Marode Schulen: "Eltern und Schüler müssten auf die Straße gehen"
![Investitionen in die digitale Ausstattung von Schulen sind wichtig - doch genauso dringend müssen marode Gebäude saniert werden | Foto: Fotolia / myvisuals](https://media04.kreiszeitung-wochenblatt.de/article/2018/09/28/6/322496_L.jpg?1560495970)
- Investitionen in die digitale Ausstattung von Schulen sind wichtig - doch genauso dringend müssen marode Gebäude saniert werden
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Sanierungsstau an Schulen / Was sagen Schulleitungen in den Kreisen Stade und Harburg?
tk. Landkreis. "Wenn ich durch meine Schule gehe, sehe ich überall Verfall und Sanierungsstau", sagt der Leiter einer Grundschule in der Region. Schimmel im Keller und eine Sporthalle, die bei Regen auch für Schwimmunterricht genutzt werden könnte. Die Technik im sogenannten Computerraum könnte im Museum stehen. Eine schonungslose Situationsbeschreibung, die zeigt: Die Ergebnisse einer aktuellen Studie der GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) treffen ins Schwarze. 59 Prozent der befragten Lehrerinnen und Lehrer in ganz Deutschland fordern mehr Geld für die digitale Infrastruktur und sogar 70 Prozent klagen über mangelhafte hygienische Bedingungen. Elf Prozent monieren undichte Dächer, Schimmel und kaputte Fenster. Deutschlands Schulen sind ein Sanierungsfall. Besonders Grund- und Hauptschulen seien nach Ansicht von Schulleiterinnen- und leitern "hinten runtergefallen".
Das WOCHENBLATT hat bei den Leitungsteams von Schulen in den Landkreisen Stade und Harburg nachgefragt: Wie marode ist ihre Schule? Offene Antworten gibt es dann, wenn weder die Schule noch der Name des Leiters genannt werden. Denn: Schulträger sind die Städte und Gemeinden und die fühlen sich leicht "auf den Schlips getreten", wenn über "ihre" Schulen öffentlich geschimpft wird. Zumal einige Kommunen dabei sind, Versäumtes nachzuholen.
Unterm Strich ergibt sich bei der WOCHENBLATT-Umfrage in den beiden Landkreisen folgendes Bild: Die Gymnasien klagen weniger über einen Sanierungsstau, sondern fordern verstärkt Investitionen in die digitale Infrastruktur. Ein Schulleiter: "Das Netz ist so langsam, das macht einfach keinen Spaß." Übereinstimmende Einschätzung von Lehrerinnen und Lehrern an allen Schulformen: Fünf Milliarden Euro aus dem Digitalpakt sowie 3,5 Milliarden Euro für Schulsanierungen - Summen aus dem Koalitionsvertrag - würden bei Weitem nicht ausreichen. Der "Deutsche Lehrerverband" (DL) schätzt, dass deutschlandweit 118 Milliarden Euro in Schulsanierung und Technik investiert werden müssten.
"Unsere Schule ist in die Jahre gekommen", stellt eine Hauptschulleiterin nüchtern fest. Nicht erstaunlich, denn seit zwölf Jahren habe es nur kleine Schönheitsreparaturen gegeben. Ein bisschen Farbe an der Wand - das war's. Jetzt sei der Reparaturstau so groß, dass nicht alles auf einmal möglich sei. Was diese Pädagogin beklagt, ist ein Zustand der deutschlandweit gilt.
Schulleitungen, mit denen das WOCHENBLATT gesprochen hat, haben einen aus der Not geborenen Pragmatismus entwickelt. "Vieles ist optisch schlecht, funktioniert aber noch", sagt ein Schulleiter. Ein Kollege ergänzt: "Besonders bei den Fachräumen ist das Alter aber ein Riesenproblem." Und ein Grundschulchef stellt nicht ohne eine Spur von Bitterkeit fest: "Selbst die Erstklässler nennen die Technik in unserem Computerraum altertümlich."
Auch wenn es unter den Schulleitungen so etwas wie eine grundsätzliche Solidarität gibt, bemängeln einige spürbare Unterschiede: Viele Gymnasien und neue Gesamtschulen stünden meistens besser da, besonders die Grund- und Hauptschulen würden ins Hintertreffen geraten.
Den Pädagogen und Schulleitungen geht es nicht um Kosmetik am und im Gebäude. "Schule muss ansprechend sein und eine gute Lernumgebung bieten", sagt eine Leiterin. Dazu gebe es Dutzende Studien. Undichte Fenster und bröckelnder Putz seien dafür aber die "falschen Zutaten".
"Lehrer sind duldsam und versuchen immer, das Beste möglich zu machen", sagt eine Schulleiterin. Weil Lehrer als Beamte nicht streiken dürfen, ihre Schule nicht aus Protest für einen Tag schließen können, wünschen sich manche, dass Schüler und Eltern auf die Barrikaden gehen.
Übrigens: In der GEW-Studie beklagen 70 Prozent der Befragten, dass die hygienischen Zustände nicht akzeptabel seien. Das bestätigen fast alle Schulleitungen, mit denen das WOCHENBLATT gesprochen hat. Da fällt dem kritischen Betrachter ein bekannter Spruch ein: Die Toilette ist die Visitenkarte eines Hauses.
Wie marode ist Ihre Schule?
Regenguss im Klassenraum, Fachräume für Naturwissenschaften auf dem Stand der frühen 1970er Jahre? Was sind Ihre Erfahrungen. Wie marode sind Schulen in den Landkreisen Stade und Harburg und was müsste wo ganz dringend angepackt werden?
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Redakteur:Tom Kreib aus Buxtehude |
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