Mülltonnen-Frust: Viele Leser-Reaktionen

Wolfgang Dohm ist einer der Betroffenen. Er sagt: "Auch zur Sammelstelle fährt die Müllabfuhr rückwärts"
  • Wolfgang Dohm ist einer der Betroffenen. Er sagt: "Auch zur Sammelstelle fährt die Müllabfuhr rückwärts"
  • hochgeladen von Björn Carstens

(bc). Die Müllabfuhr darf nach Vorschrift der Berufsgenossenschaft aufgrund mangelnder Wende-Möglichkeiten viele Stichstraßen nicht mehr anfahren (das WOCHENBLATT berichtete). Die Folge: Sammelstellen werden eingerichtet, zu denen Anwohner ihre Mülltonnen schleppen müssen. Zahlreiche betroffene Leser meldeten sich auf unseren Aufruf, schilderten ihrer Ärger mit der Abfallentsorgung.

• Kurt Tomforde aus Fredenbeck und seine Nachbarn erhielten am 6. September ein Schreiben vom Landkreis. Ihre Sackgasse „Wischhof“ - etwa 80 Meter lang und über sechs Meter breit - werde nicht mehr angefahren. Stattdessen sollen sie ihre Tonnen an den Wischhofsdamm bringen. „Als ich auf mögliche Ausnahmen verwiesen habe, habe ich statt einer Antwort die Anordnung der sofortigen Vollziehung erhalten“, so Tomforde, „soviel zum Dienstleister Landkreis.“

• Die Vorschrift gelte schon seit 1979, sagt Carl-Heinz thor Straten Wolf aus Stade-Haddorf. Ihm stellt sich die Frage, wieso die Müllabfuhr jahrelang funktionierte, seit Anfang des Jahres seine Straße „Osteresch“ aber öfter nicht mehr bedient werde.
„Bei uns ist das Problem, dass abgestellte Pkw die Durchfahrt blockieren. Wir haben beim Landkreis, Polizei, Feuerwehr, der Karl Meyer AG angerufen und uns beschwert. Mit dem erstaunlichen Ergebnis, dass alle von dem Problem Kenntnis hatten, aber keiner dafür zuständig sei oder versuchte Abhilfe zu schaffen. Wir reden hier über Müllabfuhr, ich möchte gar nicht daran denken, sollte es einmal brennen.“

• Marc Krüdener wohnt in Horneburg in einer Straße mit neun Häusern: „Wir müssen die Tonnen an die Stader Straße stellen.“ Da jedoch keine vernünftige Ausgleichsfläche vorhanden sei, seien schon mal zwei Altpapiertonnen und ein Straßenbaum beschädigt worden.“

• Claudia Koch berichtet von ihren Problemen in der Buxtehuder Leddinstraße. Sie kritisiert vor allem die Buxtehuder Ordnungsbehörde, die nicht bereit sei, ein Parkverbot anzuordnen: „Die Fahrer versuchen ihr allerbestes, um unseren Müll zu entsorgen.“ Das sei jedoch schwer, weil Pkw an beiden Straßenseiten parken würden. „Ein Fahrzeug der Müllentsorgung oder - viel gravierender - Feuerwehr oder Rettungsdienst hat kaum oder keine Möglichkeit durchzukommen“, so Claudia Koch.

• Rolf Fricke aus Apensen übt Kritik an den Städten und Gemeinden, das mehr als 35 Jahre alte Rückwärtsfahrverbot der Berufsgenossenschaft viel zu lange ignoriert zu haben: „Gesetz des Falls, es passiert etwas beim Zurücksetzen des Müllfahrzeuges, und sei es nur ein Sachschaden, möchte ich nicht in der Haut des Fahrers bzw. des Verantwortlichen bei der Karl Meyer Kommunalentsorgung stecken“, schreibt Rolf Fricke. Natürlich seien die Bürgermeister nicht erfreut über die Mülltonnen-Karavanen, die dann vermutlich auf öffentlichen Grund stehen. Fricke: „Das spiegelt doch nur das eigene Versagen der Städte und Gemeinden wider. Vor allem Neubaugebiete sind teilweise so klein und eng gehalten (worden), was Straßen angeht, weil der Verkauf von Bauland geldlich mehr bringt als eine Straße.“

• Wolfgang Dohm lebt seit zehn Jahren in Neubaugebiet „Stockfeld“ in Stade. Auch hier wurde eine Sammelstelle eingerichtet, obwohl das Wenden in der Estebrügger und Königreicher Straße für einen guten Fahrer überhaupt kein Problem sei. Und: „Bei der Einfahrt wird immer rückwärts bis zur Sammelstelle gefahren. Dieses Rückwärtsfahren geht über ca. zehn bis zwölf Meter! Hier ein klarer Verstoß gegen die Vorschrift“, so Dohm.

Harsefeld ist jetzt dran

Für die Müllentsorgung ist im Auftrag der Abfallwirtschaft des Landkreises die Karl Meyer Kommunalentsorgung in Wischhafen zuständig. Nach Angaben von Karl Meyer sind in der Gemeinde Jork sowie in den Samtgemeinden Apensen, Lühe und Horneburg 26 komplette Straßenzüge vom Rückwärtsfahrverbot betroffen. Hinzu kommen 52 Straßen, in denen nur einzelne Grundstücke nicht mehr angefahren werden.
Zuletzt waren der Kreis und die Karl Meyer AG in Fredenbeck unterwegs. Dort sind laut Bürgermeister Ralf Handelsmann insgesamt mindestens 26 Straßen mit mehreren hundert Anwohnern betroffen.
Nach Angaben von Heiko Köhnlein, Leiter des Umweltamtes beim Landkreis, soll als nächste Samtgemeinde Harsefeld überprüft werden. Der weitere Fahrplan stehe noch nicht fest. Die Befahrung der beiden Städte Stade und Buxtehude stünde auch noch aus.

Die vollständigen Leser-Beiträge

Kurt Tomforde (Wischhof 3) aus Fredenbeck:

Ja, auch bei uns geht es los. In unserer Straße (Sackgasse) „Wischhof“ in Fredenbeck, die etwa 80 m lang ist, über 6 m breit, zudem noch mit einem zusätzlichen Bürgersteig und keinerlei Sichteinschränkung wird der Müll nicht mehr wie bisher entsorgt. Die Mitarbeiter der Fa. Meyer sehen auch keine Schwierigkeiten, diese Straße rückwärts zu befahren.

Mit Schreiben vom 6.9.17 hat der Landkreis unsere Nachbarn und uns aufgefordert, die Mülltonnen an den Wischhofsdamm zu bringen.

Auf meinen Widerspruch vom 8.9, verbunden mit der Anfrage auf welcher Grundlage das geschehe, wurde ich am 25.9. vom Landkreis auf folgende Vorschriften verwiesen:

DGUV Information 214-033
RASt 06
Betriebssicherheitsverordnung
DGUV Regel 114-601
StVO

Als ich darauf mit Schreiben vom 3.Okt. auf mögliche Ausnahmen verwiesen habe (Pressemitteilung der DGUV aus dem IV.Quartal 2016 und eine Pressenotiz der Augsburger Allgemeinen vom Juni 2016), habe ich statt der Antwort unter dem 4.10.2017 die Anordnung der sofortigen Vollziehung erhalten. Begründet mit der Abfallbewirtschaftungssatzung des Landkreises vom 19.6.2017 §§ 7b und 21.

Ich kann gegen diesen Bescheid allerdings innerhalb von 4 Wochen (erneut) Widerspruch erheben.

Soviel zum „Dienstleister“ Landkreis.

Carl-Heinz thor Straten Wolf (Osteresch) aus Stade-Haddorf:

Die Vorschrift §16 Nr.1 gilt schon seit 1979. Da stellt sich doch die Frage, wieso die Müllabfuhr bis Anfang des Jahres funktionierte. Wir wohnen in einer Sackgasse mit Wendehammer, wo ein herausfahren ohne einmal zurückzusetzen gar nicht möglich ist. Generell wäre also jede Sackgasse davon betroffen, da ein Müll-LKW ob Wendehammer oder Kehre, ohne rückwärts zu fahren jemals wieder rauskommt. Jahre lang hat es funktioniert nur seit Anfang des Jahres wird unsere Straße des öfteren nicht mehr bedient.
Bei uns ist das Problem, das PKW die Durchfahrt nicht ermöglichen.
Wir haben beim Landkreis,Polizei,Feuerwehr,Karl-Meyer angerufen und uns beschwert mit dem erstaunlichen Ergebnis das alle von dem Problem Kenntnis hatten, aber keiner ist dafür zuständig oder versucht Abhilfe zu schaffen. wir reden hier über Müllabfuhr, ich möchte gar nicht daran denken sollte es einmal brennen.
Ach ja wir wohnen in Haddorf im Osteresch.
Da ich einen Abschleppwagen fahre, habe ich des öfteren das Vergnügen PKW die der Müllabfuhr im Wege stehen zu entfernen. Raten Sie mal wie man an die PKW in den meisten Fällen heran kommt? Rückwärts mit Einweiser zwischen Tisch und Stühlen über den Fischmarkt in die Bungenstr., nur um einen Fall zu nennen. Es liegt auch immer am Fahrer wo und wie ich dahin oder durch möchte.


Marc Krüdener aus Horneburg:

Ich wohne in Horneburg und habe auch das Problem mit den Mülltonnen. Wir sind 9 Häuser und müssen die Tonnen an die Stader str stellen. Da keine vernünftige Ausgleichsfläche vorhanden ist sind schon mal 2 Altpapiertonnen und ein Straßebaum beschädigt worden. Da wir zwischen Gehweg und Straße noch ein Blumenbeet haben fahren die Müllfahrzeuge rückwärts auf dem Fußweg. Mein besonders Problem ist das ich Kraftfahrer bin und gezwungen bin die Mülltonnen am Sonntag an die Straße stellen muss.

Claudia Koch (Leddinstraße) aus Buxtehude:

Auch wir in der Buxtehuder Leddinstraße haben Probleme mit der Müllabholung.

Allerdings liegt dies nicht an den Fahren der Müllentsorgung, sondern der Nichtbereitschaft der Behörde für Sicherheit, Recht und Ordnung der Stadt Buxtehude. Die Fahrer versuchen ihr Allerbestes, um unseren Müll zu entsorgen, allerdings ist die Stadt nicht bereit, ein Parkverbot zur Entspannung anzuordnen.

Seit 2015 kämpfen wir erfolglos um ein Parkverbot. In der Leddinstraße ist das Parken auf der Seite der geraden Hausnummern erlaubt. Nachdem die Stadt, durch lange Verhandlungen, als zuvor wochenlang die Müllabholung brach lag, sich bereit erklärt hat, den ohnehin als Parkverbot geltenden Wendehammer zu markieren, parken die Fahrzeuge jetzt auch auf der Seite den ungeraden Hausnummern am Straßenrand. Leider kollidiert dies mit den seit Jahren vorhandenen Parkmöglichkeiten der anderen Seite und gemieteten Parkplätzen Die Besitzer sind kaum noch in der Lage sind, einzuparken. Die Stadt besteht aber darauf, dass auch hier das Parken gestattet ist.

Dadurch hat ein Fahrzeug der Müllentsorgung oder für uns viel gravierender Feuerwehr oder Rettungsdienst kaum oder keine Möglichkeit durchzukommen, wenn gleichzeitig auf der ungerade Seite geparkt wird.

Mehrfach haben wir versucht, den Leiter der Behörde, Herrn Huhn, davon zu überzeugen, das Beides nicht harmoniert. Leider ist dieser seit Jahren zu keinem Kompromiss bereit und sagt aus, dass die Leddinstraße von seiner Behörde ohne Beanstandungen begangen wird. Dieses können wir als Anwohner gänzlich in Abrede stellen, denn mehrere Fotos beweisen das Gegenteil. (Foto der markierte Fläche, zeigt den für die Stadt angeblichen Zustand, der leider nahezu nie gegeben ist.)


Rolf Fricke (Im Heisterbusch) aus Apensen:

Ein seit mehr als 35 Jahren bekanntes Problem der Abfallentsorgung, nämlich das Rückwärtsfahrverbot der Berufsgenossenschaft nach §16Nr.1, wurde bis dato erfolgreich seitens der Städte und Gemeinden ignoriert. 35 Jahre hatte man Zeit sich des Problems anzunehmen und nun wo die Vorschrift konsequent durchgesetzt werden soll kommt der Aufschrei. Gesetz dem Fall es passiert etwas beim zurücksetzen des Müllfahrzeuges und sei es nur ein Sachschaden möchte ich nicht in der Haut des Fahrers bzw. vom Verantwortlichen bei der Karl Meyer Komunalentsorgung stecken. Wider besseren wissen wurde Rückwärts gefahren. Man stelle sich das mal mit Personenschaden vor! Natürlich sind die Bürgermeister nicht erfreut über die Post , die dem mündigen Bürger ins Haus flattern, zwecks der Mülltonnenkaravanen die zu erwarten sind die dann vermutlich auf öffentlichen Grund zu stehen kommen. Das spiegelt doch nur das eigene Versagen der Städte und Gemeinden wieder. Vor allem Neubaugebiete sind teilweise so klein und eng gehalten (worden) was Straßen angeht, weil der Verkauf von Bauland geldlich mehr bringt als eine Straße.
Kleinere Fahrzeuge, bedeutet weniger Volumen, heißt womöglich zwei Fahrten wo sonst eine ausreichend gewesen wäre. Ergo Kostenexplosion . Will der Bürger mehr Abfallgebühren zahlen?
Ich glaube kaum, dass so etwas dem Bürger zu vermitteln ist.
Andere Besetzung der Fahrzeuge bedeutet was? Mit Einweiser rückwärts, ohne nein? Kostenpunkt? Wer soll die Verantwortung übernehmen? Der Einweiser? Macht doch freiwillig keiner!
Hier soll die Verantwortung der Städte und Gemeindeplaner auf den kleinen „Mann“ abgewälzt werden. Was sagt eigentlich die Gemeindeunfallversicherung zu dem Thema?
Bessere Planung heißt das Zauberwort! Für den Bürger ist es manchmal auch nur schwer zu verstehen wie die Städte und Gemeinden ihre Vorschriften auslegen.
Klar ist auch das solche Themen geradezu danach schreien für den Wahlkampf missbraucht zu werden.
35 Jahre sind nun auch keine kurze Zeit wo man sich des Problems hätte annehmen können.
Bleibt nur zu hoffen das eine vernünftige Lösung zu Stande kommt womit jeder Leben kann. Eine Bitte hätte ich noch zum Schluss: Kommen Sie bitte nicht auf die Idee , Grundstückseigentümer die an den möglichen „Sammelpunkten“ Grundstücke haben, zum Wohle der Allgemeinheit zur unentgeltlichen Überlassung eines Teils dieser Grundstücke zu verpflichten .
PS: Bei nicht geräumten und gestreuten Straßen im Winter darf das Entsorgungsfahrzeug auch eine bestens zu erreichende Abfuhrstelle nicht anfahren! Bitte mal die DGUV Vorschrift 43 lesen.


Wolfgang Dohm (Estebrügger Straße) aus Stade:

Für die Wendekreise Estebrügger Str und Königreicher Str. in Stade (Stockfeld) ist für einen guten Fahrer das Wenden (natürlich mit einem kurzen zurücksetzen) überhaupt kein Problem! Bei der Einfahrt in dieses Gebiet wird übrigens immer rückwärts bis zur 'Sammelstelle' gefahren. Dieses Rückwärtsfahren geht über ca. 10 bis 12 Meter!! Hier ein klarer Verstoß gegen die Vorschrift. Das kann mit Fotos belegt werden.

Ein weiteres Problem mit der 'Sammelstelle': Beim Ausleeren der Mülltonnen fallen fast immer Müllreste auf die Straße. Die Müllwerker wurden mehrere Male daraufhingewiesen. Ein entrüstetes: "ham wir nichts mit zu tun, der Wind weht das schon weg" war der einzige Kommentar. Als Bürger ist man sprachlos. Also sieht die 'Sammelstelle' dem entsprechend aus. Dazu kommt, dass der 'Restmüll' nicht in den Kanal gekehrt werden darf (noch eine Vorschrift)! Dies kann auch mit Fotos belegt werden.

Die gesamte Problematik wurde allen Beteiligten (Verwaltung Stadt Stade, Firma Meyer, den Ansprechparnern oder Ratsherren der Parteien SPD, CDU, Grüne, dem Landkreis Landrat Roesberg, dem Umweltminister des Landes Niedersachsen schriftlich mitgeteilt mit der Bitte um eine Lösung für dieses Problem. Die Gründe (Behinderung, Alter usw.) wurden erläutert. Auf eine Antwort warten wir (16 Unterschriften) bis heute vergebens. Landrat Roesberg hatte sich herabgelassen ein kurzes ablehnendes Schreiben (lieblos und schroff) an mich zu senden.

Noch eine Bemerkung: 10 Jahre Wohnen in Stade bringen meinen Blutdruck auf hohe Werte. Als Bürger habe ich für viele versprochene Verbesserungen und nicht gehaltene Versprechen (auch schriftliche) kein Verständnis! Schaut euch die Stadt an: Müll und Farblosigkeit an vielen Ecken, Blumen werden gepflanzt aber nicht gepflegt, ungepflegte Einfallstraßen (z. B Altländer Straße), Spielplätze voller Unrat und selbst vor dem Rathaus welken die Blumen vor sich hin.

Redakteur:

Björn Carstens aus Buxtehude

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