Ein Vorbild für den HVV?
(jd). Junge Leute fahren zum Sparpreis: Der "Nachbar"-Tarifverbund VBN bietet ein "Jugend-Freizeit-Ticket" an. "Tolle Idee" - Das wird sich so mancher Jugendliche beim ersten Blick auf die in allen EVB-Zügen ausliegenden schwarz-gelben Faltblätter denken. Das darin beworbene Angebot klingt verlockend: Mit einem "Jugend-Freizeit-Ticket" zum kleinen Preis einen Monat oder ein Jahr lang mit Bus und Bahn durch die Gegend fahren. "Pech gehabt" ist beim näheren Hinsehen dann sicher der nächste Gedanke: Das Ticket zum Taschengeldpreis wird nämlich nicht vom HVV herausgegeben, sondern vom benachbarten Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN). Der landete mit der Spar-Fahrkarte für Schüler und Auszubildende bis 20 Jahre einen Volltreffer: Jährlich werden rund 83.000 Monats- und 43.000 Jahrestickets verkauft.
"Das 2010 eingeführte Jugend-Freizeit-Ticket ist ein Erfolgsmodell", erklärt VBN-Pressesprecher Eckhard Spliethoff. Dahinter stecke folgende Idee: Jugendliche seien nachmittags oder an Wochenenden häufig unterwegs, um Freunde zu treffen, Shoppen zu gehen, Konzerte zu besuchen oder in der Disco zu feiern. "Da summieren sich die monatlichen Fahrkosten locker auf 50 Euro oder mehr", rechnet Spliethoff vor. Das Freizeit-Ticket, das werktags ab 14 Uhr und am Wochenende ganztägig gültig sei, koste hingegen nur 12,50 Euro im Jahresabo oder 19 Euro als Monatskarte. "Eine tolle Sache für junge Leute mit schmalem Geldbeutel", meint der VBN-Sprecher.
Das Ticket beschere jährliche Einnahmen von immerhin rund zwei Millionen Euro, so Spliethoff. Zwar verkaufe man dadurch weniger Einzelfahrscheine, doch unterm Strich rechne sich das Angebot. "Viele Jugendliche, die vorher von ihren Eltern kutschiert wurden, sind nun auf öffentliche Verkehrsmittel umgestiegen", freut sich Spliethoff. Er wundert sich, dass der HVV noch nicht nachgezogen ist.
Beide Verkehrsverbünde lassen sich von der Struktur annähernd miteinander vergleichen: Die Tarifgebiete umfassen jeweils eine Großstadt, um die sich mehrere Landkreise gruppieren. Ähnlich dürften auch die Interessen der Jugendlichen gelagert sein: Wer im VBN-Gebiet wohnt, tourt am Wochenende in die "City" nach Bremen oder will abends nach Rotenburg oder Verden ins Kino. Im HVV-Bereich gilt das analog für Hamburg, Stade oder Buchholz.
Das WOCHENBLATT fragte in der HVV-Zentrale nach, ob man sich das Bremer Erfolgsmodell nicht zum Vorbild nehmen wolle: "Wir haben bereits eine Hamburger Variante", erklärte Pressesprecherin Silke Seibel. Es gebe eine sogenannten "Freizeitpass" für Schüler: Für monatlich 7,50 Euro dürften Jugendliche ab 15 Jahren weiter Tickets zum Kinderpreis lösen.
Doch ein gleichwertiges Angebot ist das nicht: Das "Jugend-Freizeit-Ticket" des VBN umfasst einen viel größeren Personenkreis und ist vor allem für diejenigen, die häufig auf Achse sind, wesentlich günstiger. Außerdem: Welcher Jugendliche hat schon Lust, bei jeder Fahrt zusätzlich zur Monatskarte ein weiteres Ticket lösen zu müssen.
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