Clevere Spar-Alternativen - Expertin gibt Tipps
Wie lege ich mein Geld richtig an? Sonja Hausmann im Interview
Die gewinnbringende Kapitalanlage gestaltet sich in der heutigen Zeit nicht einfach. Das Zinsniveau ist sehr niedrig. Das Sparbuch ist "out" und die beliebten Sparverträge bringen kaum Zinserträge. Wie sollte man sein Kapital anlegen? Welche Strategie ist die erfolgreichste? Axel-Holger Haase, WOCHENBLATT-PR-Redaktionsleiter, sprach mit Sonja Hausmann, Vorstand der Sparkasse Harburg-Buxtehude, über die Möglichkeiten der erfolgreichen Geldanlage.
WOCHENBLATT: Frau Hausmann, wie kann ich mein Geld heute sicher und dennoch mit einer guten Rendite anlegen?
Hausmann: Da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Das klassische Sparen ist allerdings keine wirkliche Alternative mehr. Vielmehr rücken Aktien und Immobilien in den Fokus. Heute lassen sich mit Fondssparplänen langfristig gute Renditen erzielen. Durch den regelmäßigen Kauf von Aktien- oder Immobilienanteilen mithilfe von Sparplänen kaufen Kunden langfristig zu guten Durchschnittspreisen. Sie profitieren vom Durchschnittskosteneffekt. Denn: Bei tieferen Kursen werden mehr Fondsanteile für eine gleichbleibende Sparrate erworben als bei höheren Preisen. Fonds bieten die Vorteile einer breit gestreuten Anlage. Es gibt Anlageformen, die Erträge von drei Prozent erzielen. Ganz entscheidend ist, welches Ziel der Kunde mit der Geldanlage verfolgt. Die Geldanlage muss mit den individuellen Wünschen und Zielen harmonieren.
WOCHENBLATT: Trotz veränderter Rahmenbedingungen hat sich das Sparverhalten der Deutschen wenig verändert?
Hausmann: Bislang ist das so. Obwohl es kaum Zinsen mehr auf Erspartes gibt, ist die Sparquote sogar gestiegen – 2019 auf elf Prozent. Paradoxerweise setzen die Bundesbürger weiterhin auf das, was sie kennen, und das sind Sparbuch und Girokonto. Eines scheint vielen dabei nicht bewusst zu sein: Die reale, durch die Inflation bereinigte Rendite liegt bei nicht verzinsten Spareinlagen im negativen Bereich. Faktisch sinkt dadurch ihre Kaufkraft und auf Sicht ihr Vermögen. Es ist an der Zeit, dass die Deutschen ihr Anlageverhalten überdenken. Wir konnten in den vergangenen Monaten eine Trendwende erkennen. Kunden haben den Corona-bedingten Kurseinbruch an der Börse verstärkt genutzt, um zu niedrigen Kursen ins Aktiengeschäft einzusteigen. Das ist der richtige Weg.
WOCHENBLATT: Ist das ein Rat, den Sie Ihren Kunden geben, die von der Kündigung der Prämiensparverträge betroffen sind?
Hausmann: Ja. Denn bei den Altverträgen des Prämiensparens ist es de facto so, dass, nachdem die höchste vereinbarte Prämienstufe und somit das Sparziel erreicht ist, die Rendite der Verträge mit jeder weiteren Einzahlung sinkt. Es gibt attraktivere Anlageformen, mit denen die Kundenziele nachhaltig besser und flexibler erreicht werden können. Zum Beispiel über Fondssparpläne mit Aktien- oder Immobilienanteilen. Grundsätzlich stehen den Kunden alle Produktlösungen unserer gesamten Palette zur Verfügung. Wichtig ist, im Beratungsgespräch das gesamte Kundenvermögen im Blick zu haben. Abhängig von seinen Wünschen und Zielen, nehmen wir eine Vermögensoptimierung vor. Wenn jemand in absehbarer Zeit Wohneigentum erwerben möchte, sieht die Empfehlung anders aus als bei einer reinen langfristigen Geldanlage.
WOCHENBLATT: Frau Hausmann, warum werden Prämiensparverträge jetzt von der Sparkasse gekündigt?
Hausmann: Die Niedrig- bzw. Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank führt die Sparkassen und ihre Kunden in diese Situation. Die wirtschaftlichen Bedingungen haben sich seit dem damaligen Vertragsabschluss extrem verändert, auch zum Nachteil unserer Kunden. Schon seit Jahren wurden Verträge daher auch von Kunden selbst aufgelöst, weil sie das Kapital benötigten oder flexibler anlegen wollten. Von unseren knapp 200.000 Kunden sind nur noch rund 4.500 Kunden von den Kündigungen betroffen. Dazu kommt die allgemeine Zinssituation im Bereich von Geldanlagen. Die Kunden der Sparkasse Harburg-Buxtehude haben rund 3,2 Milliarden Euro an Spareinlagen auf den Konten der Sparkasse angelegt. Und für uns verursachen diese Einlagen hohe Kosten. Denn während wir auf die Passiveinlagen unserer privaten Kunden keine Negativzinsen berechnen, zahlen wir genau diese bei der Zentralbank. Eine Weiterführung der Verträge ist wirtschaftlich nicht zu verantworten.
WOCHENBLATT: Wie gehen Sie dabei vor?
Hausmann: Wir sprechen unsere Kunden bereits seit geraumer Zeit persönlich an. Wir klären sie über unser Vorgehen auf und laden sie zu einem Beratungsgespräch ein. In diesem schauen wir mit den Kunden nach Alternativen. Uns ist wichtig, unsere Kunden in dieser Situation nicht alleine zu lassen. Vor wenigen Tagen haben wir alle betroffenen Kunden angeschrieben. Parallel geht die aktive Ansprache unserer Kunden durch unsere Berater unvermindert weiter.
WOCHENBLATT: Welche Erfahrungen haben Sie in den Kundengesprächen gewonnen?
Hausmann: Es ist nachvollziehbar, dass die Kündigung der Sparverträge bei manchen Kunden auf Enttäuschung stößt. Dieser versuchen wir mit Transparenz, Aufklärung und konstruktiven Lösungsvorschlägen zu begegnen. Inzwischen haben wir über 1.000 Gespräche zu diesem Thema mit unseren Kunden geführt. Und mit jeder Woche kommen gut 100 dazu. Wie es scheint, haben wir das richtige Vorgehen gewählt: Die Resonanz aus den Gesprächen ist überwiegend positiv. Nach anfänglicher Skepsis bedanken sich viele Kunden im Anschluss sogar für das persönliche Gespräch und die Aufklärung. Vielen Kunden ist nicht bewusst, dass die Rendite ihres Altvertrages trotz vermeintlich attraktiver Bonuszahlung permanent sinkt. Und manche Kunden sind überrascht über die Vielzahl der alternativen Angebote. Überwiegend ist die neu gewählte Geldanlage für den Kunden ertragreicher als der bisherige Prämiensparvertrag.
WOCHENBLATT: Wie lautet zusammenfassend Ihre persönliche Empfehlung?
Hausmann: Meine Empfehlung lautet: Nutzen Sie jetzt die Chance, Ihr Vermögen zu optimieren. Aber gehen Sie geplant vor. Welche Möglichkeiten es für Sie gibt und was in Ihre Vermögensstruktur passt, sagen Ihnen unsere Anlageexperten. Sie sind auch im Umgang mit Wertpapieren bestens ausgebildet und geschult. Nehmen Sie gerne über Ihren persönlichen Berater Kontakt auf.
WOCHENBLATT: Frau Hausmann, wir danken Ihnen für das Gespräch und die Informationen.
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