WOCHENBLATT fragt bei Stader Experten nach
Preise für Wohnungen im Sinkflug?
Die Preise für Bestandswohnungen sinken. Das gilt auch für einst begehrte Metropolen wie Hamburg. Das Immobilienportal "immowelt" hat aktuelle Zahlen zu Preisrückgängen vorgelegt. In Hamburg sind im Vergleich zum Vorjahr die Preise für Bestandswohnungen laut "immowelt" um sieben Prozent zurückgegangen. Das hat auch Folgen für das Umland: Im Landkreis Harburg verringern sich die Preise um 9,4 Prozent, im Landkreis Stade um 9,2 Prozent. Ist das ein Trend nach unten, der anhält, können Käufer durch die sinkenden Preise die steigenden Kreditzinsen auffangen? Das WOCHENBLATT hat bei Rolf-Peter Koch von ISH Immobilien in Stade nachgefragt.
Der Fachmann spricht von einem "heterogenen Bild", nicht jede Immobilie muss weniger bzw. gleich viel weniger wert werden. Im Allgemeinen sind aktuell jedoch Preisrückgänge zu beobachten. Es gebe mehrere Faktoren, die letztendlich den Wert und damit auch den Erlös oder die Kaufsumme einer Bestandsimmobilie ausmachen. Neben den klassischen Aspekten wie Zustand, Ausstattung, Lage und Co. spielen die Zinsentwicklung und der energetische Standard eine wesentliche Rolle.
Konkret: Wie schätzt eine finanzierende Bank das Gebäude ein, wie hoch ist der für ein Geldinstitut nachhaltige und konkrete Beleihungswert und welche Risikoprämien ergeben sich daraus. Was im Umkehrschluss für einen Verkäufer, der einen möglichst guten Abschluss erzielen will, bedeutet: Erste Fragen zu Möglichkeiten der energetischen Sanierung und der sonstigen Investitionen sollten bereits beantwortet werden. "Es geht nicht um eine konkrete Planung, aber um Möglichkeiten", so Rolf-Peter Koch. Das könne auch beinhalten, dass es schon grundlegende Informationen über Fördermittel und Kostenschätzungen gebe. Ein Käufer könne damit seine Bank einfacher, durch mehr Transparenz, überzeugen - was letztendlich auch dem Verkäufer diene.
Darüber hinaus ist der Markt noch durch teilweise sehr hohe Verkaufspreiserwartungen von Verkäufern getrübt, die mit harten Fakten kaum begründet werden können. Dadurch können falsche Erwartungen geweckt werden. Diese stammen häufig noch aus den Erfahrungen der Nullzinspolitik ohne einen energiepolitischen Wandel. "Das ist verständlich, denn für viele Menschen ist ihre Immobilie eine emotionale Angelegenheit. Sie haben dort schließlich viele Jahre glücklich gelebt und in der Vergangenheit wurden im persönlichen Umfeld andere Erfahrungen gesammelt." Dafür wird aktuell jenseits jeder Preiskurve nach unten aber kaum jemand bezahlen wollen oder können.
An einen dauerhaften Preisverfall glaubt der Makler indes nicht. Der Grund: "Es werden aktuell spürbar weniger Neubauten errichtet." Gestiegene Zinsen und gestiegene Baupreise, gerade durch immer höhere Auflagen, sind der Grund. "Dadurch wird der Preisrückgang gebremst." Fehlen Neubauwohnungen, ist das Angebot geringer und der Bestand kann wieder interessanter sein. Was für den Fachmann außerdem für eine anhaltende Attraktivität von Bestandswohnungen spricht: Wenn durch steigende Zinsen und Kosten das Bauen für manche zu teuer wird, ist das Mieten vorerst die einzige Alternative. Steigende Mieten bei steigender Nachfrage machen Wohnungen daher auch als Investition attraktiv und ermöglichen Investitionen in die energetische Sanierung. Grundsätzlich rät Rolf-Peter Koch zu einem ganzheitlichen Blick und nicht dazu, sich von echten und vermeintlichen Trends bei Immobilienpreisen beeindrucken zu lassen.
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