Auf ein Wort! Des Deutschen liebste Disziplin: Maulen, motzen, mosern
In der Gemeinde Jork ist ein Streit um Geschmacksfragen entbrannt. Obwohl sich ja über Geschmack bekanntlich nicht streiten lässt. Teile der Jorker Politik kritisieren kurz vor der Fertigstellung die Optik des neuen Mehrfamilienhauses der Volksbank Stade-Cuxhaven in Osterjork - dort, wo jahrelang die Brandruine des Altländer Hofes vor sich hin gammelte.
So fragte jüngst FDP-Ratsfrau Angela Quast im Bauausschuss merklich irritiert, ob die braune Plastikverschalung der Gauben so genehmigt worden sei. Ja, das wäre sie, antwortete Bürgermeister Gerd Hubert. Die anschließend heiß diskutierte Frage, ob denn dabei die Jorker Gestaltungssatzung eingehalten worden sei, offenbart die mutmaßlichen Lieblingsdisziplinen der Deutschen: Maulen, mosern, motzen.
Statt sich über einen mutigen Investor zu freuen, der für das Ende der Ruine steht, der in Jork dringend benötigte Wohnungen schafft und dabei mit einem Fachwerk-Giebel auch auf die Altländer Architektur achtet, wird das Vorhaben schlecht geredet. Hässliche braune Plastikgauben würden Osterjork verschandeln. Hässlicher als eine Brandruine? Sicher nicht.
Wer mal mit wachem Blick durch Jork fährt, entdeckt auf fast jedem Grundstück mindestens eine Sache, die es in Hässlichkeits-Fragen locker mit braunen Plastikgauben aufnehmen kann.
Anders sieht es natürlich aus, wenn der Bauherr Festsetzungen in der Baugenehmigung missachtet. Auch das soll in Osterjork bei einem verfüllten Graben geschehen sein. Hier darf, sollte, ja muss die Politik Kritik äußern, damit der Fehler entdeckt und behoben wird. Aber, liebe Politiker, bitte bei braunen Plastikgauben nicht in Detailfragen verlieren!
Politik und Verwaltung müssen nicht jeden Baustein mitbestimmen. Eine solche Debatte über Kleinigkeiten könnte womöglich am Ende kontraproduktiv sein, weil sie nicht gerade investorenfreundlich ist und potenzielle zukünftige Bauherren abschreckt. Björn Carstens
Redakteur:Björn Carstens aus Buxtehude |
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