"Titanic"-Gründer als Namenspate
(jd). Vorschlag mit Augenzwinkern: Ehepaar will, dass Straße nach Satiriker benannt wirdIrgendwie hat der sogenannte "Hollenbecker Straßenraub" einen Hauch von Realsatire: Der Flecken Harsefeld saniert einen kleinen Dorfweg - ohne das Okay der Eigentümer. Der Weg gehört zum größten Teil dem Ehepaar Balzer, das sich von der Gemeinde überrumpelt fühlt. Diese wiederum sieht sich im Recht, da der Weg dem öffentlichen Verkehr gewidmet sein soll (das WOCHENBLATT berichtete). Der Fall landet schließlich vor Gericht. Obwohl die Balzers den Prozess gewinnen, wollen sie nun einlenken. Ihre Bedingung: Die kleine Straße mit dem unscheinbaren Namen "Buttermoor" wird umbenannt: in Chlodwig-Poth-Weg.
Diesen Namen haben die streitbaren Eheleute aus gutem Grund gewählt: Der 2004 verstorbene Poth war Mitbegründer des Satiremagazins "Titanic" und galt als einer der schärfsten Kritiker der politischen Zustände im Land. "Als begnadeter Karikaturist hielt Poth den Herrschenden den satirischen Spiegel vor", sagt Manfred Balzer.
Mit ihrem Vorschlag wollen die Balzers ein Zeichen setzen: "Die Bürokraten in der Verwaltung sollen einsehen, dass sie sich nicht nach Gutsherrenart über die Rechte der Bürger hinwegsetzen können", meint Marion Balzer. Mit der geforderten Umbenennung will sie die Gemeinde ein wenig "pieksen" - ganz im Sinne von Poth. Der antwortete mal auf die Frage, wann ihm das Ärgern Spaß mache: "Wenn man den Hauch einer Chance sieht, dass sich was ändern lässt."
Wie groß die Chancen für den ersten "Chlodwig-Poth-Weg" in Deutschland stehen, ist offen: Die Gemeinde konnte sich noch nicht zu einer Entscheidung durchringen. Lehnt sie ab, sind womöglich mehrere Zehntausend Euro in den Sand gesetzt: Laut Urteil, das allerdings noch nicht rechtskräftig ist, muss der alte Straßenzustand wiederhergestellt werden.
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