Meister Lampe im Scheinwerferlicht: Präsident der Landesjägerschaft auf nächtlicher Hasenzählung
(jd). Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft, kann eine frohe Botschaft verkünden: Die Zahl der Hasen, die über Niedersachsens Felder hoppeln, bleibt konstant. Rund elf Langohren pro Quadratkilometer tummeln sich auf den Wiesen und Äckern. Der Hasenbestand hat sich offenbar stabilisiert, nachdem er vor einigen Jahren stark zurückgegangen war. Um an die Zahlen zu kommen, begeben sich die Jäger auf nächtliche Zählpirsch. Das WOCHENBLATT begleitete Dammann-Tamke auf einer solchen Tour.
Sonntagabend: Tatort-Zeit. Doch Helmut Dammann-Tamke und seine Frau Birgit machen es sich nicht im Fernsehsessel bequem. Warm angezogen geht es auf Hasenzählung. Der nächtliche Besuch bei den Mümmelmännern sei spannender als mancher Tatort, meint das Jäger-Ehepaar schmunzelnd. Ihre Zählung erfolgt im Rahmen eines landesweiten Programms zur Wildtiererfassung, das seit 20 Jahren läuft und vom Wildtierinstitut an der Tierärztlichen Hochschule Hannover wissenschaftlich begleitet wird.
Jeweils dreimal im Frühjahr und im Herbst sind die Dammann-Tamkes in dem Revier rund um ihren Wohnort Ohrensen unterwegs. Im Geländewagen geht es mit offenem Fenster die Feldwege entlang: Rund 150 Meter weit reicht der Scheinwerfer, mit dem der Jäger-Präsident die Landschaft ausleuchtet. Wenn der Lichtkegel auf die Langohren trifft, verharren diese eine Sekunde lang in Schockstarre, dann flüchten sie quer über das Feld. Die gezählten Hasen werden später in einem Erfassungsbogen registriert.
Dank dieser sorgfältigen „Buchführung“ gibt es für das Ohrensener Revier, das sich als eines von vier Revieren im Kreis Stade am Zählprogramm beteiligt, eine genaue Statistik: „Ich habe 16 feste Zählstrecken, auf denen ich 268 Hektar ausleuchte“, berichtet Helmut Dammann-Tamke. Die schlechtesten Werte registrierte er im Herbst 1998 und im darauf folgenden Frühjahr mit jeweils ingesamt nur 26 Hasen. Spitzenwerte verzeichnete er im Frühjahr 2010 und im Herbst 2004 mit 93 bzw. 112 Hasen. Für diese Schwankungen in den Populationen seien in erster Linie nicht beeinflussbare Faktoren wie Witterung und Krankheiten verantwortlich, so der Jäger-Präsident.
Eine weitere Bedrohung für den Hasen stellt die immer intensivere Landwirtschaft dar: Der Lebensraum der Langohren werde durch größere Schläge zunehmend gefährdet, so Dammann-Tamke: „Wenn die Acker-Randstreifen mit ihrer großen Zahl an Wildkräutern weniger werden, schwindet auch eine wichtige Nahrungsgrundlage der Hasen.“ Abhilfe schaffen von der Jägerschaft unterstützte Blühstreifen-Programme für die Landwirtschaft.
Doch in Ohrensen scheint die Welt in Ordnung zu sein: Aus Rücksicht auf den WOCHENBLATT-Redakteur wurde die sonst dreistündige Zähltour auf eine halbe Stunde rund um den Dammann-Tamkeschen Hof beschränkt. Dort tummelten sich immerhin 15 Häschen. Die Langohren fühlen sich offenbar wohl in Ohrensen.
Nur jeder zehnte Junghase überlebt
Mit 21 Hasen pro Quadratkilometer im Frühjahr und 28 im Herbst ergab die Vorjahres-Zählung in Ohrensen durchschnittliche Ergebnisse. Inwieweit man sich um die Langohren sorgen muss, zeige sich nach der Herbstzählung, meint Helmut Dammann-Tamke: Erst der direkte Vergleich der Zahlen aus Frühjahr und Herbst sei aussagekräftig: „Wir sind zufrieden, wenn der Zuwachs über den Sommer mindestens 60 Prozent beträgt.“ Das bedeutet: Wenn von den zehn bis zwölf Jungen, die eine Häsin pro Jahr wirft, mindesten eines, manchmal auch ein zweites überlebt, ist das ein guter Wert. Liegen die Zahlen deutlich darunter, fällt die Treibjagd im Dezember aus. Hasen-Hochburgen im Kreis Stade sind übrigens Kehdingen und das Alte Land: auf den Marschböden fühlt sich Meister Lampe besonders wohl.
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