Iris Apotheke in Maschen
"Lauterbach fährt Apotheken an die Wand"

Lisa Schrader, Inhaberin der Iris-Apotheke in Maschen, mit dem Buch zur Errechnung der Hilfstaxe (Abrechnungsgrundlage für das Herstellen von Medikamenten in Apotheken) | Foto: sra
  • Lisa Schrader, Inhaberin der Iris-Apotheke in Maschen, mit dem Buch zur Errechnung der Hilfstaxe (Abrechnungsgrundlage für das Herstellen von Medikamenten in Apotheken)
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Die guten Zeiten der Apotheken sind wohl vorbei. Es gehe aber schon lange nicht mehr darum, sich "eine goldene Nase" zu verdienen, sondern schlichtweg um die Existenzen der pharmazeutischen Ausgabestellen.
Lisa Schrader, Inhaberin der Iris-Apotheke in Maschen und einer weiteren Filiale in Hamburg (Pelikan Apotheke am Großneumarkt), ist unzufrieden mit den Aussagen des aktuellen Gesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD).
Im vergangenen Jahr gab es deutschlandweit drei Apothekenprotesttage, um auf verschiedene Missstände aufmerksam zu machen. Das WOCHENBLATT berichtete mehrfach.

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Die Hauptforderungen der Maschener Apothekerin lauten: höhere Honorare, also höhere Festzuschläge inklusive einer regelmäßigen Überprüfung dieser und deutlich weniger Retaxation.
Kurze Erklärung zu den Honoraren: Eine Apotheke verdient ihr Geld an ihren ausgegebenen, also verkauften Medikamenten. Um den Wettbewerb zu regulieren, gilt für alle verschreibungspflichtigen Fertigarzneimittel der gleiche Satz und ist bundesweit einheitlich geregelt.
Dieser Satz liegt aktuell bei 8,35 Euro plus drei Prozent des Grundpreises des Arzneimittels.
"Zu gering", sagt Lisa Schrader. Schrader weiter: "In diesem vor elf Jahren um 0,25 Euro angepassten Honorar fehlen viele Arbeitsleistungen, die eigentlich in irgendeiner Art und Weise vergütet werden müssten."
Die Apothekerin meint damit zum Beispiel die Recherchearbeit zum Ersetzen von den gewünschten Arzneien, wenn "mal wieder" ein Lieferengpass bei Medikamenten bestünde.

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"Das kostet in Summe viel Zeit. Zeit, die wir umsonst arbeiten", so die erfahrene Apothekerin.

Hintergrund Retaxation: Eine Apotheke kauft ein Medikament ein, lagert es und gibt es dann an den Patienten aus.
Dafür bekommt die Apotheke von dem Patienten je nach Art des Medikaments maximal zehn Euro.
Den gesamten Rest, welcher häufig sehr weit über zehn Euro liegt, erhalten die Ausgabestellen von den gesetzlichen Krankenkassen zurück.
Diese kann aber eine Verweigerung der Erstattung durchführen.

"Ein Beispiel einer unnötigen Retaxierungder Krankenkassen ist zum Beispiel, wenn die Unterschrift des Arztes auf einem Rezept nicht eindeutig erkennbar ist, oder der Stempel zu undeutlich ist", so Schrader. "Natürlich ist es unsere Pflicht, das zu prüfen und zu bewerten, tun wir auch, aber wir können den Patienten mit einem gültigen Rezept und Schmerzen ja nicht einfach wieder nach Hause schicken, weil eine Unterschrift zu schlecht erkennbar sei. Müssten wir aber."

Zusätzliches Problem

Wenn Apotheken in den Filialen selber Medikamente herstellen, zum Beispiel Salben, werden diese Kosten anhand der sogenannten Hilfstaxe berechnet.
Der entsprechende Vertrag (zwischen gesetzlichen Krankenkassen und dem Deutschen Apothekerverband) wurde aufgrund nicht akzeptierter gestiegener Kosten bei der Rezeptur seitens der Krankenkassen, Ende letzten Jahres vom Deutschen Apothekerverband (DAV) gekündigt.
"Dieser vertragslose Zustand koste die Kassen viel Geld und die Apotheken viel Zeit und somit ebenfalls Geld", so Schrader.

Um auf die Missstände aus Apothekensicht aufmerksam zu machen, lud Lisa Schrader Svenja Stadler (SPD, Landtagsabgeordnete aus dem Landkreis Harburg) Ende letzten Jahres in ihre Apotheke nach Maschen ein. Stadler schaute sich die Lage vor Ort an und hörte zu.
Im Anschluss an den Besuch versicherte die Politikerin Schrader, nach Aussage der Apothekerin, mit Karl Lauterbach zu sprechen und sich wieder mit Schrader in Verbindung zu setzen.
Trotz mehrmaliger Kontaktversuche der Apothekerin blieb die nachträgliche Meldung seitens Stadler bis Redaktionsschluss aus.

Kollaps des Apothekensystems verhindern
Redakteur:

Sven Rathert aus Seevetal

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