26 Jahre Wärme und Essen
Die Stader Wärmestube sucht Ehrenamtliche
Wer mittellos ist und im Winter kein Dach über dem Kopf findet, für den kann die Nacht tödlich enden. Deshalb laufen viele Obdachlose die Nächte durch und bleiben in Bewegung, bis sie am Tag einen geschützten Ort finden, an dem sie sich aufwärmen können. Die Wärmestube in Stade ist seit inzwischen 26 Jahren eine solche Anlaufstelle für alle Schutzsuchenden. Hier finden alle Hilfesuchenden die Möglichkeit auf ein warmes Getränk, eine stärkende Mahlzeit oder einen kurzen Plausch mit den Mitarbeitenden. "So geben wir unseren Gästen selbst mit einer einfachen Mahlzeit eine wichtige Tagesstruktur", sagt Michaela Hoffmann, die schon seit Beginn mit dabei ist und die Wärmestube gemeinsam mit Petra Epe leitet.
Gegründet wurde die Wärmestube 1996 durch eine Arbeitsgruppe im Kirchenkreistag. "Damals ging es durch die Nachrichten, dass die kalten Winter viele Todesopfer gefordert hatten", erinnert sich Hoffmann. "Und weil wir in Stade keine Asylmöglichkeiten hatten, haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir derartige Tragödien verhindern können." Da eine nächtliche Herberge ähnlich wie in Bremerhaven oder Cuxhaven zu der Zeit jedoch nicht zu stemmen war, organisierten rund zehn Ehrenamtliche im ersten Winter an zwei Tagen eine Wärmestube im Pastor-Behrens-Haus. Im nächsten Jahr zog die Wärmestube dann in den Hafen und bald überzeugten die Besucher die Ehrenamtlichen, die Wärmestube nicht nur im Winter, sondern das ganze Jahr über zu öffnen.
In den vergangenen 26 Jahren hat sich an der Arbeit der Ehrenamtlichen in der Wärmestube nicht viel geändert, stattdessen haben sich die Gäste verändert. "Am Anfang haben wir viele junge Menschen mit Abhängigkeiten versorgt", sagt Hoffmann. Heute sei das Publikum deutlich gealtert und viele Rentner seien hinzugekommen, die mit Einsamkeit und Altersarmut zu kämpfen haben. "Wir gehen aber davon aus, dass bald wieder mehr Jüngere hinzukommen, wenn die Gelder wegen der Krise knapper werden", sagt Hoffmann.
Auch für die Wärmestube waren die vergangenen Jahre nicht einfach. Zwar können die Ehrenamtlichen dank der Katholischen Heiligen-Geist-Kirche ihre Arbeit im zweiten Obergeschoss der Schiffertorsstraße 19a verrichten, ohne Miete zahlen zu müssen. Doch die steigenden Nebenkosten müssen sie selbst tragen und die zwanzig Ehrenamtlichen suchen dringend Verstärkung.
Wer sich für die Arbeit in der Wärmestube interessiert, darf zunächst dreimal hospitieren. "Und wer merkt, dass ihm die Arbeit nicht liegt, der darf zu jeder Zeit aufhören, ohne dass Fragen gestellt werden", sagt Michaela Hoffmann. "Wir wissen seit jeher, dass das Ehrenamt ein Geschenk ist, und schätzen jeden, der sich bei uns engagiert!" Wer in der Wärmestube aushilft, hat folgende Aufgaben: Zwischen 9 und 13 Uhr Essensspenden von Stader Bäckern und Schlachtern abholen und diese dann mit dem, was im Vorratsschrank gefunden wird, zubereiten. "Dabei ist auch eine gewisse Kreativität gefordert, aber wir kochen meist nur sehr einfache Mahlzeiten", sagt Hoffmann. Essen und Getränke werden dann für ein geringes Geld verkauft, dabei führen die Ehrenamtlichen genaue Listen über ihre Gäste. Neben dem Verkauf vermitteln die Ehrenamtlichen gerne auch bei Problemen (Wohnungsnot, Sozialamt). Gearbeitet wird abwechselnd in Zweierteams, sodass Neulinge schnell eingearbeitet werden.
• Die Wärmestube befindet sich in Stade in der Schiffertorsstraße 19a (2. OG), direkt neben dem Katholischen Altenheim und hat bis auf den August das ganze Jahr lang montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Kontakt: Diakonieverband Tel. 04141-41170
Redakteur:Svenja Adamski aus Buchholz |
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