Warum die Impfpflicht jetzt kommen muss
Impfen ohne Wenn und Aber
Jede Wette, der nächste Lockdown kommt bestimmt, habe ich im Juli in einem Kommentar geschrieben, der sich mit dem Beginn der vierten Welle beschäftigte. Bei der symbolischen Wette hätte ich gerne verloren. Schade, dass dem nicht so ist. In Sachsen und in manchen Gemeinden in Bayern mit einer Inzidenz von über 1.000 gibt es bereits Ausgangssperren.
An der Wortakrobatik von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) lässt sich das ganze Dilemma der fehlgeschlagenen Corona-Politik zwischen Flensburg und Konstanz ablesen: Das Wort Lockdown mag er nicht so gerne und verwendet lieber den Begriff "Wellenbrecher".
Seit dem Sommer wurde systematisch die Chance vertan, die vierte Corona-Welle auszubremsen. An mahnenden Worten aus der Wissenschaft hat es dabei nicht gefehlt. Offenbar sind die Pandemie-Simulationen aus der Wissenschaft für viele Landesregierungen wie für die geschäftsführende Bundesregierung und die Ampel-Koalitionäre nur Zahlenspiele, die so eintreten können oder auch nicht. Wir werden von der vierten Welle überrollt und das mit Ansage. Am Montag habe ich im Radio ein Interview mit einem sächsischen Ärztefunktionär gehört. Seine klare Aussagen: Wir werden die Triage einführen müssen. Heißt: Die Überlebenschance entscheidet darüber, ob ein Todkranker ein Intensivbett bekommt oder den Platz räumen muss.
Wer mir jetzt mit dem Argument auf Freiheitsrechte des Einzelnen kommt und damit die Impfpflicht ablehnt, sollte mal eine Intensivstation in Sachsen besuchen. Wir haben nicht nur das Recht auf Freiheit, wir haben gleichzeitig auch die Pflicht, nicht wie Egoisten zu handeln.
Auch wenn Österreich in mancherlei Hinsicht zurzeit politisch kein Musterländle ist, die dort ab Februar geltende Impfpflicht sollte für Deutschland ein Vorbild sein. Wenn wir Anfang 2023 das Impfen zur Pflicht machen, wird das nicht schlagartig die Pandemie besiegen. Aber wir dämmen zumindest die fünfte Welle ein.
Tom Kreib
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