Ein Blick auf Buxtehuder Strategien
Wie sind Stadt und Stadtwerke auf eine Gaskrise vorbereitet?

Wie groß der Gasmangel sein wird, kann derzeit noch niemand genau vorhersagen. Sparen sollte trotzdem jeder | Foto: Adobe lightfield studios
  • Wie groß der Gasmangel sein wird, kann derzeit noch niemand genau vorhersagen. Sparen sollte trotzdem jeder
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Die Energiekrise ist ein Thema, das die Schlagzeilen beherrscht. Wie ist Buxtehude, die Stadt als großer Gebäudebesitzer, wie sind die stadteigenen Stadtwerke als wichtigster Versorger der Hansestadt, vorbereitet? Das war das Thema einer Pressekonferenz mit der Verwaltungsführung und Stadtwerke-Chef Stefan Babis. Der Geschäftsführer warnte davor, nur Angst und Pessimismus zu verbreiten. Sowohl er als auch Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt betonten: "Wir spielen alle erdenklichen Szenarien durch." Regelmäßig trifft sich im Stadthaus eine Taskforce, um die aktuelle Lage zu bewerten und über mögliches Gegensteuern zu beraten.

Stefan Babis gab einen grundsätzlichen Überblick: Die Gaspreise gehen steil nach oben und das "wird uns über Jahre begleiten". Für die Stadtwerke sehe die Situation noch relativ entspannt aus, weil für 2022 und 2023 bereits große Mengen geordert worden seien. "Wenn die Importketten halten, stehen wir gut da." Die Preisentwicklung nach oben geht aber auch an den Stadtwerken nicht vorbei: Die am Donnerstag von der Bundesregierung beschlossene Gas-Umlage ab Oktober geben die Buxtehuder an ihre Kunden weiter. Babis rechnet in wenigen Tagen zudem mit der nächsten Umlage, die den teuren Einkauf von Flüssiggas für die großen Speicher in Deutschland absichern soll.

Wenn das Gas trotz aller Bemühungen dennoch versiegt, hat das spürbare Konsequenzen. Weil Privathaushalte geschützt sind, müssten zehn Gewerbebetriebe in Buxtehude, die große Mengen verbrauchen, vom Netz genommen werden. "Wir stehen mit denen in engem Kontakt", sagte Stefan Babis.

Auch das Alptraum-Szenario, Privatkunden bekommen kein Gas mehr, werde in den Fokus genommen. Denn: Das Gasnetz ist druckbasiert. Einzelne Straßen oder Häuser können nicht abgekoppelt werden. "Das würde nur in festen Clustern funktionieren", erklärte Babis. Problem nach einem vorübergehenden Lieferstopp: Jede einzelne Heizung müsste von Experten wieder in Betrieb genommen werden. Auch das sei etwas, was die Stadtwerke sicherheitshalber einkalkulieren. "Wir müssen sehen, wo wir dann die Manpower herbekommen." Sollte der Gasfluss wirklich enden, "wollen wir die Notfallpläne fertig in der Schublade haben", so Babis.

Die Stadt hat jede Heizung in ihren Gebäuden unter die Lupe genommen, erklärte Mandy Nagel, die unter anderem für alle städtischen Immobilien verantwortlich ist. "Eine pauschale Lösung zum Energiesparen gibt es dabei nicht", sagte sie. 82 Gebäude hat die Stadt untersucht. In 31 Prozent der Liegenschaften wurde die Heizung abgestellt, in elf Prozent teilabgeschaltet, in 36 Prozent der Immobilien wird das Sparpotenzial noch ermittelt und in 22 Prozent der stadteigenen Häuser könne nicht am Heizungsregler gedreht werden.

Außerdem werde jede Anlage unter dem Aspekt technischer Verbesserungen zum Einsparen von Energie betrachtet. Das ist etwas, das Geld kosten wird. Ralf Dessel, der auch für die Finanzen Buxtehudes verantwortlich ist, sieht dafür die notwendigen finanziellen Spielräume. "Die Einnahmen der Stadt sind derzeit so, wie prognostiziert."

Ein Thema, das mit Geld zu tun hat, aber nicht in der Verantwortung der Stadt liegt: soziale Härten, wenn Menschen ihre Gas- und Stromrechnung nicht mehr bezahlen können. "Auch dieses Thema haben wir im Blick", sagte Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt. Hier seien aber zuallererst Bund und Land gefordert. Wobei, auch das weiß die Verwaltung, Menschen in Not nicht in Berlin und Hannover, sondern im Fachbereich Wohnen und Soziales im Stadthaus Hilfe suchen werden. Wenn erforderlich, könne zusätzliches Personal herangezogen werden.

Bei allen berechtigten Sorgen will Stadtwerke-Chef Stefan Babis nicht nur von "schweren Zeiten" reden. "Wir müssen in der Krise auch die Chance erkennen", betonte er. Jeder könne den eigenen Energieverbrauch hinterfragen und absenken. Viele Stadtwerke-Kunden machen das bereits. Aktuell wird rund zehn Prozent weniger Gas von den Privathaushalten verbraucht.

Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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