom- und Gaskontingente langfristig ein. Sie gehören übrigens zu den Anbietern, die mit ihren Preisen unterhalb der Energiepreisbremse liegen: In der Grundversorgung liegt der Strompreis bei 36,25 Cent, der Gaspreis bei 8,74 Cent pro Kilowattstunde.

Was viele nicht wissen: Die Versorger müssen sich auf höhere Abgaben einstellen. Zum 1. Juli steigt die Gasspeicherumlage an, die an den Bund abgeführt werden muss. Bei den Stadtwerken Buxtehude ist das laut Daniel Berheide ein sechsstelliger Betrag, "den wir nicht an die Kunden weitergeben".

3 Kommentare

Leserreporter
M. Schade aus Buchholz
am 05.06.2023 um 07:11

Die Stadtwerke Buxtehude brauchen sich mit Ihren aktuellen Preisen für Strom und Gas wirklich nicht zu verstecken. Hier wurde in der schwierigen Lage ganz offensichtlich vieles richtig gemacht. Ich finde es gut und richtig, dass der Einkauf von Strom- und Gaskontingenten langfristig geplant wird. So sollten eigentlich Preisschwankungen reduziert und verlässliche Preise angeboten werden können.
Umso erstaunlicher war die Preisentwicklung bei den Stadtwerken Buchholz im Gas Segment. Von 4,51 Cent je Kilowattstunde im Jahr 2021 gab es zunächst zum Jahresbeginn 2022 eine Preiserhöhung auf 6,41. Mit Bezugnahme auf die damals geplante Gasumlage sollte eine weitere Preiserhöhung auf 10,09 Cent ab 01.10.2022 greifen. Bis dahin war die Preispolitik noch absolut nachvollziehbar. Nachdem die Gasumlage von der Regierung dann jedoch kurzfristig wieder gekippt wurde, blieb es zunächst beim alten Preis von 6,41 Cent, worüber sich bestimmt viele Kunden im ersten Augenblick gefreut haben.
Der Preisschock kam dann Mitte November. Denn da flatterte dann die nächste geplante Preiserhöhung zum 01.01.2023 ins Haus. Jetzt wurde der Preis dann auch ohne Gasumlage auf einen Schlag um mehr als 267% auf 17,15 Cent erhöht. Wenn die finanzielle Lage derart aus dem Ruder gelaufen ist, dann war das bei einer langfristigen Planung schon viel früher erkennbar. Völlig unverständlich bleibt es daher, warum die ursprünglich geplante Preiserhöhung zum 01.10.2022 wieder kassiert wurde. Die Kunden wurden so gleich doppelt bestraft, wurde doch der monatliche Abschlag für den Dezember 2022 vom Bund übernommen. Entsprechend erhielten Kunden der Stadtwerke Buchholz aufgrund der offensichtlich nicht kostendeckenden Preisgestaltung nur einen unzureichend kleinen Zuschuss vom Bund.
Eine langfristige Planung sieht für mich anders aus. Auch müsste den Verantwortlichen klar gewesen sein, dass Sie auf dem Höhepunkt der Gaspreise keine neuen langfristigen Verträge abschließen sollten. Hier wäre es notwendig gewesen, entgegen der sonst üblichen Praxis, auch mal kürzere Vertragslaufzeiten abzuschließen. Die Zeche zahlt wie immer der Verbraucher. Und aufgrund der langfristigen Verträge scheinen Kunden der Stadtwerke Buchholz noch deutlich länger überhöhte Strom- und Gaspreise zahlen zu müssen.

Anonymer Nutzer
am 26.06.2023 um 15:12
Kommentar gelöscht am 27.06.2023 um 19:42
Leserreporter
Eckhard Janßen aus Buchholz
am 27.06.2023 um 19:42

Sehr gut beobachtet, Herr M. Schade aus Buchholz Genau so sehe ich es auch. Die Buxtehuder scheinen es auf dem Höhepunkt der Gaspreise deutlich besser gemacht zu haben.
Die Stadtwerke Buxtehude können in der Grundversorgung immerhin einen Strompreis von 36,25 Cent und einen Gaspreis von 8,74 Cent pro Kilowattstunde anbieten. Während die Preise in Buchholz derzeit bei 42,8 bzw. 17,7 Cent/kW/h liegen.
Damit gehören die Buxtehuder lt. Wochenblattbericht zu den Anbietern, die mit ihren Preisen unterhalb der Energiepreisbremse liegen. Mehr noch, die zum 1. Juli kommende Steigerung der Gasspeicherumlage werden die Stadtwerke Buxtehude laut Daniel Berheide "... nicht an die Kunden weitergeben".
Wie ist das möglich, Herr Dr. Kuhse? Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass die Stadtwerke Buchholz die Grundpreise z.T. mehr als verdoppelt haben. Dieses auf Nachfrage angeblich mit der Begründung, um den Arbeitspreis u.a. für kinderreiche Familien zu stützen. Dies mindert aber den Anreiz zum Energiesparen. Eine sinnvollere Maßnahme wäre m.E. gewesen, bedürftigen Kunden den Grundpreis wenigstens teilweise zu erlassen, anstatt diesen für alle Kunden drastisch zu erhöhen. Betriebswirtschaftlich ist die exorbitante Erhöhung zum Jahreswechsel 2021-2022 ohnehin nicht nachzuvollziehen.