Die Haare wachsen wieder
WOCHENBLATT-hautnah-Serie: Krebspatientin Iris Brehm aus Nordkehdingen schöpft neuen Lebensmut
tp. Freiburg. "Das war eine große Freude", sagt Krebspatientin Iris Brehm (52) über ein freudiges Ereignis: Beim Blick in den Spiegel stellte sie vor wenigen Wochen fest, dass ihre Haare wieder wachsen. Wie berichtet, durchlebt die allein stehende Hartz-IV-Empfängerin aus Freiburg in Nordkehdingen ein Wechselbad der Gefühle, seit Ärzte im Mai die Schock-Diagnose stellten: schnell wachsender, bösartiger Brustkrebs. Noch im September, beim letzten WOCHENBLATT-Termin der "hautnah"-Serie, in deren Rahmen Iris Brehm die Leser an ihrem Krankenalltag teilhaben lässt, war sie an einem seelischen Tiefpunkt.
Damals setzte ihr - zusätzlich zu der von Haarausfall, Schwindel, Mattigkeit und Übelkeit begleiteten Chemotherapie - eine schwere Grippe-Erkrankung körperlich zu. Mit Folgen für ihre angeschlagene Psyche: "Ich hatte eine schwere depressive Phase", sagt Iris Brehm.
Inzwischen schöpft Iris Brehm wieder neuen Lebensmut. Denn auch der Tumor in der rechten Brust habe sich komplett zurückgebildet, berichtet sie. Auf den Ultraschallbildern sei das Krebsgeschwür schon nicht mehr zu erkennen. Es folgen noch drei Chemotherapie-Behandlungen in der Klinik Dr. Hancken in Stade, dann kommt ein weiterer wichtiger Schritt: die operative Entfernung des ehemals erkrankten Gewebes. Iris Brehm blickt der OP im Dezember und der abschließenden Strahlentherapie im neuen Jahr zuversichtlich entgegen.
Optimismus ist - nach Wochen des Rückzuges in ihre behindertengerechte Wohnung in Freiburg - auch wieder in ihren Alltag eingekehrt. "Zum Zeitvertreib backe ich gerne für meine Familie und Nachbarn", sagt Iris Brehm, der soziale Kontakte wichtiger denn je sind. Vor einigen Wochen ging sie mit einem guten Freund in Stade sogar "auf die Piste". Dabei besuchte sie auch die Gaststätte "Puppenlustig", der ehemaligen Kneipe "Bahnsteig 4". Das Lokal war langjährige berufliche Wirkungsstätte der früheren Tresenkraft. "Es war einfach schön, mal wieder unter Leute zu gehen."
Beim Ausgehen verzichtete sie übrigens meistens Langhaar-Perücke, unter der sie "unerträglich schwitzte", und zeigte selbstbewusst ihren kahlen Kopf. Doch nur Kinder gingen nach ihrer Erfahrung unbefangen mit dem veränderten Aussehen um. Kürzlich streichelte Iris Brehms anderthalbjähriger Enkelsohn seiner Oma über die ersten sprießenden Haare: "Da ging mir das Herz auf."
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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