Kritik an "Billigschnitzeln aus der Luxusküche"
Staatssekretär vor Stader Bauernverband: "Landwirte brauchen Planungssicherheit" / Amtliches Tierwohl-Label
tp. Fredenbeck. Die Milchkrise war gerade überstanden, da löste die umstrittene „Bauernregel“-Kampagne von Umweltministerin Barbara Hendricks eine Welle der Empörung aus: Landwirt zu sein, ist heute schwer. Dennoch habe die Branche Zukunft, gab sich der Staatssekretär im Bundes-Landwirtschaftsministerium, Dr. Hermann Onko Aeikens, überzeugt. Er war am Mittwoch Gast bei der Stader Kreisbauernverbandsversammlung in der „Niedersachsenschänke“ in Fredenbeck.
In seiner Rede sprach Aeikens von dem „wichtigsten Beruf der Welt“, der - die Lebensmittelbranche mitgerechnet - in Deutschland 4,5 Millionen Arbeitsplätze bietet.
Dennoch habe die Branche ein Imageproblem, stehe wegen einzelner Tierschutzverstöße und Umweltvergehen in der Kritik.
„Da hilft Ehrlichkeit“, sagte Aeikens und riet den Bauern, „falsche Wunschbilder aus der Welt zu schaffen“. Ein stilisiertes Fachwerkhaus auf der Verpackung eines Tiefkühlhähnchens gaukele wecke unrealistische Erwartungen vor.
Landwirte stünden unter starker Beobachtung der Verbraucher: „Die Leute wollen wissen, was in den Ställen und auf den Äckern los ist. Das zu erkunden, werde bei abnehmender Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe immer schwerer.
Aeikens mahnt zudem die Verbraucher zu besonnenen Kaufentscheidungen: „Manche schaffen sich eine Luxusküche an und braten sich darin ein Billigschnitzel.“ Das passe nicht zusammen.
Um für die Herausforderungen der Zukunft - von der Erfordernis neuer Obstsorten im Zuge des Klimawandels bis zur Deckung des Nahrungsbedarfs einer steigenden Weltbevölkerung auf zehn Milliarden Menschen im Jahr 2050 - gewappnet zu sein, bräuchten die Bauern Planungssicherheit. Die Regierung wolle helfen - mit Geld und verlässlichem Rechtsrahmen, z.B. für den Bau von Ställen. Entsprechende Richtlinien müssten mindestens für den Zeitraum der Abschreibung solcher Großbauprojekte von 15 bis 20 Jahren Bestand haben. Weiter sicherte er Bürokratieabbau zu, „damit der Bauer mehr Zeit im Stall verbringt als am Computer“.
Für dieses Frühjahr kündigte der Staatssekretär erste Schritte zur Einführung eines staatlichen Tierwohl-Labels zur Vereinfachung der Verbraucherorientierung an. Der Staat wolle eine zugehörige Image-Kampagne mit 70 Millionen Euro unterstützen.
Rückendeckung haben die Bauern von Landrat Michael Roesberg bei der umstrittenen geplanten Änderung des niedersächsischen Wassergesetzes, das fünf Meter breite Gewässerschutzstreifen vorsieht.
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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