Landwirtschaftsminister will Zunahme von Mega-Mastställen stoppen
bc. Hedendorf. Gülle stinkt nicht nur zum Himmel, Gülle kann auch gefährlich sein. Der Boom der Massentierhaltung in Niedersachsen hat zur Folge, dass die Gülle-Menge immer weiter ansteigt. Nur wohin damit? Wenn die Bauern zu viel Gülle auf die Äcker ausbringen, können die Pflanzen das Nitrat aus den tierischen Exkrementen nicht mehr aufnehmen, sie sickert ins Grundwasser und gelangt so ins Trinkwasser. Nitrate verfügen über krebserregende Eigenschaften für den Menschen.
"Die Nitratbelastung muss dringend heruntergefahren werden", fordert Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne). Meyer sprach auf Einladung der "Bürgerinitiative Hedendorf und Umgebung" in der vergangenen Woche im VSV-Treff in Hedendorf. Er sagt der unkontrollierten Überdüngung den Kampf an. Die Frage, die sich Meyer stellt: Reichen die Flächen überhaupt aus, um bei zunehmender Massentierhaltung die Gülle zu entsorgen?
Meyer: "Die Zahl der Hühner- und Schweineställe in Niedersachsen hat sich in den vergangenen Jahren stark erhöht." Alleine im Landkreis Emsland gebe es weit mehr als 20 Mio. Mastplätze für Geflügel und somit auch sehr hohe Nährstoffeinträge, berichtet Meyer. Ohne den "Gülle-Tourismus", bei der überschüssige Gülle auf Feldern in angrenzenden Regionen verteilt wird, steigen die Nitratwerte im Grundwasser an. Mittlerweile werden Millionen Tonnen Gülle und Hühnertrockenkot hin und her gekarrt.
Ein Grund, warum Meyer zum 1. Januar 2014 ein sogenanntes Gülle-Kataster einführen will. Das soll für mehr Transparenz bei der Verteilung sorgen. Die Kommunen sollen besser abgleichen können, auf welche Flächen die Gülle ausgebracht wurde. "Wenn jemand einen Maststall baut, muss er derzeit nachweisen, wo er die 'Schiete' lässt. Mit Hilfe eines Gülle-Kastasters soll vermieden werden, dass diese Flächen doppelt und dreifach angegeben werden", erklärt Meyer. Der landesweite Datenabgleich beim Düngemanagement soll so verbessert werden.
Meyer will aber auch insgesamt die Ausbreitung der Massentierhaltung eindämmen. Beim Bau sollen die Umweltschutzauflagen angezogen werden. Ältere Ställe müssten beim Filter-Einbau und Brandschutz nachrüsten. „Es sollen nur noch Ställe subventioniert werden, in denen höhere Umweltstandards gelten, als es das Gesetz verlangt.“ Und: Der Bau von Hähnchen-Mastställen mit 80.000 Tieren im Außenbereich von Kommunen und Gemeinden sei nicht mehr privilegiert. Kommunen sollten selbst über derartige Bauvorhaben im Außenbereich entscheiden dürfen, so Meyer.
Übrigens: Nicht nur Tierhalter haben Schuld an schlechteren Wasserwerten. Auch die Gärreste aus den Biogasanlagen haben einen großen Anteil an den erhöhten Nährstoffeinträgen im Grundwasser.
Laut Fred Carl vom Trinkwasserverband Stader Land sei das Trinkwasser im Landkreis Stade jedoch (noch) einwandfrei.
Redakteur:Björn Carstens aus Buxtehude |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.