Kreisjägertag in Harsefeld
Marderhunde werden geschossen und Rebhühner geschützt
Grün war am vergangenen Samstag die dominierende Farbe in der Harsefelder Schützenhalle. Dort ging es aber nicht um Parteipolitik - auch wenn politischen Themen durchaus angesprochen worden. In der Halle fand der 71. Kreisjägertag der Jägerschaft des Landkreis Stade statt.
Um beim Stichwort "grün" zu bleiben: Viele der Anwesenden sind bestimmt nicht auf die grüne Bundes-Umweltministerin und den niedersächsischen Ressortchef - ebenfalls ein Grüner - zu sprechen sein. Denn das Hin und Her beim Thema Wolf sowie die bisher nicht umgesetzten Ankündigungen, ein regionales Wolfsmanagement zu etablieren und auf eine rechtliche Grundlage zustellen, sorgen nicht nur bei den Tierhaltern, sondern auch bei den Jägern für Verärgerung. Angesichts der jüngsten Risse bei Deichschafen und den vielen Wolfsattacken im Vorjahr gehörte der Wolf natürlich zu den dominierenden Themen auf der Zusammenkunft. Aber auch andere Punkte auf der umfangreichen Tagesordnung gab es abzuarbeiten. Landrat Kai Seefried griff außerdem in seinem Grußwort verschiedene Aspekte auf, die für die Jäger von Belang sind (siehe weiter unten).
Vorweg ein paar Zahlen: Die Kreisjägerschaft Stade hat mit Stand von Ende Dezember 1.620 Mitglieder, davon sind 234 weiblich, was einer Quote von 14 Prozent entspricht. Der Anteil von Jugendlichen beträgt gerade mal ein Prozent. Im Jahr 2024 haben 51 Personen, davon 38 männlich und 13 weiblich, die Jägerprüfung abgelegt.
Inzwischen werden mehr Hasen als Füchse geschossen
Kein Kreisjägertag ohne Streckenbericht: Während beim Reh- und Damwild die Abschusszahlen im vergangenen Jahr konstant blieben (insgesamt fast 3.600 Tiere), wurden nach einem Einbruch im Jahr 2022 wieder etwas mehr Wildschweine erlegt. Mit 364 Tieren konnte aber das Niveau von 2020 bzw. 2021 noch nicht wieder erreicht werden. Beim Haarwild führen mittlerweile die Hasen die Strecke an und haben damit die Füchse abgelöst. Im Jahr 2023 wurden fast 2.600 Hasen geschossen (minus elf Prozent), bei den Füchsen waren es nur halb so viele (minus 21 Prozent). Das sah vor drei Jahren noch ganz anders aus: Im Jahr 2020 bekamen fast 2.000 Füchse eins auf den Pelz gebrannt, während es nur rund 1.100 Hasen waren.
Invasive Arten werden bekämpft
Wie Wolf und Fuchs gehören auch Marder, Iltisse und Hermeline zu den sogenannten Prädatoren. Da sie Jungtiere fressen oder auch Brutgelege plündern, werden sie ebenfalls bejagt. 703 Tieren wurden hier 2023 erlegt, was einen Rückgang von 15 Prozent bedeutet. Ebenfalls zu den Prädatoren zählen drei invasive Arten, die in der Region ursprünglich nicht heimisch sind und sich zum Teil rasant vermehren. Gemeint sind Waschbär, Marderhund und Nutria. Sie finden in unserer Gegend ideale Lebensbedingungen vor und bedrohen den Niederwild-Bestand. Hasen, Kaninchen und auch heimische Singvögel gehören zu ihrer Beute. Mit 326 Abschüssen blieb die Marderhund-Strecke im Jahre 2023 auf dem Niveau der Vorjahre. Mit 635 Tieren wurden etwas mehr erlegte Nutrias als im Jahr zuvor. Die Bejagung der Nutrias ist besonders wichtig für den Deichschutz. Die vom Äußeren an Bisamratten erinnernde Tiere höhlen den Deichkörper aus.
Erfolgreiches Rebhuhnprojekt
Durch Marderhund und Co. wird aber auch eine geschützte Tierart bedroht, deren Population in den vergangenen Jahrzehnten ohnehin rapide zurückgegangen ist. Gemeint sind die Rebhühner. Hier kann der Naturschutz-Obmann und zugleich zweiter Vorsitzender Kreisjägerschaft, Jens Hariefeld, auf ein erfolgreiches Schutzprojekt für das Rebhuhn verweisen. In mehreren Orten auf der Stader Geest wurden Maßnahmen umgesetzt, um in einem ersten Schritt die lokalen Restbestände zu stabilisieren und in einem zweiten Schritt den Rebhuhnbesatz zu steigern. Dazu gehörte auch, Fressfeinde zu verdrängen. Hariefeld verwies auf Zahlen aus Kutenholz. Dort wurden in vergangenen Jahren doppelt so viele Prädatoren entnommen wie sonst. Die Zahl der Rebhuhnpaare stieg innerhalb von zwei Jahren um 77 Prozent und weist jetzt Werte wie zuletzt Mitte der 1990er Jahre auf.
Rabenkrähen sind das am meisten bejagte Federwild
Zu den Feinden der Rebhühner gehören auch die Rabenkrähen, die sich an den Nestern zu schaffen machen. Rabenkrähen stellen das am meisten bejagte Federwild im Landkreis Stade dar. Mehr als 4.000 Tiere und damit so viel wie in den Vorjahren wurden 2023 im Landkreis Stade erlegt. Danach folgen fast gleichauf mit jeweils rund 2.000 geschossenen Tieren die Ringeltauben und Wildenten. Hier sind Rückgänge im Vergleich zu 2022 von 35 bzw. fast 40 Prozent zu verzeichnen. Grau-, Kanada- und Nilgänse nehmen mit zusammen rund 1.200 erlegten Tieren den vierten Rang an, wobei hier ebenfalls ein Minus von bis zu 40 Prozent zu verzeichnen ist. Platz fünf belegen die Fasane mit rund 750 geschossenen Exemplaren.
Jägerschaft ist größte Naturschutzverband
Landrat Kai Seefried hob die Bedeutung der Jägerschaft als größter Naturschutzverband im Landkreis Stade hervor. Er betonte die enge und gute Zusammenarbeit zwischen den zuständigen Kreisbehörden wie Naturschutzamt, Veterinäramt oder Waffen- und Jagdbehörde und der Kreisjägerschaft. Bindeglieder seien dabei u.a. Kreisjägermeister Axel Schuldt und Naturschutzobmann Jens Hariefeld. Seefired verwies auf verschiedene erfolgreiche Projekte, bei denen die Zusammenarbeit zwischen Jägern und Landkreis hervorragend klappte. Als Beispiele nannte er das Prädationsmanagement und den Wiesenvogelschutz in Nordkehdingen. Finanzielle Förderungen gibt es für das Rebhuhnschutzprojekt und das Kiebitzschutzprogramm.
Leichter haben es die Jäger seit Beginn dieses Jahres beim Thema Waffen. Seit Anfang 2024 ist der Landkreis Stade die zuständige Waffenbehörde für alle Waffenbesitzer im Kreisgebiet. Dies erleichtert Jägern die Abwicklung jagdrechtlicher und waffenrechtlicher Angelegenheiten, da sie nur noch eine Anlaufstelle haben. Trotz anfänglicher Herausforderungen, wie der Übernahme von Waffendaten aus anderen Verwaltungen, ist die zeitnahe Bearbeitung von Anliegen dank personeller Verstärkung gewährleistet.
Umgang mit dem Wolf: bisher nichts passiert
Als "Wendepunkt" in der deutschen Wolfsdebatte bezeichnete Seefried die Wolfsattacke von Gräpel mit 55 toten Schafen. Diese Rissereignisse des vergangenen Jahres und die Ankündigung von Änderungen im Umgang mit dem Wolf seitens des Umweltministeriums hätten zu Diskussionen geführt. Die Forderung nach einer wirklichen Bestandsregulierung und umsetzbaren Regelungen wurde laut. Doch trotz großer Ankündigungen sei die genaue Umsetzung immer noch unklar, so der Landrat. Er stellt fest: Wir haben keine Verordnung. Wir sind kein Wolfsgebiet. Wir haben keine wolfsfreien Zonen an den Deichen."
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