Wochenblattserie Traumberuf
Liebe auf den ersten Quietscher - Grafikdesignerin Kristina Künzel wird zur Dudelsackspielerin
Es gibt keine rationale Erklärung für ihre Faszination vom Dudelsack, sagt Grafikdesignerin und Musikerin Kristina Künzel (40) aus Otter (Landkreis Harburg). Dennoch wusste sie, dass sie das richtige Instrument gefunden hatte, als sie erstmals einen Dudelsack unterm Arm hatte und mehr oder weniger erfolgreich versuchte, einen Ton hervorzubringen. Heute spielt sie das Instrument professionell in mehreren Bands (u.a. Silja), gibt europaweit Solokonzerte, Workshops sowie Unterricht und hat einen eigenen Podcast rund ums Thema Dudelsack („pipes for good vibes“). Seit 2015 lebt die an der Schleswig Holststeinischen Ostsee aufgewachsene Musikerin der Liebe wegen in Otter.
"Ich hatte schon immer den Drang, Musik zu machen, aber ich fand das richtige Instrument nicht", so Kristina Künzel, die als Kind mit Blockflöte spielen angefangen hatte und später sehr talentiert Gitarre und Posaune spielte. Schließlich war es ihre Gitarre spielende Freundin, die ihr den Rat gab, sich mit dem Dudelsack zu beschäftigen. Und traf mit diesem Tipp genau ins Schwarze.
"Wie viele andere glaubte ich damals auch, dass der Dudelsack ein Instrument aus Schottland sei", sagt die Musikerin. Dabei sei er im 17. und 18. Jahrhundert in ganz Europa und auch in Norddeutschland gespielt worden. Und wenn es erst einmal gelungen sei, dem Instrument den ersten Ton zu entlocken, dann sei es nicht leichter oder schwerer zu erlernen als andere Instrumente auch. Kristina Künzel sprach einen Dudelsackbauer an, nachdem sie die Musik auf einem Folkfest in Plön gehört hatte. Einige Monate später hatte sie ihren ersten Dudelsack. "Es gibt ca. 130 verschiedene Dudelsacktypen. Für die Art von Dudelsack, die ich spiele, sind gibt es nur wenig Lehrer", so Kristina Künzel. " Ich spiele keine schottischen, sondern deutsche und schwedische Dudelsäcke wie die Schäferpfeife, das Hümmelchen und die Säckpipa. Also habe ich mir das Spielen größtenteils autodidaktisch beigebracht und wie verrückt geübt."
Bei Workshop-Besuchen lernte sie schließlich die Szene kennen und hörte, dass die Gruppe Schandmaul eine Schwangerschaftsvertretung suchte. Sie bewarb sich und bekam die Stelle. Sommer 2012 tourte sie mit Schandmaul und spielte bei Rockfestivals auf großen Bühnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. "Zu der Zeit war ich noch in Berlin und habe noch Vollzeit als Marketingleiterin in einem Unternehmen gearbeitet", erinnert sich Kristina Künzel. "Aber ich habe Feuer gefangen und nach Möglichkeiten gesucht, irgendwo als Dudelsackspielerin einzusteigen." Schließlich fand sie eine Band, die auf Mittelaltermärkten spielte und eine weibliche Dudelsackspielerin suchte. Parallel fing sie an, Unterricht in Berlin zu geben und wurde für die ersten Workshopwochenenden als Dozentin gebucht.
Zusätzlich zur Mittelalterband startete sie weitere Projekte, darunter das Duo "De Twej" mit einem Harfenspieler, das heute noch aktiv ist.
Nach und nach rückte ihr ursprünglicher Beruf in den Hintergrund, aufgegeben hat sie ihn aber nicht komplett. "Etwa 20 Prozent meines Einkommens verdiene ich noch als selbstständige Grafikdesignerin, ansonsten bin ich Dudelsackspielerin", sagt Kristina Künzel, die auch an ihrem Ursprungsberuf schätzt, dass Kreativität und Einfühlungsvermögen gefragt sind. Der Kreis schließt sich, wenn zu ihren Auftraggebern Dudelsackbauer gehören.
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