Haben die Landkreise selbst mit der Schließung der Wertstoffhöfe für das asoziale Verhalten mancher Bürger gesorgt?
Illegale Müllentsorgung in den Landkreisen Harburg und Stade
(ce/thl/as/ts/tk/jab/mum). In Zeiten von Corona bleibt der Spaziergang im Wald eine der wenigen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Immer öfter jedoch wird der Naturgenuss getrübt: Bauschutt, Verpackungsmaterial, Farbeimer, Spielzeug, Küchengeräte oder Haushaltsabfälle werden einfach im Wald abgeladen und liegen gelassen. Auch der Grünschnitt wird so entsorgt. Auf Facebook und Co. häufen sich die Meldungen von illegal entsorgtem Müll. Werden jetzt einfach nur mehr Müllhalden von Spaziergängern entdeckt oder ist die illegale Müllentsorgung für einige zum Hobby geworden?
In Buxtehude hat die Stadtverwaltung unlängst einen dringenden Appell an die Bürger gerichtet: "Müllen Sie die Containerplätze nicht zu!". Die Mitarbeiter der Städtischen Betriebe Buxtehude (SBB) sind täglich, auch am Wochenende, mit Lkw unterwegs, um den Wildmüll einzusammeln. Von Grünabfall bis Sperrmüll wird dort weggeschmissen, was derzeit nicht auf den Deponien landen kann. Mehrere Container werden wöchentlich damit gefüllt und zwischengelagert.
In Stade hingegen könnten die Kommunalen Betriebe Stade (KBS) derzeit keine Zunahme von Wildmüll aufgrund der geschlossenen Deponien feststellen, teilte die Pressesprecherin der Stadt Stade, Myriam Kappelhoff, mit. Das Bild einer WOCHENBLATT-Leserin sagt da allerdings etwas vollkommen anderes.
In den vergangenen Wochen sei es zu einem Anstieg der Meldungen von Wildmüll im Landkreis Harburg gekommen, berichtet Kreissprecherin Katja Bendig. Im Wald abgeladen wurden u.a. Grünabfälle, Altholz oder Haushaltsmüll. "Die Abfallbehörde ahndet diese Verstöße. Die Kosten für die Entsorgung zahlt der Verursacher - gelingt es nicht, ihn ausfindig zu machen, zahlt der Landkreis - und damit letztendlich der Steuerzahler."
Auch im Landkreis Harburg hat das WOCHENBLATT ein paar illegale Entsorgungsplätze entdeckt:
Mitten im Klecker Wald haben Unbekannte eine großen Berg Bauschutt abgeladen.
Ein Altmetall-Container in Sottorf wurde zu einem Lager für Sondermüll umfunktioniert. Der Sottorfer Hermann Tamke berichtet von Altöl, Kunststoff, Gummikabeln und Küchengeräten sowie Kühlschränken, die neben dem Container abgeladen wurden
Nahe der Autobahn in Meckelfeld, an der Seevetalstraße zwischen Meckelfeld und Maschen sowie im Gewerbegebiet Beckedorfer Bogen warfen Unbekannte Müll achtlos in die Landschaft. Seevetals Gemeindesprecher Andreas Schmidt: "Die Verschmutzungen haben in den vergangenen Wochen zugenommen."
Zwischen Toppenstedt und Pattensen wurde gleich haufenweise illegal Müll entsorgt: "Abgeladen wurden hier mehrere Autokindersitze, Autotürverkleidung, elektronische Geräte wie Recorder und Drucker und auch Kinderspielzeug", ärgert sich Toppenstedts Bürgermeister Heinrich Nottorf. Auf einigen Kartons seien die Versandetiketten noch gut leserlich, die womöglich über den Zulieferer auch Hinweise auf den Empfänger geben könnten. Die Gemeinde hat den jüngsten Umweltverstoß beim Landkreis und der Polizei angezeigt. "Es handelt sich hier nicht um ein Kavaliersdelikt, sondern um eine Straftat, die der uns umgebenden Natur nachhaltig Schaden zufügt", so Heinrich Nottorf.
In der Samtgemeinde Jesteburg scheint es keine Probleme mit illegal entsorgtem Müll zu geben. "Uns liegen derzeit noch keine Informationen über illegale Müllablagerungen in der freien Natur oder im Wald vor", sagt Thomas Burmester, Fachbereichsleiter "Bürger und Bauen" in Jesteburg. "Wenn wir solche Vorkommnisse hätten, würde zunächst der Bauhof der Gemeinden Bendestorf, Harmstorf und Jesteburg tätig werden und den Abfall zum Bauhof bringen. Von dort wird er dann von der Abfallbehörde übernommen." Eine schnelle Reaktion habe sich in der Vergangenheit bezahlt gemacht, damit möglichst Nachahmer vermieden werden.
"Ja, Müllentsorgung ist ein Thema, wobei es eher der Grünabfall ist", sagt Hanstedts Samtgemeinde-Bürgermeister Olaf Muus.
Illegalen Müll melden
Das Ablagern von Abfällen in der freien Landschaft (z.B. im Wald, auf Feldern) oder auf öffentlichen Straßen (z.B. neben Containern, auf dem Bürgersteig) ist verboten und wird als widerrechtliche Abfallentsorgung mit einem Bußgeld geahndet. Je nach Abfallart werden in Niedersachsen bis zu 50.000 Euro fällig.
Grün- und Gartenabfälle (z.B. Rasenschnitt, Laub, Baumwurzeln) dürfen ebenfalls nicht in der freien Landschaft oder auf öffentlichen Straßen abgelagert werden. Auch hier wird ein Bußgeld fällig, für eine Kofferraumladung Grünschnitt fallen z.B. rund 100 Euro an.
Wer illegal entsorgten Müll entdeckt, kann ihn bei der Abfallwirtschaft seines Landkreises melden: Landkreis Stade: www.abfall.landkreis-stade.de/leistungen/wildmuell; Landkreis Harburg: www.landkreis-harburg.de, Suchwort: Wilder Müll.
Auch über die App "Müll weg" oder unter www.muell-weg.de kann der Müll gemeldet werden.
Kompostplätze, Abfall- und Wertstoffannahmestellen: Entsorgungsanlagen öffnen am Donnerstag, 23. April, wieder
(bim/jab/nw). Die aufgrund der Corona-Pandemie geschlossenen Entsorgungsanlagen öffnen wieder:
Landkreis Harburg
Die Kompostplätze und Abfallannahmestellen Drage und Tostedt, die Wertstoffannahmestelle Hanstedt und der Kleinanliefererplatz der Müllumschlaganlage Nenndorf sind ab Donnerstag, 23. April, wieder geöffnet. Elektroschrott kann bei der Firma Re-El, Königsgrund 1 in Buchholz, abgegeben werden. Grünabfallkleinmengen können durch Bürger aus dem Landkreis Harburg voraussichtlich ab 2. Mai beim Abfallwirtschaftszentrum Buxtehude-Ardestorf angeliefert werden.
Die Öffnung der Entsorgungsanlagen für Direktanlieferer erfolgt allerdings mit Auflagen. So wird die Zahl der Anlieferer, die sich auf einer Anlage aufhalten dürfen, beschränkt. In Tostedt und Drage dürfen maximal neun Anlieferer anwesend sein, davon sieben im Bereich Grünabfall. In Hanstedt und Nenndorf wird die Zahl der Anlieferer auf sechs begrenzt. Die Bürger werden gebeten, die nächstgelegene Anlage zu nutzen.
Die Öffnungszeiten aller Anlagen werden zum Start für die ersten zwei Wochen ausgeweitet. Vom 23. April bis 7. Mai gelten folgende Öffnungszeiten (sonnabends nur für Privatanlieferer):
Müllumschlaganlage Nenndorf: montags bis freitags 8 bis 17 Uhr, sonnabends 8 bis 15 Uhr;
Müllannahmestation und Kompostplatz Drage: montags und mittwochs 8 bis 17 Uhr, sonnabends 8 bis 15 Uhr;
Kompostplatz Tostedt: dienstags und donnerstags 8 bis 17 Uhr, sonnabends 8 bis 15 Uhr;
Wertstoffannahmestelle Hanstedt: montags und mittwochs 8 bis 17 Uhr, sonnabends 8 bis 15 Uhr.
Die Annahmestellen Hittfeld II und Salzhausen sind ebenfalls ab 23. April zu den regulären Öffnungszeiten zu erreichen.
Ab dem 8. Mai gelten auf allen Anlagen im Landkreis Harburg die regulären Öffnungszeiten.
Landkreis Stade
Nachdem das AWZ Stade-Süd geöffnet wurde, folgt am 2. Mai auch das AWZ Buxtehude-Ardestorf. Beide sind montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr und samstags von 8 bis 14 Uhr nur für zwingend notwendige Anlieferungen geöffnet.
Grünabfälle werden ebenfalls ab dem 2. Mai bei den Kompostierplätzen in Freiburg (Mühlenweg), Horneburg (Am Poggenpohl), Harsefeld (Im Sande) und in Sauensiek (Holveder Weg) entgegengenommen. Die Annahmestellen öffnen samstags von 8 bis 12 Uhr. Freiburg ist außerdem mittwochs von 17 bis 19 Uhr geöffnet und Harsefeld mittwochs und freitags von 14 bis 18 Uhr sowie ausnahmsweise die beiden Samstage 2. Mai und 9. Mai ganztägig von 8 bis 16 Uhr.
Zudem sind ab dem 2. Mai von 9 bis 12 Uhr die mobilen Sammelstellen für Grün- und Gehölzabfälle in der Gemeinde Jork, der Samtgemeinde Lühe, der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten sowie in den Gemeinde Ahlerstedt und Drochtersen geöffnet.
Die genauen Termine für 2020 gibt es in der Abfall-Info Broschüre oder online auf www.landkreis-stade.de (Suchwort „Abfallannahmestellen“)
Redakteur:Anke Settekorn aus Jesteburg |
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