Kein Gegenwind vom Landkreis: In Ohrensen dürfen sich künftig Rotoren drehen
jd. Bargstedt-Ohrensen. Fledermäuse sind doch nicht gefährdet: In Ohrensen darf nun ein Windpark errichtet werden. Lange Zeit sah es so aus, dass in der Samtgemeinde Harsefeld zügig ein weiterer Windpark entsteht. Mehrere Grundstückseigentümer aus Ohrensen standen gemeinsam mit dem Windkraft-Projektierer "Westwind" aus Kirchdorf (Kreis Diepholz) bereits Anfang 2012 in den Startlöchern, um zwischen Lusthoop, Ruschenkamp und der L124 neue Rotoren zu errichten. Die Gemeinde Bargstedt signalisierte sofort Unterstützung. Doch dann spielte der Landkreis nicht mit: Die Ohrenser Fläche sollte nicht ins neue Regionale Raumordnungsprogramm (RROP) aufgenommen werden. In dem betreffenden Bereich gebe es geschützte Fledermaus-Populationen, so die Begründung. Jetzt macht der Kreis eine Rolle rückwärts: Die allerneueste Version des RROP weist nun doch einen Windpark in Ohrensen aus.
Dieser künftige Windpark wird offiziell dem bestehenden Windkraft-Vorranggebiet Deinste zugeschlagen. Dort drehen sich bereits 14 Mühlen. Nach den Unterlagen des Landkreises umfasst der Deinster Park bislang eine Fläche von 88 Hektar. Künftig sollen 208 Hektar für die Windenergie ausgewiesen werden. Darin ist dann auch das Ohrenser Gebiet enthalten, das allerdings vom Landkreis auf rund die Hälfte eingedampft worden ist.
Grund für den Sinneswandel im Kreishaus ist ein neues Fachgutachten zum Natur- und Umweltschutz. Diese Expertise habe ergeben, dass das Gefährdungspotenzial für die lautlosen Jäger der Nacht doch nicht so hoch sei, erklärt Kreissprecher Christian Schmidt den Sinneswandel im Stader Kreishaus. Daher gebe es keinen Anlass mehr, eine Ausweisung des Ohrenser Windparks im neuen RROP zu blockieren.
Zwar haben die Naturschützer in einem Wäldchen, das genau zwischen dem Deinster und Ohrenser Bereich liegt, vereinzelte Uhus ausgemacht, doch diese mittlerweile äußerst seltene Eulenart soll durch eine großzügige Abstandsregelung von negativen Einflüssen ferngehalten werden. Laut Schmidt wird das gesamte Wäldchen entgegen der urspünglichen Absicht nun ganz aus den Planungen herausgenommen. Zudem dürfen die Rotoren nicht mehr als 200 Meter an diesen Grünkorridor heranrücken. Möglichweise werden zum Schutz der Uhus noch weitere Maßnahmen ergriffen. Denkbar ist beispielsweise, dass einige Windräder nachts abgeschaltet werden müssen.
Auf WOCHENBLATT-Nachfrage erklärte Bargstedts Bürgermeister Thomas Wiebusch (CDU), dass sich die Gemeinde im Südteil des Ohrenser Windparks einen größeren Flächenzuschnitt wünsche. Mit der Dow sei abgesprochen, dass die Abstände zu deren Anlagen nicht so groß sein müssen wie vom Landkreis vorgesehen. Für Änderungen steht allerdings nicht mehr viel Zeit zur Verfügung: Anfang März soll das neue RROP vom Kreistag abgesegnet werden.
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