Hospiz-Gruppe Stade
Bei der Trauerarbeit wird auch viel gelacht

Die beiden Trauerbegleiterinnen Jutta Wagener (v.li.) und 
Annemarie Thieme sowie Vereinsvorsitzender Dieter Kanzelmeyer haben ein offenes Ohr für alle Trauernden | Foto: sv
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  • Die beiden Trauerbegleiterinnen Jutta Wagener (v.li.) und
    Annemarie Thieme sowie Vereinsvorsitzender Dieter Kanzelmeyer haben ein offenes Ohr für alle Trauernden
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Wo die Arbeit der Sterbebegleiter endet, beginnt die Arbeit der ehrenamtlichen Trauerbegleiter der Hospiz-Gruppe Stade. Sie kümmern sich um die Familie, Freunde, Erwachsenen und Kinder, die nach dem Tod eines geliebten Menschen zurückbleiben und mit ihrer Trauer zu kämpfen haben.

"Es ist eine schöne Arbeit, die unglaublich viel zurückgibt", sagt Jutta Wagener, eine der 40 ausgebildeten Sterbe- und Trauerbegleiterinnen im Verein. "Wir geben den Trauernden den Raum und die Zeit, zu erzählen, und erhalten im Gegenzug sehr viel Vertrauen. Und wenn sie zehnmal das gleiche erzählen, völlig egal. Wir schreiben den Menschen nicht vor, wie sie sich zu verhalten haben oder wie sie trauern müssen. Wir sind einfach nur für sie da."

Austausch in Trauergruppen

Dabei sei es ein Irrglaube, dass die Ehrenamtlichen und Trauernden nur mit traurigen Gesichtern aus den Gesprächen gehen. "Tatsächlich wird in allen Gruppen viel gelacht!", sagt Wagener. Denn auch wenn die Ehrenamtlichen natürlich viele Einzelgespräche führen, sollen die Trauernden sich vor allem untereinander näherkommen, wie im Trauergesprächskreis oder dem Trauerspaziergang. "Das Schöne an den Gruppen ist, dass die Menschen Kontakte knüpfen können und oft sogar richtige Freundschaften geschlossen werden.

Denn erst im Gespräch mit anderen Trauernden merken viele, dass sie gewisse Situationen nicht als Einziger durchmachen", erklärt Wagener. "Zum Beispiel wenn sich eine gute Bekannte beim Einkaufen plötzlich immer hinterm Regal versteckt und sich nicht mehr traut, einen anzusprechen. Vielen geht es so, dass sich ihre Freunde und Bekannte zurückziehen, weil sie nicht wissen, wie sie auf den Trauernden zugehen sollen."

Trauerbegleiter wie Jutta Wagener geben Kindern spielerisch den Raum, ihre Trauer zu verarbeiten und zum Ausdruck zu bringen | Foto: sv
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Trauerbegleitung für Kinder

Seit mittlerweile 26 Jahren besteht die Hospiz-Gruppe in Stade und ist 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche erreichbar. Sie berät kostenlos, organisiert Vorträge zu Themen wie Beerdigung oder Betreuungsverfügung und begleitet jedes Jahr rund 70 Menschen, darunter auch viele Kinder. "Das sind Kinder, die einen Angehörigen oder einen Klassenkameraden verloren haben und die hier einen Ort finden, an dem sie erzählen können, was sie ihren Mitschülern gegenüber vielleicht nicht sagen möchten", sagt Wagener. Mit den Kindern werde dann viel gebastelt und gespielt.

Hospiz macht Schule

Um Kinder schon im Voraus behutsam an das Thema Sterben und Tod heranzuführen, haben die Trauerbegleiter zwei Jahre vor der Corona-Pandemie das Projekt "Hospiz macht Schule" ins Leben gerufen. In einer Projektwoche bringen sie Kindern der dritten und vierten Klasse das Thema spielerisch näher. "Dann wird zusammen gebasteltund gesungen, wir laden einen Arzt ein, den die Kinder einen Tag lang alles über Krankheiten und deren Folgen fragen können, besprechen mit ihnen die Themen Trauer und Trösten und zeigen den Eltern am Ende mit einem Abschlussfest und Elternabend, was wir zusammen erarbeitet haben."

Wie Jutta Wagener ist auch Annemarie Thieme schon seit über zwanzig Jahren als Sterbe- und Trauerbegleiterin bei der Hospiz-Gruppe. "Ich habe früher in einer Arztpraxis gearbeitet", sagt sie über ihre Anfänge als ehrenamtliche Trauerbegleiterin. "Auch da sind mir natürlich viele Trauernde begegnet. Aber richtig damit umzugehen ist uns allen schwergefallen. Also wollte ich mit einer Ausbildung in der Hospiz-Gruppe die Trauerarbeit besser in die Arztpraxis einbringen. Seitdem bin ich hier im Ehrenamt hängen geblieben."

Weil die Arbeit als Sterbe- oder Trauerbegleiter aber nicht immer spurlos an den Ehrenamtlichen vorbeigeht, treffen sie sich alle zwei Monate zur Supervision. Hier können beispielsweise belastende Begleitungen angesprochen und verarbeitet werden. "Verschwiegenheitspflicht und Datenschutz haben aber natürlich immer Priorität", sagt Vorsitzender Dieter Kanzelmeyer. "Schließlich kommen wir auch mit sehr sensiblen Gesundheitsdaten in Kontakt."

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Annemarie Thieme sowie Vereinsvorsitzender Dieter Kanzelmeyer haben ein offenes Ohr für alle Trauernden | Foto: sv
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Auf Spenden angewiesen

Finanziert wird die Arbeit der Sterbegleiter vor allem durch Spenden. Bei sogenannten Kranzspenden verzichten Angehörige beispielsweise bei einer Beerdigung auf den Kauf eines Kranzes und spenden das Geld stattdessen der Hospiz-Gruppe. Wer den Verein finanziell unterstützen möchte oder sich für die Trauerarbeit interessiert, findet alle Informationen online auf www.hospiz-gruppe-stade.de oder telefonisch unter 04141-780010.

• Der Trauerspaziergang startet jeden letzten Freitag im Monat um 14 Uhr am Büro der Hospiz-Gruppe Stade, Bremervörder Str. 99, Haus 1.

• Zweimal im Jahr, im Frühjahr und im Herbst, startet der Trauergesprächskreis, der sich jeweils achtmal trifft.

Die beiden Trauerbegleiterinnen Jutta Wagener (v.li.) und 
Annemarie Thieme sowie Vereinsvorsitzender Dieter Kanzelmeyer haben ein offenes Ohr für alle Trauernden | Foto: sv
Trauerbegleiter wie Jutta Wagener geben Kindern spielerisch den Raum, ihre Trauer zu verarbeiten und zum Ausdruck zu bringen | Foto: sv
Redakteur:

Svenja Adamski aus Buchholz

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