Tipps von den Schulpsychologen
Bloß keine Strafe: Mieses Zeugnis schon Strafe genug
Am Freitag, 27. Januar, gibt es Zeugnisse. Wenn die Noten mies sind, die Versetzung vielleicht gefährdet ist und die Sorgen groß sind, bleiben Schülerinnen und Schüler sowie Eltern nicht allein: Die Schulpsychologinnen und -psychologen der Landesschulämter bieten ihr Sorgentelefon an. Das WOCHENBLATT hat mit der Schulpsychologin Gertrud Plasse, Dezernatsleiterin beim Regionalen Landesamt für Schule und Bildung in Hannover, gesprochen. Überrannt werden die Fachleute am Zeugnistag nicht, sagt sie. "Die Familien und Schüler sind durch die Schulen schon vorher gut informiert worden." Schlechte Noten seien in der Regel keine Überraschung.
Was sich in den vergangenen Jahren verändert hat: Früher seien es vor allem Eltern und Großeltern gewesen, die sich gemeldet haben. Deren Kernfrage: Gleich kommt das Kind mit einem miesen Zeugnis nach Hause. Wie gehe ich damit am besten um? "Inzwischen rufen mehr Schülerinnen und Schüler an", sagt die Schulpsychologin.
Dabei gehe es häufig nicht um eine konkrete Note, sondern auch ums Grundsätzliche. "Viele wollen über das soziale Miteinander in der Klasse reden", sagt Gertrud Plasse. Es gehe um Freundschaft und darum, "sich aufeinander zu verlassen". Der Umgang miteinander habe schließlich starke Auswirkungen auf die Leistungen, die in der Schule erbracht werden.
"Am Telefon haben wir so viel Zeit, wie notwendig ist", sagt die Schulpsychologin. Zuerst gehe es darum, Vertrauen aufzubauen und zuzuhören. Und erst dann könne gemeinsam überlegt werden, welche Schritte gegangen werden könnten, um beim nächsten Zeugnis besser dazustehen. "Es ist wichtig, dass wir im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam auf Ideen kommen." Ein wichtiger Tipp der erfahrenen Beraterinnen und Berater: Sich eine Vertrauensperson zu suchen, die einen bei den nächsten Schritten unterstützt. "Das können die eigenen Eltern, aber auch Eltern von Freunden oder Lehrerinnen und Lehrer und andere Vertrauenspersonen sein", sagt Gertrud Plasse.
Zudem ist es wichtig, auf die Stärken zu blicken. "Ein Zeugnis ist nie nur schlecht", sagt die Schulpsychologin. Das sei ein wichtiger Rat für Kinder und Jugendliche wie für Erwachsene, die sich Sorgen machen. Eltern sollten zudem auf keinen Fall ihren Nachwuchs für ein mieses Zeugnis bestrafen. "Schlechte Noten sind schon Strafe genug", so die Expertin. Auch wenn es verständlich sei, dass Erziehende enttäuscht sind, wenn es Fünfen und Sechsen hagelt, von Gertrud Plasse und ihren Kolleginnen und Kollegen bekommen sie einen wichtigen Satz mit auf den Weg: "Jedes Kind braucht eine Person, die ohne Wenn und Aber da ist und unterstützt. Egal, was passiert."
• Am Freitag, 27. Januar, bieten die Landesschulämter wieder ein Sorgentelefon an, für das Schulpsychologinnen und -psychologen zur Verfügung stehen. Schülerinnen und Schüler, aber auch deren Eltern und andere Ratsuchende können sich am Freitag zwischen 9 und 16 Uhr unter Tel. 0511-1062461 melden.
Wer Fragen zur Notenvergabe und anderen Inhalten des Zeugnisses hat, meldet sich beim zuständigen Landesschulamt in Lüneburg unter Tel. 04131-152222.
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