Mahnende Worte beim 19. Stader Wirtschaftstag
"Wenn Sie einen Technologiesprung verpassen, sind Sie draußen"
Er rief dazu auf, einen Blick in die Zukunft zu werfen: „Sie werden die Welt von 2044 nicht wiedererkennen“, versprach Dr. Nick Lin-Hi seinen rund 80 Zuhörern beim 19. Stader Wirtschaftstag am vergangenen Freitag im historischen Stader Rathaus. Ob das allen gefallen werde, bezweifle er. Doch an einer Sache gäbe es keinen Zweifel: „Die Welt dreht sich weiter – ob mit oder ohne Sie.“ Damit appellierte der Professor für Wirtschaft und Ethik an der Universität Vechta eindringlich, mit der Zeit zu gehen. Er unterstrich die Bedeutung von CSR (Corporate Social Responsibility). Dies bedeute, nicht nur Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen, sondern auch Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen.
Innovationsprozesse mit Herzblut angehen
Bei seinem Vortrag zur „Unternehmensführung im Zeitalter des disruptiven Wandels“ machte Lin-Hi deutlich, dass die Entscheider in Betrieben Innovationsprozesse mit Herzblut angehen und vorleben müssten, um die Mitarbeiter und letztlich das Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Er warnte eindringlich vor halbherzigem Handeln und betonte die Rasanz beim nicht aufzuhaltenden Fortschritt in der Technologie anhand des Mooreschen Gesetzes.
Gordon Moore stellte im Jahr 1965 die These auf, dass sich die Anzahl an Transistoren, die in einen Schaltkreis festgelegter Größe passen, alle zwölf Monate verdoppeln würden. Genauso sei es gekommen. Würde man allein den Arbeitsspeicher aus einem heutigen Smartphone im Jahre 1965 anbieten, wäre man auf einen Schlag Milliardär. Wichtig sei die richtige Perspektive: Man dürfe nicht den Fehler machen, mit dem Technologiebild von heute in die Zukunft zu schauen. Wenn es darum gehe, Roboter als völlig selbstverständlich integrierte Familienmitglieder zu sehen, dann dürfe man nicht das Bild eines heutigen Staubsaugerroboters vor Augen haben. Stattdessen gehe es um einen Humanoiden, der nicht mehr von einem Menschen zu unterscheiden sei.
Dabei zeichnete Dr. Nick Lin-Hi ein aus heutiger Sicht utopisches Bild: „In naher Zukunft werden die Neugeborenen eine Lebenserwartung von 200 Jahren haben. Und das ist pessimistisch gedacht.“ Zumindest müssten wir davon ausgehen, wenn man den heutigen medizinischen Fortschritt betrachte. "Wenn wir erst erkennen, was passiert, ist es zu spät, um zu reagieren."
In einer Zeit, in der sich die Technologie rasant weiterentwickelt und neue Möglichkeiten eröffnet, sei es daher entscheidend für Unternehmen, Schritt zu halten und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Als Beispiel eines Unternehmens, das nicht Schritt halten konnte und den Anschluss verloren hat, nannte Dr. Nick Lin-Hi den Weltkonzern Nokia. Dieser habe zu zögerlich auf die Entwicklung des Smartphones reagiert und sich nicht rechtzeitig den Veränderungen angepasst. Und das passiere, wenn man nicht mit der Zeit gehe: "Marktführer verschwinden von der Bildfläche", so Lin-Hi. „Wenn Sie einen Technologiesprung verpassen, sind Sie draußen.“ Im Fall Nokia habe es von der Weltspitze bis zum endgültigen Abschließen des Werkstores nur acht Jahre gedauert, weil man den technologischen Wandel verschlafen habe.
Gemeinsame Verantwortung - und eine gute Basis
Im anschließenden Talk (moderiert von Vivien Dirksen, IHK) wurde noch einmal hervorgehoben, wie in Stade das soziale Engagement, die ehrenamtliche Arbeit und die Unterstützung von sozialen Projekten in der Gemeinschaft bereits gelebt werden, wodurch Unternehmen einen positiven Beitrag zur Lösung sozialer Probleme leisten und das Leben von Menschen verbessern – alles Grundlagen der CSR. Teilnehmer der Runde waren Amir Afschartabbar (Stade aktuell e.V.), Matthias Bunzel (Hansestadt Stade), Thomas Pauli (Stade 21), Prof. Dr. Nick Lin-Hi und Christoph von Speßhardt (IHK). Dieser fasste mit einem der wichtigsten Aspekte von CSR die Veranstaltung abschließend treffend zusammen.
Sucht man im Web nach einer Erklärung für Corporate Social Responsibility, wird die Einhaltung ethischer Grundsätze und die Förderung von Transparenz in den Geschäftspraktiken als entscheidend benannt. Unternehmen sollten sich ehrlich und offen gegenüber ihren Kunden, Mitarbeitern und der Öffentlichkeit verhalten und sicherstellen, dass ihre Geschäftsaktivitäten den höchsten ethischen Standards entsprechen. Und dafür, so Christoph von Speßhardt, stehe die IHK in Stade seit je her: „Für ehrbare Kaufleute.“
Indem sie ihre Verantwortung ernst nehmen und sich für das Gemeinwohl einsetzen, können sie dazu beitragen, positive Veränderungen herbeizuführen und eine nachhaltige Zukunft für alle zu schaffen.
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